"Von historischer Bedeutung"

Wikileaks veröffentlicht interne Unterlagen von Sony Pictures

17.04.2015
Die von Hackern gestohlenen internen Unterlagen von Sony Pictures sind wieder im Internet. Diesmal veröffentlichte Wikileaks über 200.000 Dokumente - weil sie von historischer Bedeutung seien.

Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat von Hackern erbeutete Dokumente des Hollywood-Studios Sony Pictures ins Netz gestellt. Es gehe um über 170.000 E-Mails und mehr als 30 000 interne Dokumente, erklärte Wikileaks-Gründer Julian Assange am späten Donnerstag. "Dieses Archiv zeigt die innere Funktionsweise eines einflussreichen multinationalen Konzerns", schrieb er zur Begründung. Deshalb habe es historische Bedeutung und müsse öffentlich gemacht werden. Sony Pictures verurteilte die Wikileaks-Aktion.

Die Unterlagen können bei Wikileaks nach einzelnen Worten oder auch nach Absender oder Adressaten von E-Mails durchsucht werden. Aus den Mails geht unter anderem hervor, dass die US-Regierung Hilfe von Hollywood-Firmen im Kampf gegen die Propaganda der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) suchte. Unter den E-Mails sind auch private Nachrichten. Einige enthalten E-Mail-Adressen und Telefonnummern von Regisseuren und Schauspielern.

Das Studio widersprach entschieden der Wikileaks-Ansicht, dass die Unterlagen in die Öffentlichkeit gehörten. "Die Cyberattacke auf Sony Pictures war ein böswilliger krimineller Akt", man verurteile, dass gestohlene private und vertrauliche Informationen ausgewertet würden. Es sei bedauerlich, dass Wikileaks die Angreifer auf diese Weise unterstütze.

Sony Pictures, eine Tochterfirma des japanischen Elektronik-Konzerns Sony, war im vergangenen November Ziel einer verheerenden Hacker-Attacke geworden. Die Angreifer verschafften sich freien Zugang zu internen Dokumenten und E-Mails, das Studio konnte danach wochenlang seine Computersysteme nicht nutzen. Der Angriff wurde mit der Nordkorea-Satire "The Interview" in Verbindung gebracht, in der es um ein US-Mordkomplott gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un geht. US-Ermittler vermuten eine Beteiligung des nordkoreanischen Regimes.

Assange verwies seinerseits auf Kontakte von Sony Pictures zur US-Regierung und zur Denkfabrik Rand Coporation, die eng mit dem "militärisch-industriellen Komplex" verbunden sei. Die Unterlagen hätten einen Nachrichtenwert und stünden im Mittelpunkt eines geopolitischen Konflikts.

Die Hacker hatten bereits kurz nach dem Angriff Dokumente veröffentlicht, die von diversen Medien durchforstet wurden. Das förderte unter anderem einen E-Mail-Wechsel zwischen der einflussreichen Studio-Managerin Amy Pascal und Filmproduzent Scott Rudin mit einem rassistischen Scherz über Präsident Barack Obama zu Tage. Außerdem wurden Querelen zwischen Hollywood-Playern öffentlich.

Wikileaks hatte in der Vergangenheit unter anderem vertrauliche Unterlagen der US-Regierung wie diplomatische Schriftwechsel veröffentlicht. Assange lebt seit fast drei Jahren in der ecuadorianischen Botschaft in London, um einer Auslieferung nach Schweden zu entgehen. Dort wird ihm sexuelle Belästigung von zwei Frauen vorgeworfen. Assange erklärt, dass er eine Auslieferung in die USA befürchte, wo er wegen der Wikileaks-Veröffentlichungen belangt werden könne. Nun wollen die schwedischen Ermittler ihn offenbar in London vernehmen. (dpa/tc)