Zehn Milliarden Euro Schaden wegen Fehlern

Worauf Anwender bei der Auswahl des PLM-Anbieters achten

21.04.2009 von Christiane Pütter
Jedes fünfte Unternehmen will ein System zum Product Lifecycle Management einführen. Anbieter können vor allem mit Erfahrung und Branchenkenntnissen punkten. Bei manchem auch mit deutschen Geschäftsleitern und Projekt-Managern.
Kriterien für einen PLM-Dienstleister, Teil 1

Entscheider aus der Fertigungsindustrie hängen das professionelle Managen von Produkt-Lebenszyklen (PLM) hoch: 72 von 100 Befragten erklären in einer Umfrage des Anbieters ECS aus Neumarkt, PLM gehöre ins Top-Management. 42 Prozent glauben, der deutschen Wirtschaft gingen jedes Jahr mehr als zehn Milliarden Euro verloren, weil PLM-Integrationsplattformen fehlen. Zwölf Prozent beziffern die Verluste sogar auf mehr als 100 Milliarden.

Dennoch arbeitet erst knapp jedes zweite Unternehmen (48 Prozent) bereits mit einem PLM-System. Weitere 20 Prozent planen immerhin die Einführung, während fast jedes Dritte (32 Prozent) kein Interesse hat. Auch wenn PLM als Top-Management-Aufgabe gilt, beschäftigen sich in 62 Prozent der Betriebe die Fachabteilungen damit. Bei weiteren 26 Prozent ist es die IT-Leitung.

Kriterien für einen PLM-Dienstleister, Teil 2

Als wichtigster Vorteil eines PLM-Systems gilt, dass alle Systeme - zum Beispiel Enterprise Ressource Planning, Customer Relationship Management und Lieferketten-Management - integriert werden. Diesen Punkt nennen 68 Prozent der Befragten. Außerdem erleichtert die Software Aufbau und Pflege von Entwicklungs-Datenbanken (54 Prozent).

Weitere Vorteile: Ein PLM-System verkürzt die Entwicklugszyklen für neue Produkte, dokumentiert den Produktlebenszyklus und sorgt unternehmensweit für eine bessere Teamarbeit (je 52 Prozent). Außerdem steuert es Änderungsprozesse (40 Prozent).

Die Autoren der Studie wollten wissen, worauf Entscheider bei der Wahl eines PLM-Dienstleisters Wert legen. Ganz oben rangiert mehrjährige Erfahrung mit Unternehmens-IT-Projekten (80 Prozent). Außerdem sind Branchenkenntnisse (62 Prozent) und fachliches Know-how über die Datenbestände (56 Prozent) gefragt. Knapp jeder Zweite (48 Prozent) bevorzugt ein deutsches Projekt-Management. Drei von zehn Befragten achten auch auf eine deutsche Geschäftsführung.

Ganz reibungslos scheint die Arbeit mit dem Product-Lifecycle-Management nicht abzulaufen. Die Frage, ob die PLM-Integration in bestehende Systeme "zu einem größeren Problem" werden kann, bejahen 16 Prozent. Für 76 Prozent ist das zumindest teilweise der Fall. Nur acht Prozent sehen keine Probleme. Als Beispiele hatten die Studienautoren Änderungen von Arbeitsabläufen, Anpassung an unternehmens-spezifische Geschäftsprozesse und Schulungen für Mitarbeiter aufgeführt.

Auf die Frage, wo der PLM-Einsatz besonders wichtig ist, geben 86 Prozent Planung (PPS/ERP) und 80 Prozent Konstruktion (CAD) an. Mit deutlichem Abstand folgen Fertigung (48 Prozent) und Service/Wartung/Reparatur (44 Prozent). 38 Prozent nennen Controlling und 30 Prozent Berechnung (CAE).

Die Automobil-Branche braucht PLM

Die Fertigungs-Branche geht davon aus, dass der Bedarf an PLM-Systemen vor allem bei Automobilbauern (86 Prozent) und im Anlagen-Maschinenbau (82 Prozent) steigt. Mit klarem Abstand folgen Transport und Logistik (58 Prozent) und die zivile Luft- und Raumfahrt (52 Prozent).

Tief in die Tasche greifen muss ein IT-Entscheider bei PLM nicht. 46 Prozent geben an, PLM nehme weniger als zehn Prozent am IT-Budget ein. Bei 34 Prozent liegt der Anteil bei bis zu 25 Prozent.

Wann sich ein PLM-System amortisieren muss

Product Lifecycle Management ist offenbar eine längerfristige Angelegenheit: Auf die Frage, wann sich ein PLM-System amortisieren muss, nennen nur 30 Prozent eine Frist von weniger als zwei Jahren. Für 70 Prozent darf es länger dauern.

Der Berater ECS Engineering Consulting & Solutions aus dem oberpfälzischen Neumarkt hat für den "PLM Report 2008/2009" hundert Entscheider aus der Fertigungsindustrie befragt.