Gehälter der Chefs

Was Führungskräfte 2013 verdienen

21.03.2013 von Hans Königes
Besonders im IT-Management lässt sich dank üppiger Boni viel Geld verdienen. Das ergab eine Vergütungsstudie von Personalmarkt und der Computerwoche.
Finanzielle Anreize und Wohlfühlleistungen müssen Unternehmen bieten, um IT-Führungskräfte zu gewinnen.
Foto: K.-U. Häßler - Fotolia.com

Christof Müller ist Personal-Manager. Sein Arbeitgeber, Immobilienscout24, gehört nicht mehr zum Kreis der coolen Startups, was die Ausgangslage nicht unbedingt einfacher macht. Auch handelt es sich nicht um einen Konzern, der die Möglichkeit hat, mit üppigen Gehältern zu locken. Umso wichtiger ist es für Müller und seine Kollegen, vielversprechenden Bewerbern zu verdeutlichen, dass sein Unternehmen ein attraktiver Arbeitgeber ist, der auf vielen anderen Gebieten punkten kann. Und das gelingt: Immerhin gehört die Berliner Online-Plattform zu den Siegern im Arbeitgeberwettbewerb Great Place to Work. Besonders positiv wurden darin die Unternehmenskultur, der Teamgeist und die Förderung der Mitarbeiter bewertet.

Vor allem eine auf Vertrauen basierende Unternehmenskultur ist etwas, was sich schnell herumspricht und womit Unternehmen punkten können. Jürgen Rohrmeier, Personalberater und Vorstandsmitglied der Pape Consulting Group in München, betont, dass sich Unternehmen heute richtig anstrengen müssen, um gute Fach- und Führungskräfte zu bekommen: "Die Kunst besteht darin, einen IT-Leiter zu einem Mittelständler nach Mühldorf zu holen." Und das ist laut Rohrmeier keineswegs ein aussichtsloses Unterfangen.

Die Mischung aus finanziellen Anreizen und Wohlfühlleistungen muss stimmen - darin sind sich Personalprofis einig. Noch immer herrscht eine manchmal recht große Diskrepanz zwischen dem, was Arbeitgeber zu zahlen bereit sind, und dem, was Bewerber verlangen. Personalberater Rohrmeier sagt: "Vielen Kandidaten muss ich absagen, weil die Arbeitgeber kein Entgegenkommen signalisieren, wenn es um das Gehalt geht." Andererseits sei heute vielen Firmenchefs bewusst, dass sie für eine gute IT-Fachkraft etwas tiefer als geplant in die Tasche greifen müssen. "Da muss dann der Mittelständler in der Provinz auch mal 80.000 Euro Jahresgehalt für einen erfahrenen Projektleiter springen lassen", so Rohrmeier. Für 50.000 Euro werde der sicher nicht aufs Land ziehen.

Hartes Los: Sandwich-Manager

Christof Müller, Immobilienscout 24: "Mittlere Manager müssen viel Druck von oben und unten aushalten können."
Foto: Immobilien Scout GmbH

Am schwierigsten zu finden sind die sogenannten Sandwich-Manager, wie Müller und Rohrmeier unabhängig voneinander berichten. Es geht um diejenigen, die ein Team führen können und gleichzeitig fachlich fit sind. Außerdem müssen sie belastbar sein und den Druck von oben wie von unten aushalten. Und obendrein, ganz wichtig, müssen sie in das Unternehmen und in ihre Mannschaft passen. Denn so viel hat sich inzwischen herumgesprochen: Bewerber kommen wegen guter Konditionen, attraktiver Aufgaben und einem positiven Image des Arbeitgebers. Und sie gehen wegen des direkten Vorgesetzten. Deshalb avanciert der Sandwich-Manager zur Schlüsselfigur und das sollte - auch finanziell - honoriert werden.

Ein Großteil der IT-Manager, die sich je nach Unternehmensgröße und Status in Gruppen-, Abteilungs- oder Bereichsleiter unterteilen lassen, stecken in dieser Sandwich-Position. Daher überrascht es nicht, dass sie laut Personalmarkt-Studie im Durchschnitt auf eine Gehaltssteigerung von 7,5 Prozent kommen. Das heißt konkret: Das Gehalt des IT-Managers über alle Funktionen hinweg ist von 106.380 Euro auf 114.450 Euro pro Jahr gestiegen. Gemeint sind bei diesen und allen anderen hier genannten Gehaltszahlen die Jahresgesamtbezüge, also das Fixgehalt plus variablen Anteilen wie Boni und Prämien.

Die Studie

Die Vergütungsstudie "IT-Funktionen 2012/2013" kann zum Preis von 599 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkostenpauschale) über die Homepage von Personalmarkt (www.personalmarkt.de) bestellt werden. Die Studie richtet sich an Geschäftsführer, Personalleiter und Personalverantwortliche aus der IT-Wirtschaft sowie an Personal- und Unternehmensberater.

Wer hat mitgemacht?

- An der Studie haben sich 47 IT-Unternehmen und Anwenderfirmen beteiligt, die insgesamt 2413 Gehaltsdatensätze geliefert haben.

- Weitere 12.668 Datensätze stammen aus Direktbefragungen von Fach- und Führungskräften. Insgesamt sind so 15.081 Datensätze in die Studie eingeflossen.

Zur Methode

- Personalmarkt hat Höhe und Struktur der Gehälter von 28 Funktionen ausgewertet.

- Innerhalb einer Funktion wurde nach Anspruchsstufen differenziert: Die Gehälter von IT-Beratern etwa sind vom einfachen Consultant bis hin zum Manager mit Personalverantwortung analysiert worden.

- Die Gehälter für alle Funktionen wurden getrennt nach unterschiedlichen Firmengrößen ausgewertet.

- Berechnet wurden das Gesamt- und das Grundgehalt sowie alle Nebenleistungen.

Nur Führungskräfte profitieren

Tim Böger, Studienprojektleiter und Geschäftsführer von Personalmarkt, zeigt sich angesichts des Ergebnisses dennoch ein wenig überrascht: "Qualifizierte Fach- und Führungskräfte sind zunehmend rar, aber nur die Gehälter von Managern sind im vergangenen Jahr kräftig angestiegen. Ob auch die Einkommen von Fachkräften zulegen, bleibt abzuwarten."

Böger beobachtet, dass sich die doch recht üppigen Gehaltssteigerungen für das IT-Management, die auch schon in früheren Jahren großzügiger ausfielen als bei den Fachkräften, in erster Linie aus Bonuszahlungen speisen. "Gehaltstreiber sind vor allem die Bonusregelungen", sagt der Personalexperte. Ein extremes Beispiel aus der aktuellen Studie ist der Anstieg des variablen Gehalttsanteils von Bereichsleitern in den Systemhäusern: Er ging um 24 Prozent auf 55.480 Euro hoch.

Rohrmeier sieht ebenfalls den Trend zu variablen Vergütungsmodellen: "Selbst für Positionen ohne Führungsverantwortung werden sie selbstverständlich." Und Personalpraktiker Müller bestätigt, dass Immobilienscout24 unterschiedliche Modelle variabler Vergütung eingeführt habe, von 80-zu-20- bis zu 50-zu-50-Prozent-Regelungen. In diesen Fällen bekommen die Fach- und Führungskräfte die Hälfte bis zu 80 Prozent ihres Gehalts als Fixum, der Rest fließt nur dann, wenn individuelle oder Unternehmensziele erreicht wurden.

Banken zahlen noch immer am besten

Neben der Position im Unternehmen sowie seiner Größe und geografischen Lage ist aber vor allem die Branche, in der man sich bewegt, entscheidend. Ein Beispiel dafür sind die Bereichsleiter. In großen Anwenderunternehmen - etwa in der Bankenwelt - kommt ein IT-Bereichsleiter im Durchschnitt auf 264.100 Euro Jahreseinkommen (inklusive Boni, die bei ihm derzeit rund 71.850 Euro ausmachen).

Was IT-Chefs verdienen: Tortz Imageproblemen und Krisengerede - die Finanzdienstleister bleiben auch in der Bezahlung der IT-Mitarbeiter Spitzenreiter. (Angaben in Euro pro Jahr; Quelle: Personalmarkt
Foto: Personalmarkt

In Softwarehäusern erreichen die Bereichsleiter immer noch ein Salär von 165.400 Euro, wovon 37.200 Euro variabel ausgezahlt werden. Abteilungsleiter verdienen im Durchschnitt deutlich weniger. Besonders auffällig ist das Gefälle in der Bankenwelt, wo der Abteilungsleiter mit einem alles enthaltenden Zielgehalt von 116.330 Euro nicht einmal halb so viel wie ein Bereichsleiter verdient. Personalmarkt hat als variablen Anteil bei den Abteilungsleitern im Mittel 15 bis 20 Prozent errechnet. Und trotz Krisengerede beträgt der Gehaltszuwachs bei den Banken-Managern in dieser Hierarchiestufe 4,5 Prozent, die Abteilungsleiter in den Softwarehäusern müssen sich dagegen mit einem Plus von 0,5 Prozent begnügen und erreichen knapp die Marke von 100.000 Euro Jahresgehalt.

Etwas kleiner fallen die Gehaltsunterschiede zwischen Bereichs- und Abteilungsleitern in der Automobilindustrie aus, wo der IT-Abteilungsleiter rund 100.000 Euro jährlich nach Hause bringt und damit zirka 85.000 Euro weniger verdient als sein direkter Vorgesetzter. Noch geringer, aber immer noch groß ist die Differenz zwischen diesen beiden Positionen in Systemhäusern: Hier liegen etwa 70.000 Euro zwischen den Hierarchiestufen.

Der Gruppenleiter, der direkt unterhalb des Abteilungsleiters steht, bewegt sich mit seinem Jahreszielgehalt - also Grundgehalt plus Prämien - im Durchschnitt zwischen 65.500 Euro in Beratungs- und Systemhäusern und 82.900 Euro in der Bankenwelt. Auf dieser Hierarchieebene fallen die leis-tungsbezogenen Anteile kleiner aus: Gruppenleiter werden nur zu durchschnittlich zehn bis 15 Prozent variabel entlohnt, wie Personalmarkt errechnet hat.

Eine Extragruppe bilden die Projektleiter, die sich in der Hierarchie meistens zwischen Abteilungs- und Gruppenleitern bewegen. Sie haben gehaltlich in den letzten Jahren mächtig aufgeholt und verdienen heute oft mehr als Gruppenleiter. Das ist nachvollziehbar, denn gute Projektleiter mit profunden Führungs-, Betriebswirtschafts- und Fachkenntnissen gelten als die ungekrönten Könige und bewegen sich gehaltlich manchmal sogar auf Geschäftsführer- oder Bereichsleiterniveau.

Projektleiter verdienten 2012 je nach Branche zwischen einem und sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Spitzenreiter ist der Projektleiter in Banken mit 94.840 Euro (Vorjahr 89.100 Euro). Das Schlusslicht bilden die Softwarehäuser, wo durchschnittlich 67.750 Euro (Vorjahr 66.250 Euro) zu verdienen sind. Eine Erklärung für dieses Gefälle ist sicher, dass die Softwarehäuser mittelständisch organisiert sind und Banken Konzernstrukturen aufweisen.

Nicht unbedingt zu den Siegern im Gehaltspoker dürften sich die Vertriebler zählen, da das Plus für ihre Verhältnisse mit rund drei Prozent eher durchwachsen ausfällt. In der IT-Industrie erreichen sie ein Zielgehalt, also die Summe aus festem und variablem Anteil, von 134.850 Euro (Vorjahr 131.200 Euro), wobei der variable Anteil etwa 40 Prozent ausmacht. Während der Sales-Verantwortliche in kleinen Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern durchschnittlich 108.500 Euro erhält (minus 0,5 Prozent), ist für den Verkäufer aus Firmen mit über 1000 Mitarbeitern immerhin eine Gehaltssteigerung von 3,4 Prozent drin. Einschließlich Prämien kommt er so auf ein Salär von 182.600 Euro.

Typische Gehaltsszenarien

Wir haben aus der diesjährigen Gehaltsstudie von Computerwoche und der Vergütungsberatung Personalmarkt einige Beispiele herausgepickt, anhand derer sich exemplarisch zeigen lässt, was IT-Führungskräfte heute verdienen:

  1. IT-Leiter (mehr als 100 Mitarbeiter)
    Alter: 36 Jahre.
    Ausbildung: Wirtschaftsinformatik (Diplom FH).
    Unternehmen/Branche: Chemie/Verfahrenstechnik.
    Firmengröße: 500 bis 1000 Mitarbeiter.
    Region: Raum Stuttgart.
    Prämie: 10.090 Euro.
    Jahresgehalt (mit Prämie): 189.215 Euro.

  2. IT-Leiterin (30 bis 100 Mitarbeiter)
    Alter: 45 Jahre.
    Ausbildung: Wirtschaftsingenieurwesen (Diplom Universität).
    Unternehmen/Branche: Hardware.
    Firmengröße: 5000 bis 20.000 Mitarbeiter.
    Region: Raum Berlin.
    Prämie: 29.600 Euro.
    Jahresgehalt (mit Prämie): 186.535 Euro.

  3. Bereichsleiter IT (vier bis acht Mitarbeiter)
    Alter: 51 Jahre.
    Ausbildung: Informatik (Diplom Universität).
    Unternehmen/Branche: Telekommunikation.
    Firmengröße: 20 bis 50 Mitarbeiter.
    Region: Raum Berlin.
    Prämie: 50.450 Euro.
    Jahresgehalt (mit Prämie): 151.350 Euro.

  4. Leiterin Consulting & Presales (neun bis 15 Mitarbeiter)
    Alter: 44 Jahre.
    Ausbildung: Wirtschaftswissenschaften (Diplom FH).
    Unternehmen/Branche: IT-Systemhaus.
    Firmengröße: 500 bis 1000 Mitarbeiter.
    Region: Raum Rosenheim.
    Prämie: 13.820 Euro.
    Jahresgehalt (mit Prämie): 98.250 Euro.

  5. Teamleiter SAP-Beratung (ein bis drei Mitarbeiter)
    Alter: 42 Jahre.
    Ausbildung: Wirtschaftsingenieurwissenschaft (Diplom FH).
    Unternehmen/Branche: IT-Systemhaus.
    Firmengröße: fünf bis 20 Mitarbeiter.
    Region: Baden-Württemberg.
    Prämie: 20.180 Euro.
    Jahresgehalt (mit Prämie): 95.820 Euro.

  6. IT-Berater/Business Analyst (vier bis acht Mitarbeiter)
    Alter: 46 Jahre.
    Ausbildung: Wirtschaftsingenieurwesen (Diplom Universität).
    Firmengröße: 1000 bis 5000 Mitarbeiter.
    Unternehmen/Branche: Telekommunikation.
    Prämie: 14.800 Euro.
    Jahresgehalt (mit Prämie): 94.800 Euro.

  7. Bereichsleiter Softwareentwicklung (16 bis 30 Mitarbeiter)
    Alter: 39 Jahre.
    Ausbildung: Ingenieurwissenschaften (Diplom FH).
    Unternehmen/Branche: IT-Systemhaus.
    Firmengröße: 100 bis 500 Mitarbeiter.
    Region: Raum Hannover.
    Prämie: 6340 Euro.
    Jahresgehalt (mit Prämie): 93.340 Euro.

  8. Leiter Service and Support (neun bis 15 Mitarbeiter)
    Alter: 41 Jahre.
    Ausbildung: Wirtschaftsinformatik (Diplom FH).
    Unternehmen/Branche: Softwarehaus.
    Firmengröße: 50 bis 100 Mitarbeiter.
    Region: Raum Köln.
    Prämie: 18.160 Euro.
    Jahresgehalt (mit Prämie): 90.810 Euro.

  9. SAP-Entwicklungsleiter (15 bis 30 Mitarbeiter)
    Alter: 40 Jahre.
    Ausbildung: Informatik (Diplom FH).
    Unternehmen/Branche: Systemhaus.
    Firmengröße: 1000 bis 5000 Mitarbeiter.
    Region: Raum Bielefeld.
    Prämie: 11.300 Euro.
    Jahresgehalt (mit Prämie): 89.970 Euro.

  10. Teamleiterin Softwareentwicklung (neun bis 15 Mitarbeiter)
    Alter: 49 Jahre.
    Ausbildung: Wirtschaftsingenieurwissenschaft (Diplom FH).
    Unternehmen/Branche: Softwarehaus.
    Firmengröße: 100 bis 500 Mitarbeiter.
    Region: Raum Frankfurt am Main.
    Prämie: keine.
    Jahresgehalt: 84.749 Euro.

  11. IT-Koordinator (Gesamt-IT-Projektleitung, vier bis acht Mitarbeiter)
    Alter: 39 Jahre.
    Ausbildung: Wirtschaftsingenieurwissenschaft (Diplom FH).
    Unternehmen/Branche: Forschungsinstitut
    Firmengröße: 20 bis 50 Mitarbeiter.
    Region: Raum Halle/Saale.
    Prämie: keine.
    Jahresgehalt: 51.220 Euro.

  12. Leiter Anwendungsentwicklung (neun bis 15 Mitarbeiter)
    Alter: 51 Jahre.
    Ausbildung: Meister/Fachwirt Technik EDV.
    Unternehmen/Branche: Bank.
    Firmengröße: 1000 bis 5000 Mitarbeiter.
    Region: Raum Düsseldorf.
    Prämie: 3050 Euro.
    Jahresgehalt (mit Prämie): 84.230 Euro. (Computerwoche)