ERP-Zufriedenheitsstudie

Welche ERP-Anbieter gut abschneiden

11.10.2010 von Andreas Schaffry
Deutsche Anwender sind in der Regel zufrieden mit ihren ERP-Anwendungen. Wichtig ist, dass die ERP-Infrastruktur zukunftssicher ist. Spezialanbieter schneiden besser ab als Generalisten. Zu diesen Ergebnissen kommt eine ERP-Studie von Trovarit.

Deutsche Unternehmen geben ihren ERP-Applikationen und den Anbietern, die dahinter stehen, in der Regel gute Noten. Im Durchschnitt bewerteten die Firmen ihre ERP-Installationen auf einer Notenskala von 1 (= mangelhaft) bis 5 (= sehr gut) mit einer knappen 4,1. Laut Untersuchung besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem IT-System und dem Wartungspartner. Hier liegt der Durchschnittswert mit 4,02 nur wenig darunter.

ERP-Spezialanbieter und Anbieter von ERP-Lösungen für den kleineren Mittelstand schneiden bei Kunden am besten ab. Bei Lösungen für größere Firmen liegt SAP ERP ganz vorn.
Foto: Trovarit

So lauten Kernergebnisse der aktuellen ERP-Zufriedenheitsstudie 2010 des ERP-Marktanalysten Trovarit und dem Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Im Vergleich zur vorangegangenen Untersuchung aus dem Jahr 2008 ist das Gesamtniveau bei der Bewertung von Software und Anbietern weitgehend stabil geblieben. In beiden Kategorien gab es sogar leichte Verbesserungen.

Alles aus einer Hand

Wie in den Vorjahren schneiden ERP-Spezialanbieter, die sich auf bestimmte Branchen fokussieren, sowie Anbieter, deren Lösungen vor allem kleinere Firmen einsetzen, am besten ab. Zu den ersten Gruppe gehören zum Beispiel Anwendungen wie "Work … for all!" für Dienstleistungsunternehmen, Majesty (von UB Software) für die Medizintechnikbranche, X-Trade für den Filialhandel oder Winweb-Food für die Herstellung und den Handel mit Nahrungsmitteln. Zur zweiten Gruppe sind ERP-Lösungen, wie etwa Myfactory, Issospro, Winline oder Alphaplan, zu zählen.

Laut Studie schätzen Kunden zudem Lösungsanbieter, die eine offene und intensive Kommunikation pflegen. Als vorteilhaft bewerten diese auch, wenn alle Leistungen aus einer Hand kommen. Das reicht von der Systementwicklung und -integration über die Implementierung bis hin zur Betreuung der Applikationen im laufenden Betrieb. Das gilt zum Beispiel für ERP-Systeme wie FEPA, Megaplus, Fibunet oder Godyo P/4 - inzwischen auch für Oxaion. Deren Anbieter sind entsprechend aufgerstellt und die Lösungen in mittleren Unternehmen sehr verbreitet. Besser bewerteten die Anwender im Vergleich zu 2008 in diesem Jahr auch Microsoft Dynamics AX.

SAP vor Lawson und Infor

Bei den Lösungen für größere Firmen schneidet SAP ERP in der aktuellen Studie erneut überdurchschnittlich gut ab. Bessere Noten in dieser Kategorie geben die Anwender auch Lawson M3 (ehemals Movex) sowie Infor ERP LN. Jedoch gilt: Je größer die ERP-Installation, desto mehr dämpft diese den Zufriedenheitsfaktor. Wo Gewinner sind, muss es auch Verlierer geben. Schwächer schneiden in der aktuellen Studie insbesondere die Lösungen ab, um deren Zukunft im Lösungsportfolio des Herstellers oder um diesen selbst es Diskussionen gab.

Wenig zufrieden sind Anwender mit ERP-Lösungen Semiramis, Rzw Cimdata und IFS. Grund: Es gibt Diskussionen um die Zukunftsfähigkeit dieser ERP-Anbieter.

Dazu gehören beispielsweise Lösungen von Semiramis, die jetzt unter dem Dach von Comarch vertrieben werden. Zu den ERP-Anwendungen und -Anbietern mit sinkenden Werten gehören auch XDPPS von Rzw Cimdata sowie IFS Applications von IFS. Vor allem bei IFS bemängelten Kunden die Einhaltung von Termin- und Budgetplänen sowie den Support bei Updates und Release-Wechseln. Auch Änderungen im Preismodell sowie bei den Wartungsgebühren kommen bei den Unternehmen nicht gut an. Speziell SAP machte hier in den letzten Jahren schmerzliche Erfahrungen.

ERP muss flexibel und anwenderfreundlich sein

Überdurchschnittlich stark kritisiert haben die Anwender vor allem systembezogene Aspekte wie leistungsfähige Generatoren für Reports und Formulare, die Schnittstellenfähigkeit, die Ergonomie sowie ausreichend Unterstützung bei Updates oder einem Release-Wechsel. Wenig zufrieden zeigten sie sich zudem mit klassischen Projektkenngrößen wie der Einhaltung von Budgets, Terminen, dem veranschlagten Personalaufwand sowie mit Support-Leistungen.

Unternehmen, die eine ERP-Lösung einführen wollen, legen zudem immer mehr Wert darauf, dass sich diese an Prozessänderungen flexibel anpassen lässt sowie anwenderfreundlich und international einsetzbar ist.

An der zwischen März und Juli dieses Jahres durchgeführten Studie nahmen mehr als 2.000 Unternehmen teil. Rund 1.900 ERP-Installationen und insgesamt 51 verschiedene ERP-Lösungen wertete die Untersuchung aus.