Kündigungen im Ländervergleich

Wen Führungskräfte entlassen

10.12.2009 von Andrea König
Drei Wissenschaftler haben europaweit das Kündigungsverhalten von Managern untersucht. In Deutschland regieren soziale Aspekte. In Großbritannien entlässt man eher lang Gediente, die nicht mehr zur Leistungsspitze zählen.

Wenn Manager in ihrem Unternehmen Kündigungen aussprechen müssen, wen entlassen sie? Drei Wissenschaftler von Hochschulen aus Paris, Rotterdam und Wien haben untersucht, welchen Unterschied das Herkunftsland beim Thema Kündigungen macht.

Das Ergebnis: Länder haben eine unterschiedliche Kündigungskultur. Stehen britische Manager vor der Frage, wen sie aus Ihrem Team entlassen, dann entscheiden sich mehr als 76 Prozent für den teuren Mitarbeiter mittleren Alters mit durchschnittlichen Leistungen. In Frankreich würden sich 44 Prozent so entscheiden, in Deutschland nur knapp zehn Prozent.

Müssen deutsche Manager über Kündigungen entscheiden, entlassen sie viel häufiger den jungen billigen Mitarbeiter mit durchschnittlichen Leistungen. Mehr als 74 Prozent der Befragten gaben das an. Knapp 13 Prozent kündigen dem teuren älteren Mitarbeiter, der exzellente Leistungen bringt. Ein junger billiger Mitarbeiter mit hervorragenden Leistungen muss in 3,2 Prozent aller Fälle gehen.

Auffallend unter diesen Angaben sind vor allem die mehr als 74 Prozent der jungen Mitarbeiter mit den durchschnittlichen Leistungen, für die sich deutsche Manager im Falle einer Kündigung entscheiden würden. Dieser Wert liegt mehr als 30 Prozentpunkte über allen anderen Befragten. In Frankreich sind es knapp 43 Prozent, in Italien 36 und in Spanien 27 Prozent.

Abgesehen von Deutschland, wo sich nur knapp zehn Prozent der Manager für die Entlassung eines teuren Mitarbeiter mittleren Alters mit durchschnittlichen Leistungen entscheiden, würde sich die Mehrheit der Befragten in allen anderen Ländern vor allem für diese Berufsgruppe entscheiden. In England entscheiden 76 Prozent der Befragten so, in Spanien 65 und in Frankreich 44 Prozent.

Die Begründungen für Kündigungen sind unterschiedlich. Deutsche Manager nennen an erster Stelle sehr gute Leistung und an zweiter Stelle schlechte Leistung. Dahinter verbirgt sich folgende Logik: Man entlässt jemanden mit guter Leistung, weil derjenige schnell etwas Neues findet. An dritter Stelle nennen deutsche Befragte folgenden Grund: Der Mitarbeiter finde aufgrund seines Alters schnell wieder etwas Neues.

Die Studienautoren sprechen von einem deutschen, einem britischen und einem südländischen Kündigungsverhalten. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass Kontinentaleuropäer sich stärker an sozialen Aspekten orientieren. Das gelte vor allem für die befragten Deutschen und bedingt für die südländischen Manager.

Vor allem internationale tätige Unternehmen sollten sich über diese Unterschiede im Klaren sein, damit es nicht zu Missverständnissen zwischen europäischen Niederlassungen kommt. Die Autoren empfehlen, sich genauso intensiv mit den Belangen der Belegschaft auseinanderzusetzen, wie man es mit den Kundenwünschen tut. Die Werte seiner Arbeitnehmer zu identifizieren sei einfacher und günstiger, als die besten an Headhunter zu verlieren.

Die Wissenschaftler Michael Segalla (HEC School of Management in Jouy-en-Josas), Gabriele Jacobs-Belschak (Rotterdam School of Management) und Christina Müller (Wirtschaftsuniversität Wien) haben für ihre Europa-Studie knapp 300 Manager aus 25 Unternehmen. Sie ist im European Management Journal unter dem Titel "Cultural Influences on employee Termination Decisions" erschienen.

Über die Kündigung von Unkündbaren wie Betriebsräten