Relationship Building

Wie Sie die 3 Networking-Typen erkennen

06.12.2023 von Andrea König
In der Geschäftswelt gibt es den Kooperationstyp, den Konkurrenztyp und den Ignoranztyp. Karriere-Expertin Yasmine Limberger erläutert, wie man mit den Charakteren umgeht und die Kontakte nutzt.
Yasmine Limberger vom IT-Beratungsunternehmen Avanade erläutert erfolgreiches Relationship Building.
Foto: Avanade

Wer Produkte oder Dienstleistungen verkaufen möchte, beruflich weiterkommen will oder Zugang zu bestimmten Kreisen sucht, muss sein Netzwerk konsequent auf- und ausbauen. Karriereexpertin Yasmine Limberger vom IT-Beratungsunternehmen Avanade gibt Tipps für ein erfolgreiches Relationship Building.

Neben der klassischen Möglichkeit, persönliche Kontakte zu knüpfen, gibt es heute eine Vielzahl von Plattformen zum Aufbau von Netzwerken, zum Beispiel sogenannte soziale Netzwerkdienste wie Xing, Linkedin oder Twitter. Die Kunst dabei ist es, seine Kontakte zu qualifizieren, Verknüpfungen zu erkennen und die bestehenden Netzwerke sinnvoll zu ergänzen.

Doch wie erkennt man Sponsoren oder Geschäftsfreunde und solche Leute, denen man besser aus dem Weg geht? Sympathie und Geschäftsnutzen stehen nicht immer in Einklang, weiß Limberger. Sie empfiehlt, private und geschäftliche Kontakte entsprechend zu selektieren und qualifizieren, dabei aber dennoch nicht die sympathischen Kontakte ohne geschäftlichen Nutzen zu übergehen. Denn auch sie wären eine Bereicherung für uns.

Eine Voraussetzung für das Relationship-Building besteht darin, sein Gegenüber zu analysieren. Ob Sie mit Ihrem Chef oder mit einem Kunden sprechen, mit einem Kollegen oder Lieferanten. Jeder verfolgt seine eigene Agenda und jeder ist unterschiedlich veranlagt.

Limberger geht von drei Grundprinzipien aus, die in der Geschäftswelt an Charakteren, Kulturen oder auch Vorgehensweisen oft vorherrschen:

1. Das Kooperationsprinzip

Der kooperative Geschäftspartner erscheint auf den ersten Blick einfach zu handhaben und zu überzeugen. Er wird sich Ihren Standpunkt anhören und auf Ihre Vorschläge eingehen oder zumindest bei Abweichungen einen Kompromiss bevorzugen. Seine Argumentation ist nachvollziehbar und transparent. Er erscheint offen und ehrlich und vertraut Ihnen.

Prinzipiell ist dieser Charaktertyp die vorrangige Zielgruppe für Ihr persönliches Netzwerk. Richten Sie sich allerdings auch immer darauf ein, dass er die gleiche Kooperationsbereitschaft und Transparenz auch von Ihnen erwartet. Limberger empfiehlt: Legen Sie fest, auf welcher Basis Sie mit Ihren Kooperationspartnern agieren möchten. Wer zum Beispiel die Ziele seines Gegenübers kennt, kann besser Unterstützung und Hilfe anbieten.

2. Das Konkurrenzprinzip

Handelt Ihr Gegenüber nach dem Konkurrenzprinzip, wird es schon schwieriger. Dieser Charaktertyp ist nur schwer davon zu überzeugen, dass er Ihnen trauen kann. Er behält womöglich Informationen bewusst zurück, weil er um seinen Status fürchtet.

Beim Umgang mit einem Konkurrenztypen sollten Sie sich Folgendes fragen: Wie schaffe ich es dennoch, von diesem Gesprächspartner das zu bekommen, was ich brauche? Ein Patentrezept gibt es nicht, sagt Limberger. Sicher ist jedoch, dass Sie zunächst Vertrauen aufbauen müssen, um überhaupt an den Konkurrenztypen heranzukommen. Das erreichen Sie beispielsweise, wenn Sie an Gemeinsamkeiten wie kulturellen Interessen oder einer erfolgreichen Zusammenarbeit aus der Vergangenheit anknüpfen.

Machen Sie vor allem deutlich, dass beide Seiten etwas von einer Kooperation haben. Sie könnten zum Beispiel herausfinden, was auf der Agenda Ihres Gegenübers steht und dann nach Ansätzen suchen, wie sie zur Zielerreichung beitragen könnten. Die Mühe lohnt sich, denn häufig verfügt gerade der Konkurrenztyp über erstaunlich wertvolle Kontakte und Kreise, zu denen er Ihnen - wenn er ein gewisses Vertrauen zu Ihnen aufgebaut hat - Zugang verschaffen kann.

3. Das Ingoranzprinzip

Für den dritten Charaktertypen, den Ignoranztyp, sind Sie unwichtig. Er verschiebt Termine mit Ihnen oder erscheint gar nicht erst. Das kann frustrieren und führt oft dazu, dass man selbst den Kontakt abbricht. Doch wenn es die Umstände verlangen, müssen Sie durchhalten und dranbleiben.

Der Ignoranztyp kann durchaus kooperationsbereit sein, scheut jedoch zusätzliche Arbeit und hat keinerlei Interesse an Ihren Themen, die ihm unwichtig erscheinen und ihn nicht weiterbringen. In der Kommunikation mit dem Ignoranztypen müssen Sie kreative neue Wege gehen, rät Limberger. Die Ansprache und der Konversationseinstieg müssen ihn neugierig machen.

Finden Sie auch hier aktuelle Themen, die bei Ihrem Gesprächspartner auf der Agenda stehen. Überzeugen Sie ihn durch innovative Ideen und den besonderen Nutzen, den er davon hat. Geben Sie ihm immer das Gefühl, dass Sie sich dabei um alles kümmern werden. Berufen Sie sich auch hier auf Erfolgsgeschichten und Referenzen. Im Umgang mit dem Ignoranztyp brauchen Sie Durchhaltevermögen und eine hohe Frustrationstoleranz.

Die Kontakte richtig ordnen

Im nächsten Schritt qualifizieren Sie Ihre Kontakte in Kategorien (zum Beispiel privat, geschäftlich) sowie Subkategorien (zum Beispiel Themenschwerpunkte) und treffen Sie eine Einschätzung zu den dargestellten Charaktertypen. Machen Sie sich Notizen zu den Personen, also beispielsweise: arbeitet gerade an ..., hat Interesse an ... und so weiter.

Legen Sie sich Ihre eigene Netzwerk-Datenbank an, um den Überblick zu behalten. Notieren Sie, wie Sie mit dieser Person in Kontakt stehen und was Sie von ihr benötigen. Halten Sie ebenso die Punkte fest, die Sie dieser Person bieten können, empfiehlt Limberger. Vor Ihrem nächsten Treffen mit dieser Person sehen Sie in die Datenbank und überlegen Sie sich eine Strategie für die Gesprächsführung. Auch nach dem Gespräch sollten Sie sich ein paar Stichworte notieren.

Sinne geschärft einsetzen

So aufwändig diese Art des Relationship Buildings auch klingen mag, die Vorgehensweise wird Ihnen zum Beispiel in einem neuen Job gerade am Anfang eine gute Hilfe sein. Mit der Zeit werden Sie die Charaktertypen intuitiv erkennen.

Bei allen Kommunikationsstrategien sollte man eines nicht vergessen, weiß Limberger: Man hat es mit Menschen zu tun. Die Verbindungen zu anderen ergeben und lösen sich wieder. Sympathien und Gemeinsamkeiten sind dabei so zufällig, dass man sie weder planen noch wirklich beeinflussen kann. In manchen Situationen hilft es jedoch, wenn man alle seine Sinne geschärft einsetzt und die Zusammenhänge in der Zusammenarbeit besser erkennt.