Ein IT-Manager berichtet

Wie IT gegen Stress und Burnout hilft

24.11.2011 von Werner Kurzlechner
Esoterisch anmutende Mittel wie Yoga oder Meditation können IT-Profis überfordern. Gut, dass es Application Performance Monitoring auch für Körperfunktionen gibt.
Steile Karriere, bis der Körper auf Hilfe drängte: Dave Asprey, heute Führungskraft bei Trend Micro.
Foto: CIO.com

IT macht manchmal krank. Jedenfalls kann der permanente Stress eines IT-Managers zu Burnout und Depression führen. Klar, dagegen lässt sich etwas tun und dem kann man vorbeugen. Mit Medikamenten und ärztlicher Beobachtung, vor allem aber auch mit Entspannung und aktivem Ausgleich. Aber nicht jedem waschechten Technologie-Junkie und Workaholic steht unbedingt der Sinn danach, seine kostbare Freizeit beispielsweise mit Yoga zu verbringen.

Fernöstliche Lehren und tatsächliche Alltagserfahrung – das beißt sich gelegentlich allzu sehr. Da ist es für manchen eine gute Nachricht, dass ausgerechnet IT bei der Therapie der Symptome helfen kann, die sie mit angerichtet hat. IT macht manchmal auch wieder gesund. Genau davon handelt eine Reportage von Meridith Levinson für unsere amerikanische Schwesterpublikation CIO.com.

Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht Dave Asprey, heute 38 Jahre alt. Vor sechs Jahren hatte er seine hohen beruflichen Etappenziele für den Augenblick mehr als erreicht. Er arbeitete damals als Produktmanagement-Chef beim kalifornischen Start-Up Netscaler, der gerade von Citrix übernommen worden war. Asprey hatte spannende und aufreibende Integrationsarbeit zu erledigen, 60 Stunden die Woche und begleitet von ständigen Reisen hin und her zwischen dem Silicon Valley und Florida. Zuvor schon hatte er eine eigenen Firma mitgegründet: den Cloud Computing-Pionier Exodus Communications.

Permanenter Kommunikationsdruck

Es ging voran mit der Karriere wie gewünscht, aber der Stress nagte immer an Dave Asprey. Auch der permanente Kommunikationsdruck, den moderne IT so entfaltet. „Wenn das E-Mail-Fach mal kaputt war, fühlte ich mich wie ein Sterbender“, berichtet der IT-Manager. „Weil ich den Anschluss verlor.“ Urlaub machen fruchtete nicht. Asprey reiste nach China, Nepal und Tibet – mit drei Pfund schwerem Laptop und der ständigen Angst vor Spam und entgangener elektronischer Post.

Stimmt die Herzfrequenz nicht, blinkt es rot: das emWave.
Foto: CIO.com

Der Körper sendete Warnsignale aus: regelmäßige Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Kieferkrämpfe. Ärzte fanden heraus, dass Asprey viermal so viele Stresshormone im Körper hatte wie ein Gesunder. „Obwohl ich Top-Leistungen brachte, bemerkte ich, dass ich einen Preis zahlen musste – möglicherweise mein Leben“, erinnert sich der High-Performer.

Arbeit ist wichtige Quelle für Stress

Dass Asprey mit derartigen Belastungssymptomen mitnichten ein Einzelfall ist, dürfte mittlerweile bekannt sein. Hierzulande haben diverse Studien das wachsende Ausmaß stressbedingter Krankheiten dokumentiert. Autorin Levinson führt einige Daten aus den USA an. So berichteten in einer Umfrage der American Psychological Association 69 Prozent der Arbeitnehmer, dass ihre Arbeit eine wahrnehmbare Quelle von Stress sei; 51 Prozent sagten, dass das ihre Produktivität hemme.

Dass das Phänomen in Führungstätigkeiten besonders ausgeprägt ist, dürfte ebenfalls feststehen. Levinson dokumentiert anhand des Beispiels eines Geräteherstellers aus dem Mittleren Westen. Vier der IT-Führungskräfte dort sind demnach in den vergangenen zwei Jahren wegen Stress krank geworden. Zwei von ihnen mussten ihre Tätigkeit aufgeben, einer seine Arbeitsbelastung reduzieren, einer brauchte eine medizinisch bedingte Auszeit.

Asprey ist also beileibe nicht allein mit seinen Leiden – und innerhalb der Gruppe der IT-Manager sicher auch nicht mit seinen Problemen beim Gegensteuern. Er versuchte es mit Yoga und Meditation, aber irgendwie passte das nicht zu seinem gewohnten Lebensstil. Er hatte immer gelernt, der Computertechnologie zu vertrauen. Also suchte er Unterstützung durch IT.

System-Administration fürs Herz

Asprey kaufte sich also ein intelligentes Gerät, das optisch eine Art iPod sein könnte: das „emWave“ des Hersteller HeartMath – ein Apparat, der via Ohrläppchensensor den Herzschlag und seine Frequenz messen kann. Bei Stress, Wut oder Frustration blinkt es rot. Gelingt es daraufhin, sich zu beruhigen, wechselt die Lämpchenfarbe erst auf blau, dann auf grün. Nun ist wieder alles in Ordnung.

Das „emWave“ steht in der Reportage von Meridith Levinson exemplarisch dafür, dass IT-Manager auf ganz eigene Weise ticken und zur Unterstützung ihrer psychischen Stabilität Hilfsmittel brauchen, die ihrer Art entsprechen. „Ich konnte nie sagen, ob ich richtig meditierte“, so Dave Asprey. „Wenn ich aber dieses grün blinkende Ding bei mir habe, fühlt es sich an wie das Monitoring eines Servers oder einer App. Ich mache Application Performance Monitoring – nur eben bei mir selbst.“

Ruhiger Schlaf nach zwei Wochen

Asprey kombiniert den emWave-Einsatz mit einer vom Hersteller empfohlenen Atemtechnik. Täglich 30minütige Übungen haben ihm nach eigenen Aussagen zu innerer Ruhe verholfen. Bereits nach zwei Wochen habe er angefangen, wieder ruhig zu schlafen. Seine beruflichen Entscheidungen treffe er inzwischen überlegter und mit kühlerem Kopf als früher, berichtet Asprey, der heute für die Cloud Computing-Strategie des Security-Anbieters Trend Micro verantwortlich ist.

„Als IT-Profi bin ich geübt darin, mit komplexen Systemen umzugehen“, beschreibt der Manager seine emWave-Erfahrung. „Ich habe angefangen, meinen Körper wie ein Hacker oder System-Administrator als komplexes System zu managen. Das emWave verschaffte mir einen täglichen Prozess, den ich wie einen Cron-Prozess oder einen Unix-Server am Laufen halten kann.“ Der Kern seiner Monitoring-Arbeit in eigener Sache: „Ich schaue, wie meine Performance heute im Vergleich zu gestern war. Und ich frage mich, wie ich sie optimieren kann.“

Detaillierte Ausführungen zur Wirkungsweise des Geräts enthält die hier gekürzte Originalreportage auf CIO.com.