Internationale Studie zur Zukunft der Arbeit

Wie wir im Jahr 2020 arbeiten

30.03.2011 von Christa Manta
Deutsche Arbeitsplätze hinken, was ihre technologische Ausstattung angeht, den Vorstellungen und Wünschen der Arbeitnehmer hinterher. Das hat eine internationale Studie der Future Foundation im Auftrag von Google Enterprise herausgefunden. Dabei sind deutsche Mitarbeiter überdurchschnittlich oft davon überzeugt, neue Technologien würden ihre Arbeit erleichtern. Japaner hingegen befürchten eher, diese könnten sie unter Druck setzen.

Den Arbeitsplatz der Zukunft tragen wir mit uns herum. Dank Cloud Computing und kollaborativen Technologien befreien wir uns von räumlichen und zeitlichen Grenzen und arbeiten - in virtuellen Teams vernetzt - kreativer, innovativer und effektiver miteinander. Ein Szenario, dass sich erst teilweise verwirklicht hat, doch immer stärker eingefordert wird. Und zwar nicht nur von den Digital Natives, also von jenen, die E-Mail und LinkedIn mit der Muttermilch aufgesogen haben, wie eine Studie der Future Foundation im Auftrag von Google Enterprise zeigt. Die Umfrage unter 3.500 Arbeitnehmern sowie 13 Innovationsexperten aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Japan und den USA belegt, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer aus den Industrienationen mit der technologischen Ausstattung am Arbeitsplatz unzufrieden ist, und sich mehr Anreize für Teamwork und Innovation wünschen würde.

Deutsche Unternehmen investieren zu wenig in IT

Nur 16 Prozent der Befragten hingegen fühlen sich den neuen Technologien derzeit nicht gewachsen und empfinden sie als überfordernd oder frustrierend. Und gehören damit im internationalen Vergleich zu den innovationsfreudigsten: Sie assoziieren seltener negative Gefühle mit der Einführung neuer Technologien als die Arbeitnehmer in den anderen Industrienationen. So stimmten etwa rund 30 Prozent der Japaner negativen Attributen zu, also sie nach ihren Gefühlen gefragt wurden, die den Einsatz neuer Technologie begleiten. Auch antworteten die meisten Japaner auf die Frage nach dem Effekt neuer Technologien auf die Geschäftspraktiken in den nächsten fünf Jahren: "Werden Mitarbeiter mehr unter Druck setzen". Die häufigste Antwort der deutschen Arbeitnehmer auf dieselbe Frage lautet: "Werden aktuelle Geschäftsmodelle verbessern."Deutsche Arbeitnehmer besonders innovationsfreudig

IT-Ausstattung im Büro hinkt der privaten hinterher

Auch privat sind deutsche Arbeitnehmer technologiefreundlich: 38 Prozent (und 44 im länderübergreifenden Vergleich) der Befragten gaben an, privat eine bessere IT-Ausstattung als im Büro zu haben. 54 Prozent der Befragten kennen webbasierte Technologien, 77 Prozent davon nutzen sie wöchentlich im privaten Bereich und nur 65 Prozent im Berufsleben. Arbeitnehmer, die privat neue Technologien und Social-Media-Plattformen verwenden, gehen davon aus, dass Unternehmen ähnliche Tools und virtuelle Arbeitsplätze bereitstellen sollten. Auch denken zwei Drittel der Befragten, dass Arbeitgeber nur mithilfe neuer Technologie die besten Mitarbeiter gewinnen und die Produktivität im Unternehmen erhalten beziehungsweise steigern können.

Innovation und Kreativität werden nicht genug gefördert

Nachholbedarf besteht bei deutschen Arbeitgebern auch, wenn es darum geht, Anreize für mehr Innovation und Kreativität zu schaffen. Zwar sagen 78 Prozent der befragten Arbeitnehmer, sie würden regelmäßig und proaktiv Ideen zum Unternehmen beisteuern. Doch nur 27 Prozent fühlen sich von ihrem Arbeitgeber dazu ermutigt. Und mehr als die Hälfte (55 Prozent) würden noch mehr kreative Ideen beitragen, wenn diese auch honoriert würden. 45 Prozent würden sich durch einen finanziellen Anreiz motivieren lassen und 38 Prozent, wenn ihre Leistungen mehr anerkannt würde. Weniger als ein Fünftel der befragten Arbeitnehmer gab an, in einem Unternehmen zu arbeiten, dass Bonusregeln zur direkten Belohnung von Ideen aufgestellt hat.

Deutsche Arbeitsplätze sind noch zu statisch

Auch was die Flexibilität und Mobilität von Arbeitsplatz und -weise angeht, muss in deutschen Unternehmen noch Einiges passieren. 73 Prozent der deutschen HR-Manager glauben, dass flexibles Arbeiten die Produktivität erhöht. Doch nur 15 Prozent der Mitarbeiter fühlen sich von ihren Arbeitgebern dazu ermutigt, auch von zuhause oder von unterwegs aus zu arbeiten. In den USA und Großbritannien hingegen hat sich das flexible Arbeiten bereits etabliert: Jeder Dritte beziehungsweise jeder Vierte Befragte aus diesen Ländern gibt an, im Homeoffice zu arbeiten "Arbeitgeber werden die Vorstellung aufgeben müssen, dass die physische Anwesenheit eines Anwesenden ein Indikator für seine Leistung ist", kommentiert Martin Spilker, Director Unternehmenskultur in globaler Verantwortung bei der mit an der Studie beteiligten Bertelsmann Stiftung diese Entwicklung.

Verantwortung der Arbeitgeber steigt mit dem flexiblen Arbeiten

Allerdings sollten sich die Arbeitgeber laut Spilker auch mit den negativen Folgen des Überall-Office auseinandersetzen und mehr Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter übernehmen. Den Studienergebnissen zufolge sehen 35 Prozent der befragten Arbeitnehmer in Deutschland in den nächsten drei Jahren die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen und 30 Prozent glauben, dass sie mehr arbeiten, wenn sie nicht mehr in einem festen Büro sitzen. Jeder dritte Befragte sagt sogar, durch Telearbeit schlechter abschalten zu können. "Kooperative Technologien machen es verführerisch, jederzeit erreichbar zu sein" kommentiert Martin Spilker und fügt hinzu: "Die Geschäftsführung muss ihre Zuständigkeit für das Wohlergehen der Mitarbeiter neu definieren." Ob und wie das passiert, wird die Zukunft zeigen.