Aus gescheiterten Projekten lernen

Wie Fehler die Karriere fördern

14.07.2009 von Christiane Pütter
Nur wer Fehler macht und daraus lernt, bringt sich und das Unternehmen voran. IT-Chefs berichten von ihren Erfahrungen.

"Wer nie was falsch gemacht hat, ist er nur halb so gut wie jemand, der aus schwierigen Erfahrungen gelernt hat", sagt John Puckett. Er muss es wissen: Puckett ist CTO Corporate IT bei DuPont und seit 42 Jahren in der IT unterwegs. Das macht ihn zum Kronzeugen einer These, die unsere US-Schwesterpublikation cio.com vertritt: Wer aus Fehlern lernt, kann sie für die Karriere nutzen.

Beispiel Don Goldstein: Sein erster Job als frischgebackener Vice President IT einer Versicherung bestand aus einem umfangreichen Datenbank-Projekt. Ziel war, die Daten so zu strukturieren, dass jede Abteilung eine 360-Grad-Sicht auf ihre Kunden erhält. Eine Menge Cleansing-Aufwand - und dann fingen die Abteilungen die Diskussion darüber an, wer für welche Daten zuständig ist.

Das ganze Projekt sei ihm aus den Händen geglitten, erzählt Goldstein. Sowohl Zeit als auch Kosten sprengten den Rahmen. Einige Projekt-Mitarbeiter warfen das Handtuch und schließlich verlief das Ganze im Sande. Seitdem teilt er alle Projekte in genau definierte Abschnitte ein und besetzt seine Teams aus IT- und Business-Kollegen, berichtet Goldstein, mittlerweile CIO beim Immobilien-Dienstleister CB Richard Ellis. Jeder dieser Projekt-Mitarbeiter ist für spezifische Aufgaben verantwortlich.

Eben diese Learnings sind es, die laut DuPont-CTO Puckett eine Führungspersönlichkeit ausmachen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten seien Leute gefragt, die Herausforderungen durchzustehen hatten.

Bei den cio.com-Nutzern rennt Puckett damit offene Türen ein. "So schmerzhaft es auch sein mag, Fehler zu machen - man wird dadurch bescheidener. Und das haben wir alle nötig", schreibt Jen Darr, PC Helps Support. Ein User namens Terry Edlin bestätigt, Flops hätten sich als unschätzbar lehrreich erwiesen.

Ein Leser namens Satish Iyer gibt jedoch zu bedenken, das setze eine Firmenkultur voraus, die Fehler als Lernerfahrung akzeptiere. Was John Halamka, CIO vom Beth Israel Deaconess Medical Center, bestätigt. In seinem Team will er eine Atmosphäre von Schuld und Strafe unbedingt vermeiden, so der IT-Chef.

Sein Motto: Wer Probleme als Prozess- und nicht als Personen-Fehler behandelt und das auch entsprechend kommuniziert, kommt den Ursachen eher auf die Spur. Glaubt man Halamka, hat er auf diese Weise Transparenz hergestellt und dafür gesorgt, dass Stärken und Schwächen sichtbar werden.

Wer keine Fehler macht, ist zu risikoscheu

Christopher Barron, CIO von CPS Energy, behauptet sogar: "Wer keine Fehler macht, ist nicht risikofreudig genug." Schließlich resultierten Fortschritt und Weiterentwicklung aus Risiken.

Er selbst zum Beispiel hat voriges Jahr ein Projekt in Sachen mobile Anwendungen gestartet. Ziel war es, Mitarbeitern über Smartphones und Laptops den Zugang zu bestimmten Daten zu ermöglichen. Zum Projektleiter bestimmte Barron ein wahres Technik-Ass. Er wusste dessen Fähigkeiten zu schätzen.

Erstmal ging das Ganze aber in die Hose. Der Tekkie brüskierte eine Menge Leute mit seiner Arroganz, gibt Barron heute zu. Trotzdem lernte die Belegschaft eine Menge über Anwendungen. Um diese neue Kompetenz nicht versickern zu lassen, setzte der CPS-CIO ein neues Projekt mit einem neuen Team auf. Diesem ließ er erstmal Kommunikations-Trainings angedeihen.

Wer aus Fehlern lernt, verbessert seinen Ruf im Unternehmen

Barron ging soweit, seine Leute mit einer Uniform auszustatten. "In Jeans und heraushängenden T-Shirts haben die bei Führungskräften einfach keinen guten Stand", sagt er. Der CIO ist davon überzeugt, seinen eigenen Stand im Unternehmen nach diesen Erfahrungen verbessert zu haben.

Weitere lehrreiche Erfahrungen sind in Kim S. Nashs Artikel "Failure and what you can learn from it" auf cio.com nachzulesen.

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