Einfach so zum Traumjob?

Wer sich auf den Headhunter verlässt …

10.10.2013 von Hans Königes
Es klingt einfach: Der Headhunter ruft an, man verabredet ein erstes Treffen und hat kurz darauf den Traumjob - ganz ohne eigene Bewerbungsbemühungen, kostenlos und beinahe mühelos. So der Traum vieler gestresster Manager oder Fachkräfte. Allerdings gibt es auf dem Weg zum Traumjob viele - oft versteckte - Fallen.
Karriereberater Wolfgang Wagner: "Jeder Wechselwillige sollte sich Gedanken machen, wie seine nächste Position aussehen könnte, sollte seinen Führungsstil reflektieren."
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Von den Stolperfallen weiß Karriereberater Wolfgang Wagner zu berichten: "Viele Kandidaten sind erst einmal überrumpelt und lassen sich auf Gespräche ein, ohne eine klare Zielposition damit zu verbinden." Ein Treffen mit einem Personalberater habe aber nur einen Sinn, "wenn ich als Bewerber genau weiß, wohin ich will, was der nächste Karriereschritt sein soll." Nur aus Neugier zu agieren, führe in die Sackgasse, ist der Coach überzeugt.

Er gibt zu bedenken, dass Headhunter von ihren Kunden ein klares Anforderungsprofil erhalten. Der Wunschkandidat müsse sowohl fachlich als auch persönlich passen, gerade wenn es um eine Führungsposition geht. Jeder Wechselwillige sollte sich also Gedanken machen, wie seine nächste Position aussehen könnte, sollte seinen Führungsstil reflektieren und natürlich die Erfolge aus seinen bisherigen Jobs parat haben.

Der Anruf eines Headhunters ist in der Regel eher erfreulich. Trotzdem fühlen sich auch viele davon überrumpelt.
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Mit welchen Fragen die Kandidaten konfrontiert sind, zeigt der Coach anhand zweier aktueller Beispiele aus seiner Praxis.

Fall eins: Kommunikator statt Sanierer

Herbert A. kann auf eine glänzende Karriere verweisen: Ausgestattet mit einem Uni-Diplom und einer technisch-akademischen Weiterbildung stieg er schnell auf: Auf die ersten Führungspositionen folgte eine längere Tätigkeit als Abteilungsleiter, dann Bereichsleiter und schließlich CIO. Alles prima, konnte man denken. Headhunter ließen nicht lange auf sich warten. Eingeladen wurde er, aber nicht eingestellt. Unter den üblichen drei Kandidaten war er immer an Nummer zwei oder drei, kam also nie zum Zug. Gemeinsam mit Coach Wagner analysierte er die Gründe für sein "Scheitern". In seiner vorletzten Station hatte es Diskussionen um seinen Führungsstil gegeben. Er sah sich als offenen Erklärer, der viel Wert auf die Kommunikation mit Mitarbeitern und Führungskräften legte. Die Headhunter suchten aber einen Sanierer. Eigentlich hätte er dies schon frühzeitig bemerken können, denn zur Unternehmenskultur hatte der Headhunter nicht viel sagen wollen.

Als Lösung empfahl Wagner dem IT-Manager, seine Erwartungen an den neuen Job klar zu äußern und abzulehnen, wenn wichtige Informationen fehlten. Letztlich entschied sich der Kandidat dafür, ins Interims-Management einzusteigen, da hier eher die Aufgabe im Vordergrund stand, die an konkreten Erfolgen messbar war. Karriereberaterin Birgit Zimmer-Wagner, versiert in Fragen der persönlichen PR, riet ihm, sich mehr um sein öffentliches Reputations-Management zu kümmern und seine Kommunikationsstärke positiv zu nutzen. So organisierte sie ihm zum Beispiel Vorträge auf einigen Veranstaltungen.

Fall zwei: Nach der Kündigung

Andreas W. hatte überraschend die Kündigung erhalten, musste aber noch einige Zeit überbrücken, bis das Arbeitsverhältnis beendet war. Lange Kündigungsfristen und die unbedingte Vorgabe seines Arbeitgebers, den Stellenwechsel diskret und geräuschlos zu organisieren - schließlich war er Vorstandsmitglied - lähmten ihn, und er setzte in dieser belastenden Situation auf einen Headhunter nach dem Motto: "Der kümmert sich um mich, ist kostenlos und die Gespräche mit dem neuen Arbeitgeber kann ich auch zu ungewöhnlichen Zeiten führen".

Nicht bedacht hatte er die aufwändige Vorbereitungszeit für die Gespräche und die Recherchearbeit. Schließlich sollte der neue Arbeitgeber nicht den Eindruck haben, dass er jedes Angebot annimmt und sich auf alle angebotenen Konditionen unreflektiert einlässt. Im Coaching wurde er sich über seine Erwartungen an die neue Position im Klaren, wo für ihn Grenzen sind und welche Kompromisse er bereit war einzugehen. Dieses Coaching musste er zwar selbst bezahlen, durch seine Initiative und den Karriereberater als Sparringpartner steuerte er aber den Ablauf seiner Betreuung und musste bei der neuen Position keine großen Kompromisse eingehen, wie Wagner versichert.

Jobwechsel
Mehr Mobilität?
Überdenken Sie Ihre Flexibilität. Längere Anfahrtswege oder geringeres Gehalt können trotzdem zielführend sein.
Keine Katastrophe
Ist die Kündigung bereits ausgesprochen, bewahren Sie die Ruhe.
Der Flurfunk
Reagieren Sie möglichst frühzeitig auf die Zeichen des Marktes. Nehmen Sie die Gerüchteküche ernst. Agieren Sie selbst.
Absichern?
Verlassen Sie sich nicht auf vermeintliche Sicherheiten. Manch einer steht schneller auf der Straße, als er meint.
Haltung bewahren
Hängen Sie Ihren Frust nicht an die große Glocke – weder vor noch nach einer Kündigung.
Außen vor
Informieren Sie Kollegen oder gar den Vorgesetzten auf keinen Fall zu früh, denn von da an sind Sie von allen wichtigen Informationen abgeschnitten.
Präsenz zeigen
Stellen Sie Ihr Profil in die relevanten Online-Portale ein. Tun Sie dies frühzeitig. Erste Erfolge zeigen sich frühestens nach vier bis sechs Monaten.
Externe Unterstützung
Nehmen Sie Kontakt mit ausgewählten Personalberatern Ihrer Branche auf. Signalisieren Sie Ihr Interesse an neuen Herausforderungen in allen relevanten Netzwerken, aber werden Sie nicht zu deutlich, ehe die Kündigung tatsächlich ausgesprochen ist.
Profilieren Sie sich
Wenn noch nicht absehbar ist, ob und wann Sie wechseln werden, nutzen Sie bereits die Zeit, um sich zunächst im eigenen Haus zu profilieren. Beteiligen Sie sich an Projekten, die für die Zukunft relevant sind, schlagen Sie sinnvolle Sparmöglichkeiten vor. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Engagement auch extern publik wird. Netzwerke und Arbeitskreise bieten dafür gute Möglichkeiten.
Eine gute Bewerbung
... ist immer noch sehr wichtig. Überarbeiten und vervollständigen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen.
Eigenwerbung stinkt?
Das war einmal. Kümmern Sie sich um Ihr Selbstmarketing. Erarbeiten Sie Ihr eigenes Stärkenprofil. Besonders in der Krise geht es um Effizienz. Im Bewerbungsgespräch müssen Sie kurz und knapp darlegen können, worin Ihre Stärken liegen. Unterstützung bieten Karriereberater.
Bereit sein
Besorgen Sie sich ein Zwischenzeugnis.
Ups, zu spät ...
Wenn Sie selbst gehen, bereiten Sie die Trennung sorgfältig vor. Beachten Sie die Fristen.
Viele Wege führen zum neuen Job
Nutzen Sie alle Bewerbungswege: Print, online, persönlich.
Hilfreich: ein langer Atem
Befassen Sie sich mit der Psychologie des Vorstellungsgespräches, und zwar nicht nur in der ersten Runde.
Falsche Kompromisse?
Bei potenziellen Stellenangeboten: Bleiben Sie kritisch, sich selbst und Ihrem Können gegenüber – aber auch dem suchenden Unternehmen.
Im Guten trennen
Ist die Entscheidung zum Wechsel gefallen, nutzen Sie auch Ihren Abgang zur Profilierung.
Es ist soweit
Wenn Sie dann tatsächlich gehen: Hinterlassen Sie einen bestellten Acker.
Neu ankommen
Agieren Sie im neuen Unternehmen besonnen. Lernen Sie, hören Sie gut zu.
Los gehts!
Nehmen Sie die eigenen Gefühle ernst – auch wenn sie negativ sind. Bei Zweifeln: Starten Sie neu!

Fit für den Headhunter: Unter diesem Motto bietet der Karriereberater Wolfgang Wagner Fach- und Führungskräften ein Kurz-Coaching an. In zwei bis drei Einzelgesprächen wird der Kandidat auf das Gespräch vorbereitet, die Schwerpunkte orientieren sich an seiner Biografie.