Trends kompakt : Komplexitätsreduktion

Wege aus dem Dilemma

02.07.2007 von Axel Hochstein
Neue gesetzliche Regelungen, kürzere Lieferzeiten und höhere Individualität bei neuen Produkten und Diensten, global vernetzte Prozesse: Diese überwiegend geschäftsgetriebenen Faktoren steigern die Komplexität der IT immens. Das Dilemma: Gleichzeitig sollen Kosten sinken und die Qualität der Dienste steigen.

Diesem Zielkonflikt kann durch Maßnahmen auf drei verschiedenen Ebenen entgegengewirkt werden: auf der Geschäftsebene, der Architekturebene sowie auf der Betriebsebene.

Lessons to learn: Standards und mehr.

Auf der Geschäftsebene ist die Frage zu stellen, inwiefern die zunehmende Komplexität der Produkte, Dienste und damit einhergehend die Komplexität der Geschäftsprozesse wirtschaftlich gerechtfertigt ist. Nur wenn es gelingt, nicht nur den Nutzen, sondern auch die Kosten zunehmender Geschäftskomplexität klar darzulegen, kann der Sinn neuer Geschäftsanforderungen beurteilt und zwischen Fachabteilung und IT fundiert diskutiert werden.

Auf Ebene der Architekturen sind die generellen Prinzipien der "Mass Customization“ zu befolgen. Dabei geht es darum, durch Modularisierung, Standardisierung und Komposition von Komponenten möglichst individuelle Produkte und Dienste anbieten zu können. Die Folgen sind eine hochstandardisierte und damit günstige Produktion von Komponenten auf der einen Seite und die Komposition von individuellen Produkten und Diensten auf der anderen Seite.

Auf der Betriebsebene gibt es aus Sicht der meisten IT-Organisationen noch die meisten Baustellen. Dabei geht es darum, einen effizienten und insbesondere zuverlässigen Betrieb der Informationstechnologie zu gewährleisten. Dieser dient als Voraussetzung, um Innovationen im Unternehmen durchsetzen und dafür Freiraum schaffen zu können.

Entsprechende Maßnahmen für einen effizienten und verlässlichen Betrieb der IT werden heutzutage insbesondere unter dem Begriff der Industrialisierung zusammengefasst. Dabei geht es beispielsweise um die Standardisierung von Infrastrukturen und Plattformen, die Standardisierung von IT-Prozessen (gemäß dem Definitionsstandard IT-Infrastructure Library ITIL oder dem Qualitätsprozessmodell CMMI) oder um die sinnvolle Verkürzung der Wertkette.

Vergangene Entwicklungen, beispielsweise aus der Automobilindustrie, haben gezeigt, dass der Zielkonflikt zwischen Individualität und Flexibilität und die damit Hand in Hand gehende zunehmende Komplexität auf der einen Seite und Kostensenkung sowie Qualitätssteigerungen auf der anderen Seite gelöst werden können. Auch die Art und Weise, wie diesem Zielkonflikt Rechnung getragen werden kann, ist am Beispiel der Automobilindustrie zu beobachten, wobei zugegeben werden muss, dass bestimmte Aspekte nicht identisch - quasi eins zu eins - auf die IT zu übertragen sind und entsprechend angepasst werden müssen.