IT-Strategietage

Wie Sanofi das digitale Chaos bezwingen will

09.02.2013 von Andrea König
Der Pharmakonzern Sanofi möchte nicht auf einen Pillenhersteller reduziert werden, sondern ein Service-Unternehmen sein. Damit das gelingt, wurde eine Digitalstrategie mit speziellen Guidelines entwickelt.
"Let's go digital". So fasst Gabriele Welt, VP IS Global Operations Europe, ihre Strategie zusammen.
Foto: Foto Vogt

Beim Pharmakonzern Sanofi hat der CEO die klare Ansage gemacht, dass er eine Strategie wolle, die über die Pille hinausgeht. Der Konzern möchte nicht nur Medikamente verkaufen sondern Service. Zu seinem Kundenkreis zählt Sanofi Ärzte, Apotheken, Krankenhäuser, Krankenkassen und auch die eigenen Mitarbeiter.

Bei diesem Wandel spielt die IT eine zentrale Rolle. Gabriele Welt, VP IS Global Operations Europe, beschreibt diesen Wandel bei den IT-Strategietagen mit dem Motto "Let‘s go digital".

Digitales gibt es beim Sanofi-Konzern bereits länger. So breiten Mitarbeiter im Außendienst vor Ärzten zum Beispiel keine Broschüren aus sondern haben iPads dabei. Doch den vielen einzelnen Service-Initiativen fehlte eine klare Struktur.

Die Service-Aktivitäten sind vielfältig, denn sie erstrecken sich über die Bereiche Kommunikation und Werbung, kollaborative Services, Kundenservice und Marketing. Um das digitale Chaos zu strukturieren, wurde gefragt: Was sind meine Ziele? Wen möchte ich ansprechen?

Die Lösung soll eine einzige digitale Plattform bringen. Dort sollen sämtliche Veröffentlichungen gesammelt und zur Verfügung gestellt werden. So nutzt der Konzern das Vorhandene und schafft Synergien.

CIO Thorsten Steiling, Solarworld
Wir haben eine sehr dezentrale IT mit vielen redundanten Elementen. Deshalb lautet unser Essential 2013, unsere relevanten Systeme zu konsolidieren. Damit ist das Jahr gefüllt.
Steffen Roehn, Ex-CIO der Telekom, Roehn Management Consulting
Ein Riesenessential für das Jahr 2013 ist die Aufgabe, Social Media sicher und einfach ins Unternehmen zu integrieren. Besonders beschäftigt mich diese Frage bei größeren global verteilten Unternehmen.
CIO Bernd Sengpiehl, AEG Power Solutions
Wir haben gerade damit begonnen, unsere komplette Infrastruktur, angefangen bei E-Mails und Sharepoint, in die Cloud zu schieben. Dabei verfolgen wir einen strengen Zeitplan. Auch die Wandlung der IT vom Plattformanbieter hin zum Business Enabler halte ich für einen wichtigen Essential 2013.
CIO Olaf Röper, Thyssen Krupp Uhde
Bei mir hat sich die Zuständigkeit auf die Bereiche Marine und Plant Technology erweitert. Mein Essential 2013 ist deshalb klar: Ich muss zwei Geschäftsmodelle zusammenführen. Ein wichtiges Thema ist dabei die Optimierung von Geschäftsprozessen. Daten, die wir zum Beispiel rund um eine Anlage sammeln, helfen uns dabei, Probleme früh zu erkennen.
CIO Hilko Heuer, Ferrostal AG
Mein Essential 2013 steht fest. Ich möchte die Restrukturierung der Ferrostal AG erfolgreich begleiten und die IT nach der neuen Unternehmensstrategie ausrichten.
CIO Gabriele Welt, Sanofi
Wir möchten mit unserer IT näher am Kunden sein, also näher an den Patienten, den Ärzten und Krankenhäusern. Ein Essential wird es 2013 deshalb sein, mit innovativer IT unser Geschäftsmodell zu unterstützen.
CIO Martin Ackermann, Heraeus Holding GmbH
Unser Essential 2013 ist Magellan. Mit diesem Projekt strukturieren wir alle Prozesse neu und vereinheitlichen sie auf Konzernebene. Wir verbessern keine bestehenden Strukturen, sondern entwerfen alle Prozesse neu.

Welche KPIs sinnvoll sind

Sanofi CIO Gabriele Welt mit den Moderatoren Horst Ellermann und Profesor Krcmar (rechts).
Foto: Foto Vogt

Damit es hier nicht bei der Theorie bleibt, wurden digitale Guidelines verabschiedet. Die umfassen neben der Integration von Marketingplänen KPIs zur Messbarkeit digitaler Initiativen. IT-Verantwortliche Welt betont in ihrem Vortrag, dass sie damit weg möchte von jenen technischen KPIs, mit denen man keinen Marketingleiter oder Manager überzeugt.

Um das zu verbessern, hat man sich zusammen mit dem Business genau überlegt, welche KPIs sinnvoll sind, etwa bestimmte Follower-Zahlen und Klicks bei Facebook. Dritter Bestandteil der digitalen Guidelines ist das Customer Lifecycle Management (CLM) inklusive der Analyse von Big Data.

Welche Rolle spielt nun die Sanofi-IT bei "Let’s go Digital"? Neben der digitalen Plattform gibt es eine sogenannte Digital Academy, um die Aufmerksamkeit für das Thema zu erhöhen und die Initiative als internes Consulting zu begleiten.

Auch das Sourcing der Services gehört zu den IT-Aufgaben, wobei Gabriele Welt hier viel Wert auf Agilität und Flexibilität legt. Denn so lässt sich eine Initiative auch schnell wieder stoppen, wenn es nicht gut läuft. Mitarbeiter der Sanofi-IT sind vor allem auf CRM spezialisiert, deshalb werden die Services von externen Mitarbeitern erbracht.

Gabriele Welt wünscht sich, dass die IT das digitale Chaos bezwingt und genau weiß, wo es in Zukunft hingehen soll. Dafür verwendet sie das Bild einer App für die digitale Welt, die den Kunden den Weg durch den U-Bahn-Dschungel einer Großstadt weist. "Gemeinsam finden wir den besten Weg durch das Chaos", lautet ihr Fazit.