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Wie CIO Bernd Schlömer Sachsen-Anhalt digitalisiert

02.03.2023 von Jens Dose
Im Spannungsfeld zwischen Bundes- und Kommunalpolitik arbeitet der CIO am digitalen Wandel des Bundeslandes. In seinem Ministerium lebt der IT-Chef das bereits vor.
"Ich verstehe das Büro als Ort der Kollaboration, der Interaktion und des Austauschs," sagt Bernd Schlömer, CIO des Bundeslandes Sachsen-Anhalt.
Foto: MID/Foto: Dirk Mahler

"Das Internet ist eine gute Sache." Mit diesem Satz läutet Bernd Schlömer fast jeden seiner Vorträge ein. Was in der freien Wirtschaft nach einer Plattitüde klingt, ist für den CIO des Bundeslandes Sachsen-Anhalt jedoch Mantra seiner täglichen Arbeit. Denn: die Mühlen der öffentlichen Verwaltung mahlen vielerorts noch langsam und vor allem analog.

"Als ich 2021 das CIO-Amt übernommen habe, wurde bereits seit 2017 an der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) gearbeitet." Bund und Länder hatten damals beschlossen, dass bis Ende 2022 für 575 Verwaltungs- und Bürgerdienstleistungen, die sich wiederum aus 7.000 einzelnen Vorgängen zusammensetzen, flächendeckend digitale Zugänge geschaffen werden sollen.

OZG-Ziel verfehlt

Diese Herkulesaufgabe wurde nach Themenfeldern gegliedert auf die Bundesländer verteilt. Sachsen-Anhalt hat dabei den Bereich Bildung übernommen. Darunter fallen beispielsweise der digitale Bafög-Antrag, die Online-Hochschulzulassung oder das digitale Schulzeugnis.

Zwar habe sich in allen Bundesländern in den letzten Jahren viel in Sachen Digitalisierung getan, sagt Schlömer. Doch das reiche nicht: "Wir haben die ambitionierten Zielsetzungen des OZG nicht erreicht." Daher wird es nun ein Nachfolgegesetz vom Bund geben.

Der CIO als Influencer

"Es ist unsere gesamtstaatliche Aufgabe, die 11.000 Kommunen in Deutschland bei der Digitalisierung zu unterstützen," so der CIO. Und hier liegt die Krux. Die Kommunen haben Selbstverwaltungsrechte, sodass sie nicht verpflichtet sind, die Vorgaben des Bundes bezüglich des OZG umzusetzen.

Die IT-Chefs der Bundesländer
Markus Richter, Bundes-CIO
BAMF-Vizepräsident Markus Richter ist Bundes-CIO. Er löste Klaus Vitt ab, der Ende April 2020 in den Ruhestand ging.
Christian Pfromm, CDO von Hamburg
Christian Pfromm ist seit Januar 2018 neuer CDO der Stadt Hamburg Sein genauer Titel lautet: "Chief Digital Officer / Leiter des Amtes für IT und Digitalisierung". Der CDO berichtet an den 1. Bürgermeister der Stadt Hamburg und an den Chef der Senatskanzlei. Zuvor war Pfromm von Juni 2011 bis Dezember 2017 Group CIO der BHF-Bank AG. CIO Jörn Riedel berichtet an ihn.
Andreas Meyer-Falcke, Beauftragter der Landesregierung NRW für Informationstechnik (CIO)
Der langjährige nordrhein-westfälische Landes-CIO Hartmut Beuß verabschiedet sich zum 31. August 2020 in den Ruhestand. Seine Nachfolge im Wirtschafts- und Digitalministerium als Beauftragter für Informationstechnik tritt Andreas Meyer-Falcke an. Meyer-Falcke kommt von der Landeshauptstadt Düsseldorf, wo er seit August 2012 als Beigeordneter für die Bereiche Personal, Organisation, IT, Gesundheit und Bürgerservice tätig ist. In der Rolle trägt er unter anderem die Verantwortung für die Digitalisierung der Kommunalverwaltung.
Bernd Schlömer, Landes-CIO von Sachsen-Anhalt
Bernd Schlömer ist seit Oktober 2021 CIO des Landes Sachsen-Anhalt. Er folgte auf Rüdiger Malter, der das Amt seit April 2020 innehatte.
Fedor Ruhose, Landes-CIO von Rheinland-Pfalz
Staatssekretär Fedor Ruhose (SPD) verantwortet als CIO und CDO die IT und digitale Transformation des Landes Rheinland-Pfalz.
Hartmut Schubert, CIO in Thüringen
Hartmut Schubert ist seit Dezember 2014 Staatssekretär im Thüringer Finanzministerium. Der Titel CIO kommt in der „Richtlinie für die Organisation des E-Government und des IT-Einsatzes in der Landesverwaltung des Freistaats Thüringen“ nicht vor. Dennoch erfüllt Schubert, der Beauftragte des Freistaats Thüringen für E-Government und IT, genau die Aufgaben und die Funktion des CIO. Mit dem Kabinettbeschluss der Richtlinie vom 7. Juli 2015 erhält Thüringen deshalb als letztes Bundesland einen Landes-CIO.
Thomas Popp, Staatssekretär für Digitale Verwaltung und Verwaltungsmodernisierung als Mitglied der Sächsischen Staatsregierung (CIO)
Im Januar 2020 ernannte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) CIO Thomas Popp zum Staatssekretär für Digitale Verwaltung und Verwaltungsmodernisierung als Mitglied der Staatsregierung (CIO). Popp war bisher Landes-CIO in Sachsen.
Ina-Maria Ulbrich, Staatsekretärin, Mecklenburg-Vorpommern
Ina-Maria Ulbrich ist seit November 2016 Staatsekretärin im neu geschaffenen Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern. Aus "Landesentwicklung" wurde nun "Digitalisierung". Die Juristin wurde 2002 Regierungsrätin und Referentin im Umweltministerium, beim Landkreis Ostvorpommern und im Wirtschaftsministerium. Von 2006 bis 2008 leitete sie das Büros des Ministers für Verkehr, Bau und Landesentwicklung, von 2008 bis 2011 war Ulbrich Leiterin des Büros des Ministerpräsidenten. Ulbrich vertritt das Land auch im IT-Planungsrat.
Ralf Stettner, CIO in Hessen
Ralf Stettner ist Chief Information Officer und Bevollmächtigter der Hessischen Landesregierung für E-Government und Informationstechnologie (CIO) und folgt damit Patrick Burghardt, der im Januar 2024 das Amt des Oberbürgermeisters von Rüsselsheim übernahm. Stettner hatte von Ende 2018 bis Anfang 2024 die Position des Chief Information Security Officers (CISO) in der hessischen Landesverwaltung inne und war Leiter der Abteilung Cyber- und IT-Sicherheit und Verwaltungsdigitalisierung im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport.
Stefan Krebs, CIO in Baden-Württemberg
Seit dem 1. Juli 2015 leitet Stefan Krebs die IT-Geschicke des Landes Baden-Württemberg als Beauftragter der Landesregierung für Informationstechnologie (CIO/CDO). Der Diplom-Verwaltungswirt kennt sich mit Banken und IT-Sicherheit aus. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte die Feinplanung für die schrittweise Bündelung der bisher dezentralen IT-Einheiten der Landesverwaltung.
Sven Thomsen, CIO von Schleswig-Holstein
Seit Mitte Juli 2013 lenkt Sven Thomsen als CIO des Landes Schleswig-Holstein die Geschicke des Zentralen IT-Management Schleswig-Holstein (ZIT-SH). Im ZIT-SH sind die Aufgaben der ressortübergreifenden IT- und Finanzensteuerung für alle Fragen der Informations- und Kommunikationstechnologie zentralisiert. Wie auch in Hamburg ist Sven Thomsen nicht Staatssekretär und gehört nicht dem IT-Planungsrat an. Im IT-Planungsrat wird Schleswig-Holstein durch Knud Büchmann, Beauftragter der Landesregierung Schleswig-Holstein für Zentrale IT-, Organisations- und Personalentwicklung vertreten. Seit Mitte 2017 ist Thomsen an das neue Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) angedockt.
Elena Yorgova-Ramanauskas, CIO im Saarland
Elena Yorgova-Ramanauskas, ist seit Juni 2022 Chief Digital Officer (CIO) im Saarland. Seit 2022 ist sie Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie.
Judith Gerlach, Staatsministerin für Digitales in Bayern
Die Landtagsabgeordnete und Rechtsanwältin Judith Gerlach (CSU) ist seit November 2018 Staatsministerin für Digitales in Bayern. Das Ministerium wurde neu geschaffen. Das neue Staatsministerium übernimmt die Grundsatzangelegenheiten und die Koordinierung der Digitalisierung Bayerns, die bisher bei der Staatskanzlei angesiedelt waren. Das Ministerium soll sich außerdem um die strategischen Fragen der digitalen Verwaltung kümmern.
Jörn Riedel, CIO von Hamburg
Seit 2008 hat Hamburg einen CIO. Den Posten hat seitdem Jörn Riedel inne. Angesiedelt ist er bei der Finanzbehörde der Hansestadt. Beim dortigen Amt für Organisation und Zentrale Dienste ist Riedel Abteilungsleiter für E-Government und IT-Steuerung. Anders als in anderen Bundesländern ist CIO Riedel nicht Staatssekretär - und gehört nicht dem IT-Planungsrat an. Hamburg vertritt in dem Bund-Länder-Gremium der Staatsrat der Finanzbehörde, Jens Lattmann. CIO Jörn Riedel verantwortet derzeit gleich mehrere übergreifende IT-Projekte in Hamburg.
Cornelius Everding, CPIO von Brandenburg
In Brandenburg fließen die Fäden in IT-Angelegenheiten nicht bei einem CIO zusammen sondern beim CPIO - dem Chief Process Innovation Officer. Mit dieser Bezeichnung soll die Orientierung an Prozessen betont werden, sagte gegenüber CIO.de Cornelius Everding, der das Amt seit seiner Schaffung im August 2008 innehat. Everding sieht sich nicht als alleine für IT zuständig an, sondern setzt auf einen Dreiklang: Mit dem CPIO kümmern sich um IT-Themen der zentrale IT-Dienstleister von Brandenburg und der sogenannte RIO-Ausschuss, die Runde der Ressort Information Officers. Aktuelles Thema ist das Forschungsprojekt "Stein-Hardenberg 2.0". Der Bund, Hamburg und Berlin, der öffentlich-rechtliche IT-Dienstleister Dataport und das Potsdamer Institut für E-Government bearbeiten die Frage, wie sich das Gemeinwesen mit modernen Werkzeugen organisieren lässt. Den CPIO hat Brandenburg beim Innenministerium angesiedelt. Amtsinhaber Everding ist nicht Staatssekretär, weshalb er - wie Kollegen aus anderen Ländern - nicht im IT-Planungsrat sitzt. Dort spricht Innenstaatssekretär Rudolf Zeeb für das Bundesland.
Hans-Henning Lühr, Staatsrat im Bremer Finanzressort
In Bremen ist die CIO-Funktion beim Staatsrat des Finanzressorts angesiedelt, Hans-Henning Lühr. Ihm direkt zugeordnet ist die Stabsstelle "Zentrales IT-Management und E-Government", die von Martin Hagen geleitet wird. Ein aktuelles Projekt der Bremer IT ist der einheitliche "Verwaltungs-PC": Ziel ist eine Standardisierung und die Professionalisierung des IT-Supports über alle Dienststellen hinweg. Im IT-Planungsrat vertritt Lühr Bremen.
Horst Baier, CIO von Niedersachsen
Das Land Niedersachsen hat am 20. März 2020 Horst Baier zum IT-Bevollmächtigten ernannt. Formal agiert der 57-Jährige als IT-Bevollmächtigter und leitet die Stabsstelle "Informationstechnik der Landesverwaltung".
Stefan Latuski, CIO der Bundesagentur für Arbeit
Stefan Latuski leitet ab 1. August 2023 als CIO die IT-Geschicke der Bundesagentur für Arbeit - zunächst kommissarisch.

Einige Gemeinden sind laut Schlömer nicht davon überzeugt, dass Digitalisierung der richtige Weg in die Zukunft ist: "Diese wenigen sagen, sie kommen mit Papier gut klar und die Bürger würden keine digitalen Lösungen verlangen." Stattdessen priorisierten sie mit ihrem geringen Budget eher den Bau einer neuen Kita als ein neues elektronisches Fachverfahren. Also muss der CIO Überzeugungsarbeit in den über 200 Gemeinden in seinem Bundesland leisten.

Ziel sei es, die IT zu standardisieren, zu konsolidierten und zu vereinheitlichen. So sollen laut Schlömer Verwaltungsangebote für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen flächendeckend verfügbar werden. Das führe zu mehr Effektivität und Effizienz der Verwaltung auf allen Ebenen.

Mehrere hundert Millionen Euro für mehr IT

Der CIO hat nicht nur gute Argumente im Köcher. Das Budget für den digitalen Ausbau in Sachsen-Anhalt beträgt immerhin mehrere hundert Millionen Euro für die nächsten Jahre. "Das soll auf Landes- und kommunaler Ebene eingesetzt werden, um die Digitalisierung zu beschleunigen," so Schlömer.

Die politische Vorgabe der Landes und damit das Ziel des IT-Chefs für die nächsten vier Jahre lautet: In den dezentralen Einrichtungen des Landes sollen Verwaltungs-Services digital, einheitlich, flächendeckend, interoperabel und medienbruchfrei angeboten werden.

Das Amt soll attraktiver werden

Das alles geht nicht ohne qualifizierte Mitarbeiter. Daher will Schlömer das Land Sachsen-Anhalt als Arbeitgeber attraktiver zu machen.

Dazu probiert der CIO in der Landesverwaltung neue Formen des Arbeitens aus. So hat Schlömer auf ein eigenes Büro verzichtet und das Ministerium neu ausgerichtet. Das Ziel: offen, transparent und in der Gruppe zu arbeiten. "Ich verstehe das Büro als Ort der Kollaboration, der Interaktion und des Austauschs," so Schlömer. Einzel- und Kreativarbeit verrichten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nun meist im Homeoffice oder über ortsunabhängiges Arbeiten.

Dazu hat das Team um den CIO eine neue Großraumfläche übernommen und nach den Bedürfnissen der Belegschaft ausgebaut. "Es ist viel Glas verbaut worden, ich sitze mittendrin und bin jederzeit ansprechbar," berichtet er.

Die Referate des Ministeriums arbeiten jeweils in Gruppenarbeitsräumen zusammen, die so gestaltet wurden, dass sowohl kollegiale als auch Einzelarbeit möglich ist. Einzel-Arbeitsplätze lassen sich über eine neu eingeführte Software mieten.

Zudem wurden die klassischen Telefone abgeschafft. Stattdessen laufen die Amtsgeschäfte über Headset und Internettelefonie. Reinschriften und Versionsmappen wurden durch elektronische Aktenführung und papierlose Vorgänge ersetzt. Schlömer: "Wenn man bedenkt, dass wir bis vor eineinhalb Jahren rein papierbasiert gearbeitet haben, ist das ein gewaltiger Schritt"

So will er zeigen, dass auch die öffentliche Verwaltung Arbeitsbedingungen und -geräte bereitstellen kann, wie man sie von Unternehmen der freien Wirtschaft kennt. Ob diese Maßnahme gut ankommt, möchte er Mitte des Jahres über eine Mitarbeiterbefragung herausfinden.

Bottleneck Projektmanagement

Dabei ist Projektstruktur das A und O für Schlömer: "Ohne begleitendes Projektmanagement funktionieren IT-Vorhaben nicht mehr." Jedoch habe die öffentliche Verwaltung keine Projektmanager und deshalb tue sie sich mit Digitalinitiativen immer noch schwer.

Schlömer will daher eigene Einheiten für ein Projekt Management Office (PMO) aufbauen und für alle Bereiche zur Verfügung stellen. Zunächst will der CIO das über externe Dienstleister und Freelancer stemmen. Mittelfristig soll bestehendes Personal im Bereich IT-Projektmanagement weitergebildet und zertifiziert werden.

Ein anderer Weg seien Stipendienmodelle, um junge Talente an Bord zu holen. "Wir unterstützen sie finanziell und bilden sie aus, dafür bleiben sie fünf Jahre bei uns. Wenn diese Fachkräfte anschließend in die freie Wirtschaft gehen wollen, profitieren also auch Unternehmen von unserer Arbeit," so der CIO.

Digitalstrategie auf drei Säulen

Für das Bundesland als Ganzes will Schlömer bis Mitte diesen Jahres die Strategie "Sachsen-Anhalt 2030 Digital" auf den Weg bringen. Dabei gilt es, politische Ziele im Digitalbereich über alle Ministerien hinweg zu organisieren. Das Team um den CIO definierte dazu drei Bereiche.

Der Bereich "Digitale Verwaltung" etwa umfasst nicht nur die technische Ausstattung der Behörden mit Laptops und Infrastruktur. Schlömer: "Digitalisierung bedeutet, behördliche Arbeitsweisen dramatisch zu ändern. Verfahren und Geschäftsprozesse in Papierform gilt es, in medienbruchfreien Abläufen digital abzubilden." Im Mittelpunkt sieht Schlömer das Change-Management. Überkommene Bürokultur will er verändern und Mitarbeiter sowie andere Ministerien dafür sensibilisieren, dass Digitalisierung ihre Arbeit erleichtern kann.

Im Bereich "Digitale Gesellschaft" geht es unter anderem um Daseinsvorsorge für Bürger. Hierunter fällt etwa digitale Infrastruktur für das Arbeiten von zuhause, Telemedizin oder Remote-Aus- und Weiterbildung. "So wollen wir dem demografischen Wandel und der Landflucht entgegenwirken. Digitale Vernetzung und moderne Technologie soll Menschen aus urbanen Ballungszentren dazu anregen, sich in ländlichen Gebieten niederzulassen, ohne Abstriche in der Lebensqualität fürchten zu müssen," so Schlömer.

Eng verbunden damit ist der dritte Bereich "Innovation". Dabei pocht Schlömer auf Praktikabilität: "Wir wollen kein akademisches Papier schreiben, sondern die Ziele bis 2030 so formulieren, dass sie auf Monitoring, Controlling, Steuerung und Umsetzung ausgerichtet sind." Das schließt etwa Cloud Computing ein oder öffentliche Geo-, Raum- und Verkehrsdaten aufzubereiten, um neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Als Vorbild nennt der CIO etwa den Bankensektor, in dem Finanzberatung zunehmend nicht mehr in der Filiale, sondern per Video-Call stattfindet.

Verfahren noch ohne Cloud

Dabei gibt es das Problem, dass viele Fachverfahren in den Behörden nicht in Cloud-Umgebungen funktionieren. Einige Dienstleister für die Verfahren können oder wollen laut Schlömer ihre Lösungen nicht cloud-ready machen. Dadurch sind Software-as-a-Service-Angebote, etwa für Autozulassungen, gar nicht möglich.

Zudem sind viele dieser Programme nicht darauf ausgelegt, sich an anderen Nutzern als den Sachbearbeitern zu orientieren. "Es ist beispielsweise gar nicht vorgesehen, dass Bürger Online-Anträge einreichen können," so Schlömer. Also müssen alle Frontends für Online-Services, die im Zuge des OZG entwickelt werden, umständlich über Schnittstellen an das Backend der Fachverfahren angeschlossen werden.

"Noch dazu haben wir nicht wenige Anbieter für Fachverfahren, die quasi Monopole innehaben. Für das Standesamtswesen gibt es beispielsweise nur einen Hersteller in ganz Deutschland. Wenn es uns insgesamt nicht gelingt, diese Dienstleister mit in die Zukunft zu nehmen, können wir zu Stift und Papier zurückkehren," so Schlömer. Die Fachverfahrenshersteller und IT-Dienstleister müssten vom Gesetzgeber in die Pflicht genommen werden, vorgegebene Standards und Schnittstellen zu übernehmen. Diese strategische Aufgabe sei jedoch noch nicht gelöst, resümiert der Landes-CIO.

Optimist bleiben

Trotz solcher Widrigkeiten versucht Schlömer, Optimismus zu verbreiten. "Die Zukunft ist etwas Gutes, sie gibt uns Möglichkeiten und neue Optionen," sagt er. Sich auf neue digitale Lösungen einzulassen, bedeute immer mehr Arbeits- und Lebensqualität.

Mitarbeitende sollten keine Angst vor Veränderungen haben. "Die digitale Zukunft eröffnet mehr Chancen, als man eigentlich gedacht hat, und das bedeutet für alle einen Gewinn," sagt Schlömer und beendet das Gespräch, wie es angefangen hat: "Das Internet ist eine gute Sache."