Business-Einsatz bei Festo

Windows 8 im Tester-Urteil

30.10.2012 von Nicolas Zeitler
Mobiles Arbeiten und Bürotätigkeit am Desktop-PC kommen sich mit Windows 8 näher. Das zeigen erste Erfahrungen beim Automatisierungsunternehmen Festo.
Sven Schleicher von Festo hat beim Testen von Windows 8 auf einem Samsung-Tablet nur kleinere Probleme festgestellt.
Foto: Festo

Seit mehreren Wochen ist Sven Schleicher mit einem Samsung Slate in Hauppauge im US-Bundesstaat New York unterwegs. Auf dem Tablet-PC des Mannes, der beim Automatisierungstechnik-Konzern Festo aus Esslingen bei Stuttgart für den Einsatz mobiler Geräte zuständig ist, läuft seit August Microsofts neues Betriebssystem Windows 8. "Man gewöhnt sich schnell an die neue Oberfläche, und dann macht es Spaß, damit zu arbeiten", berichtet Schleicher CIO.de am Telefon aus Hauppauge.

Bei der täglichen Arbeit im Büro schließe er Tastatur und Maus an und nutze das Samsung-Tablet mit Windows 8 wie einen gewöhnlichen Desktop-PC, sei er mit Kollegen unterwegs oder besuche Kunden, bediene er den Rechner über die Touch-Oberfläche, sagt Schleicher. Auf beide Bedienungsarten spreche Windows 8 sehr gut an. Damit widerspricht Schleicher Buchautor Woody Leonhards. Der hatte nach einem Test im August in polemischem Ton geätzt, Windows 8 enttäusche in seiner Zwitterrolle sowohl Desktop- als auch Tablet-Nutzer.

Office 2013 und SAP-Anwendungen auf Tablet mit Windows 8

Außer Schleicher arbeiten bei dem Zwei-Milliarden-Konzern Festo bisher fünf weitere der weltweit 15.500 Mitarbeiter testweise mit Geräten, die auf Windows 8 laufen - von einem großen Einsatzszenario lässt sich da noch nicht sprechen. Einschätzen, wie gut sich Windows 8 im geschäftlichen Einsatz schlägt, kann der Mobilgeräte-Verantwortliche Schleicher in mehreren Punkten dennoch schon. Er arbeitet auf seinem Tablet mit der finalen Version für Enterprise-Kunden, die Microsoft im August freigegeben hat.

An Anwendungen nutze er auf dem Tablet mit dem neuen Betriebssystem Office 2013, Business-Applikation wie SAP, Administratoren-Tools, Microsofts Entwicklungsumgebung Visual Studio und Festo-eigene Anwendungen. "Alles läuft darauf problemlos", sagt Schleicher.

Dass das Miteinander von auf mobile Geräte zugeschnittener Touch-Bedienbarkeit und Tastatur-Eingabe nicht immer reibungslos klappt, erfuhr der Mobilgeräte-Verantwortliche von Festo allerdings auch schon. Auf seinem Tablet ist Microsofts Festplattenverschlüsselung Bitlocker installiert. Das nach dem Hochfahren erforderliche Passwort lässt sich in dem Fall nur über eine Tastatur eingeben - wer die unterwegs nicht dabei hat und das Kennwort direkt auf der Touch-Oberfläche eintippen möchte, sieht alt aus. "Das ist für Unternehmenskunden natürlich ein relevantes Problem", sagt Schleicher. Er erwarte allerdings, dass dieses Detail in Bälde behoben werde.

Keine Probleme mit Office, Exchange und Lync

Die bei Festo zum Testen von Windows 8 verwendeten mobilen Geräte sind ins Active Directory integriert. Schleicher hat auf ihnen auch den Systems Center Configuration Manager (SCCM) ausprobiert, mit dem sich zentral Software und Updates auf Clients aufspielen lassen. Das funktionierte - mit einer Einschränkung: "Wir haben in einer SCCM-2007-Umgebung getestet; das geht im Großen und Ganzen, aber SCCM 2007 ist nicht für Windows 8 optimiert", sagt Schleicher. "Man braucht schon SCCM 2012." Keine Schwierigkeiten zeigten sich dagegen beim Verbinden von Office mit Exchange. Auch Lync habe ohne weiteres funktioniert, so Schleicher.

Die auf den ersten Blick größte Neuerung an Windows 8, die neue Aufmachung der Bedienoberfläche, beurteilt Sven Schleicher positiv. "Sie ist sehr übersichtlich, ein Plus ist, dass man sich seine Programme darauf wie gewünscht anordnen kann", sagt er. Weil Microsoft die schon aus Windows 7 bekannte Suchtechnologie in die neue Version seines Betriebssystems übernommen habe, seien Anwendungen zudem leicht auffindbar.

Empfehlenswert hält der Festo-Experte Windows 8 für Unternehmen, die neben ihrer Desktop-Infrastruktur eine größere Landschaft mobiler Geräte unterhalten, etwa für eine große Vertriebsorganisation. "Denn ich sehe Windows 8 nicht primär auf dem Desktop, sondern auf mobilen Geräten", so Schleicher.

Bei Festo überlege man derzeit, nach den ersten Versuchen den Test auszuweiten. Für Überlegungen, ob und wann die Gruppe von der derzeitigen Windows-7-Installation auf die neue Generation migriere, ist es nach Aussage von Sven Schleicher noch zu früh. Auch mit der Erweiterung des Test-Szenarios warte man noch ab bis zum Erscheinen weiterer Endgeräte mit Windows 8. Das muss nicht mehr allzu lange dauern: Gegenüber der Nachrichtenagentur DPA hat Christian Illek, Geschäftsführer von Microsoft Deutschland, noch vor Jahresende mehr als hundert Geräte unter anderem von Acer, Asus, Samsung und Sony mit dem neuen Betriebssystem in Aussicht gestellt.