Leih-Software erschüttert die Grundfesten der Branche

Wie CIOs SaaS optimal nutzen

03.08.2007 von Werner Kurzlechner
Zwar ist der erste Versuch, Software online zu verleihen, in den späten 1990er-Jahren gescheitert. Das wiederholt sich jedoch nach Einschätzung von McKinsey beim zweiten Anlauf von Software as a Service (SaaS) nicht. Diese Entwicklung zwingt zum einen die Hersteller von Lizenz-Anwendungen dazu, an ihren Service-Angeboten zu feilen. Zum anderen müssen sich CIOs immer mehr anstrengen, den besten Software-Mix zu finden.
McKinsey vergleicht die SaaS-Anbieter mit der übrigen Software-Industrie.

Die erste SaaS-Generation konnte die Anforderungen der Firmen an Zuverlässigkeit und Qualität nicht erfüllen. Das hat sich geändert. Zwischen 2002 und 2005 stiegen die Erträge der auf SaaS spezialisierten Unternehmen von 295 auf 485 Millionen US-Dollar. In diesem Jahr erwarten die Analysten einen "dramatischen Sprung" der Anwenderzahl.

Vor allem vier Faktoren treiben das Wachstum an. An erster Stelle nennt McKinsey den Drang der Anwender, aus einem Teufelskreis auszubrechen: Kauf einer Lizenz plus Kosten für die Wartung plus Ausgaben für zeitaufwendige und teure Upgrades - alles, ohne selbst Einfluss nehmen zu können.

Die anderen Treiber: Die Anbieter sind in der Lage, jede Anwendung einem großen Kundenkreis anbieten zu können und so ihre Kosten im Griff zu behalten. Fallende Kosten von Breitbandverbindungen machen die Software bei guter Performance für die Anwender erschwinglich. Der Erfolg von Vorreitern wie salesforce.com oder Webex überzeugt zudem viele Unternehmen von der Leistungsfähigkeit von SaaS.

Die Analysten rechnen vor, dass SaaS mittlerweile ein durchaus rentables Geschäft ist. So schnitten die Leih-Software-Spezialisten im McKinsey-Firmen-Index in den vergangenen fünf Jahren um 13 Prozent besser ab als der Durchschnitt der Unternehmen. Dass die Margen derzeit noch hinter den 25 Prozent der großen Software-Unternehmen her hinken, liege schlicht an fehlender Größe. Die SaaS-Anbieter erreichen im Schnitt 13 Prozent.

Keinen Zweifel lässt McKinsey daran, dass sich die alteingesessenen Software-Häuser aus Gründen der neuen Konkurrenz strecken müssen. Sie werden es kaum vermeiden können, neue Verkaufswege und bessere Services zu entwickeln.

IT-Architektur bedarf einer Reform

Nutzten die Anwender SaaS bisher vor allem für Human-Resources-Anwendungen und Customer Relationship Management (CRM), bricht eine zweite Welle heran. Sie beinhaltet laut McKinsey Transaktionen zwischen Käufern und Lieferanten, Logistik und Supply Chain Management (SCM). Anschließend könnten sogar geschäftskritische Bereiche mit SaaS abgewickelt werden, Hosted Environments zum Beispiel. Dergleichen geschieht, wenn sich Sicherheitsbedenken weiter zerstreuen.

IT-Managern verlangt SaaS einiges ab. Wollen sie dessen Potenzial voll abschöpfen, kommen sie um veränderte Architektur-, Management- und Governance-Modelle nicht herum.

In Sachen Architektur empfehlen die Berater ein Hybrid-Modell geschlossener und offener Systeme. Unter anderem hängt von der Geschwindigkeit, in der neue Anwendungen auftauchen, ab, welcher IT-Bereich im Unternehmen bleibt und welcher vielleicht auf SaaS umgestellt wird. Ein Re-Design werde solchen Fragen nicht ausweichen können.

Eine weitere Herausforderung für die CIOs ist es, garantierte Service-Niveaus zu vergleichen und mit internen Gegebenheiten kurz zu schließen. Falls etwa ein SaaS-Anbieter seinen Service auf Rechnungs-Basis anbietet, ist zu klären, ob die Infrastruktur der Einkaufsabteilung diese Funktion unterstützen kann.

Auch die IT-Governance verändert sich notgedrungen, sobald SaaS zum Einsatz kommt. So fällt statt einer großen Ausgabe stetig eine Vielzahl von kleinen Zahlungen an. Auch die Entscheidungsbefugnisse sind berührt. Wenn etwa zwei Abteilungen eine Software verwenden möchten, ist zu klären, wer dafür zahlt.

Der Tenor der McKinsey-Analyse "Delivering software as a service": Die IT-Entscheider kommen nicht umhin, die Grundlagen ihrer Organisation neu vom Kopf auf die Beine zu stellen.