Big Brother am Arbeitsplatz

Wie Firmen ihre Mitarbeiter überwachen

11.04.2008 von Andreas Schaffry
Mitarbeiter, die an ihrem Arbeitsplatz private E-Mails schreiben oder im Internet Ziele für nächste Urlaubsreise suchen oder sich auf Auktionsplattformen tummeln, sind keine Seltenheit. Sie verstoßen dabei jedoch meist gegen die Sicherheitsrichtlinien ihres Arbeitgebers und riskieren, entlassen zu werden. Über die Hälfte der US-Firmen haben aus diesen Gründen schon einmal Arbeitnehmer entlassen. Das zeigt eine Untersuchung der American Management Association (AMA) in Zusammenarbeit mit dem E-Policy-Institut.
43 Prozent der US-Unternehmen überwachen die E-Mails aller Angestellten oder von ausgewählten Abteilungen.

Unternehmen haben viele Möglichkeiten, die Computer-Aktivitäten ihrer Mitarbeiter zu überwachen. Diese reichen von der permanenten oder partiellen E-Mail-Kontrolle über die Blockierung von Websites bis hin zur Nachverfolgung vom Mobiltelefon-Einsatz per GPS (Global Positioning Systems) und dem Abhören von Telefonen.

Private E-Mail- und Internet-Nutzung führt zur Entlassung

In Verbindung mit internen Richtlinien zum elektronischen Geschäftsverkehr wollen Firmen damit die Produktivität der Anwender erhöhen sowie Prozess- und Schadensersatzrisiken minimieren.

Mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen, haben schon einmal Arbeitnehmer wegen E-Mail-Missbrauchs entlassen. Die Gründe sind vielfältig. Knapp zwei Drittel gab an, dass die Arbeitnehmer dabei gegen interne Richtlinien verstoßen haben. Rund 62 Prozent hätten sich gegenüber Geschäftspartnern und Kunden im Ton vergriffen.

Etwas mehr als ein Viertel der Mitarbeiter, so die Angabe, hätten zudem ihren geschäftlichen Mail-Account exzessiv zum Versand privater Nachrichten genutzt. 22 Prozent hätten Vertraulichkeitsregeln verletzt.

Weder Erotik noch Spiele am Arbeitsplatz

65 Prozent der von der AMA befragten US-Unternehmen verwenden Software, um den Aufruf bestimmter Webseiten zu blockieren.

Von den 30 Prozent der Firmen, die Mitarbeiter wegen Internet Missbrauchs verabschiedeten, gaben 84 Prozent an, dies sei wegen der Ansicht und dem Download unangemessener Inhalte, geschehen. Als unangemessen definieren Arbeitgeber nicht nur den Besuch erotischer und pornografischer Web-Seiten, sondern auch von Spiele-Webseiten oder Auktions-Plattformen.

Knapp die Hälfte der früheren Beschäftigten verstießen den Befragten zufolge gegen interne Sicherheitsrichtlinien und etwas mehr als ein Drittel nutzte das Internet ausgiebig für private Zwecke.

Inzwischen nutzen 65 Prozent der befragten Unternehmen Software, die den Aufruf unangemessener Websites verhindert. Gegenüber der ersten Umfrage aus dem Jahr 2001 bedeutet dies eine Zunahme von 27 Prozent. 43 Prozent der Befragten überwachen auch den E-Mail-Verkehr.

Der Boss hört mit

45 Prozent kontrollieren auch die Telefongespräche ihrer Angestellten und welche Nummern diese anrufen. 16 Prozent zeichnen die Gespräche sogar auf. Wegen zuviel Privattelefoniererei am Arbeitsplatz wurden sechs Prozent der Arbeitnehmer entlassen.

Deutlich weniger praktiziert werden dagegen Video- und GPS-Überwachung. Nur sieben Prozent der befragten Unternehmen nutzen Videokameras, um die Tätigkeiten ihrer Angestellten zu kontrollieren.

Insgesamt neun Prozent verwenden die GPS-Technologie zur Verfolgung und Identifizierung von firmeneigenen Mobiltelefonen sowie Fahrzeugen.

Die meisten sind informiert

Die große Mehrheit der Unternehmen - immerhin 83 Prozent - informieren die Mitarbeiter, dass ihre Computer-Aktivitäten und Telefonate überwacht werden. Dies geschieht hauptsächlich über Handbücher, per Mail oder über das firmeneigene Intranet

Der "2007 Electronic Monitoring & Surveillance Survey" wurde gemeinsam von der American Management Association (AMA) und dem E-Policy Institut durchgeführt. Mehr als 300 US-Unternehmen nahmen an der Umfrage teil.

Insgesamt 27 Prozent der befragten Unternehmen beschäftigen bis zu 500 Mitarbeiter. Jeweils zwölf Prozent der Firmen haben zwischen 501 bis 1.000 und zwischen 1.001 bis 2.500 Mitarbeiter. Insgesamt 24 Prozent gaben an, mehr als 2.501 Mitarbeiter zu beschäftigen.