Risiken minimieren

Was für die Cloud-Strategie entscheidend ist

06.09.2010 von Holger Eriksdotter
Unternehmen müssen schon in der Planung die Integrationsrisiken und -kosten ins Kalkül ziehen, wenn ein Cloud-Projekt nicht scheitern soll. Auf die Interoperabilität kommt es an.
Experton Senior Advisor Carlo Velten: "Interoperabilität ist in Zeiten vernetzter IT-Ressourcen ein strategischer Imperativ."

Nach aktuellen Studienergebnissen der Experton Group planen mehr als 26 Prozent der deutschen Unternehmen konkrete Cloud-Projekte und Investitionen für die kommenden 18 Monate. Schon heute setzen mehr als 22 Prozent der der Unternehmen Cloud-Services und Technologien ein. In Abhängigkeit von der Unternehmensgröße und individuellen Anforderungen reicht das Anwendungsspektrum von Software-as-a- Service, über den Bezug von reiner Rechenleistung pro Stunde (Infrastructure-as-a-Service) bis hin zum Aufbau und dem Betrieb unternehmenseigener Cloud-Plattformen („Private Clouds“).

Speziell der temporäre Zugriff auf Rechenleistung oder Test- und Entwicklungssysteme (Platform-as-a- Service) spare Zeit und Geld, was ein in Zeiten gekürzter IT-Budgets eindeutiger Wettbewerbsvorteil ist. Auch der Betrieb von mobilen oder Web-Anwendungen über Cloud-Infrastrukturen biete sich an, weil hier die Auslastung der Systeme nur schwer prognostizierbar sei. „Gerade für mittelständische und große Unternehmen, die über eine hauseigene IT-Abteilung und Anwendungsentwicklung verfügen, bietet sich eine hohe Bandbreite verschiedener Einsatzmöglichkeiten für Cloud Computing“, schreibt Experton Senior Advisor Carlo Velten, Autor des White Papers „ Teamplay in der Cloud - Relevanz von Interoperabilität bei der Planung von Cloud Computing-Strategien“.

Ziel aller Anwendungsszenarien ist nicht nur die höhere Flexibilität der Infrastruktur, sondern auch der Kostenaspekt: So wandelt sich für die Mehrheit der Unternehmen das Bezugsmodell für IT von der Investition in Hardware, Software und Services hin zu einem nutzungsabhängigen Modell, in dem nur die wirklich verbrauchten IT-Ressourcen berechnet werden. IT-Systeme müssen nicht mehr nach der Maximalauslastung ausgelegt werden, sondern passen sich flexibel dem Bedarf an. Investitionskosten werden in operative Kosten umgewandelt und entlasten die Liquidität des Unternehmens.

Voraussetzung dafür, dass die Rechnung aufgeht, ist allerdings die Interoperabilität zwischen den Plattformen, Technologien, Standards und Formaten. "Interoperabilität ist in Zeiten vernetzter IT-Ressourcen ein strategischer Imperativ. Nur wenn sich Daten, Applikationen und Dokumente ohne Barrieren und standardbasiert in der Cloud bewegen können, hat das Modell langfristig eine Zukunft”, sagt Experton-Analyst Velten. Denn wenn bei großangelegten Cloud-Projekten eine später notwendige Anbindung an die unternehmenseigene Infrastruktur oder die Cloud-Plattformen weiterer Hersteller scheitert, könnten sich die geplanten Kosteneinsparungen schnell in Luft auflösen oder sogar ein negativer ROI eintreten.

Neben den Entscheidungskriterien Kosten, Flexibilität und Sicherheit sollten CIOs bei der Bewertung und Auswahl von Cloud-Anbietern und deren Service-Angeboten deshalb immer auch den Aspekt der Interoperabilität beachten. Um die Kosten- und Agilitätsvorteile, die mit dem Einsatz von Cloud Computing einhergehen, auch realisieren zu können, müssen Standardisierung und Offenheit gewährleistet sein. Nur wenn Schnittstellen, Dokumentationen und Standards transparent gestaltet und offen gelegt werden, lassen sich Cloud-Services über verschiedene Hersteller, Plattformen, Anwendungen und Architekturentwürfe hinweg verbinden.

Die 4 strategischen Ziele

Unterstützt beispielsweise eine Cloud-Plattform (Platform-as-a-Service) nur ausgewählte, herstellereigene Entwicklungsumgebungen und -Tools, ist das Anwendungsspektrum für die Software-Entwickler extrem eingeschränkt und die Integration verschiedener Applikationen oft nicht möglich. Die strategischen Ziele, die mit der geforderten Interoperabilität der Cloud-Plattformen und -Services einhergehen, beziehen sich laut dem White Paper der Experton Group auf:

Die Experton Group empfiehlt Anwendern deshalb, sowohl bei der konzeptionellen Planung (Strategie, Architektur, Sourcing-Modelle) als auch bei der Bewertung und Auswahl der zukünftigen Cloud-Anbieters, das Entscheidungskriterium Interoperabilität sehr hoch zu gewichten. Zwar existierten durchaus auch Anwendungsszenarien, in denen der Integrationsbedarf gering sei. Aber in der überwiegenden Mehrheit der Fälle müssen der CIO und sein Projektteam sehr wohl Cloud-Services mit der unternehmenseigenen IT-Landschaft verzahnen und vielfältige Interoperabilitätsfragen bedenken.

In der überwiegenden Mehrheit der Anwendungsszenarien müsen Cloud Services mit der unternehmenseigenen IT-Landschaft verzahnt und vielfältige Interoperabilitätsfragen bedacht werden.
Foto: Experton

Bei der Auswahl der Cloud-Provider raten die Fachleute der Experton Group dazu, nicht nur das Produktportfolio der Anbieter sorgfältig zu prüfen, sondern auch die Interoperabilitäts-Roadmap und deren Status einer gründlichen Betrachtung zu unterziehen. Zu Beginn eines Projektes sollten die Anwender dennoch ein möglichst breites Spektrum an Cloud-Anbietern evaluieren, weil die Angebote und Technologien sowie deren Interoperabilität aufgrund der hohen Marktdynamik schnellen Veränderungen unterliegen.

„Vereinfachend lässt sich sagen, dass Cloud-Anbieter mit einem breiten Produktportfolio, das auch traditionelle IT-Lösungen und Technologien wie etwa Hardware, Betriebssysteme, Middleware, Datenbanken etc. beinhaltet, meist besser auf die Interoperabilitätsanforderungen mittelständischer und großer Unternehmen vorbereitet sind, als die reinen Internet-Anbieter, deren Zielkundschaft sich primär noch aus Start-Ups und Freelance-Entwicklern rekrutiert“, resümiert Experte Velten.