CxO-Agenda

Worauf CxOs 2019 ihr Augenmerk legen sollten

15.01.2019 von Mario Zillmann
Während sich die meisten Unternehmen 2018 noch sehr stark mit der Modernisierung ihrer IT- und Prozesslandschaft beschäftigt haben, müssen sie im Jahr 2019 zeigen, dass sie mit dem digitalen Wandel auch mithalten und neue Wettbewerbsvorteile aufbauen können.
CxOs werden 2019 gemeinsam an neuen Operating Models für die digitale Transformation arbeiten, um die dezentralen Strukturen aufzulösen, einen großen Teil der IT-Systemlandschaft in die Cloud zu transferieren sowie das Problem der Stammdaten zu lösen.
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Themen wie Customer Centricity und Customer Experience, IoT-basierte Plattform-Ökosysteme und vor allem die agile Transformation der hierarchischen Ablauforganisation sowie neue Formen der Zusammenarbeit stehen im Fokus von CxOs.

Silodenke abschaffen und Bereiche vernetzen

Diese Themen adressieren nicht nur den CIO sondern alle CxOs, denn IT lässt sich nicht mehr nur von der CIO-Perspektive her denken. Das Silo-Denken muss spätestens 2019 aufhören und die Vernetzung der einzelnen Geschäftsbereiche und dezentralen IT-Systeme massiv vorangetrieben werden. Die klassische Trennung aus Anforderer und Umsetzer hat ausgedient. So erwartet Lünendonk, dass 2019 die Business-Seite noch stärker als bisher IT-Vorhaben anstoßen und gemeinsam mit der IT in die Umsetzung geht.

Bereits heute entfällt rund ein Drittel der Umsätze der IT-Dienstleister auf die Fachbereiche. Vor allem die Digitalisierung der Kundenschnittstellen und die Entwicklung datenbasierter Services (After Sales Services, E-Commerce-Lösungen) werden aus den Fachbereichen getrieben. Sie erhalten dafür 2019 deutlich mehr Budget, wovon Beratungs- und IT-Dienstleister aber auch Digitalagenturen stark profitieren werden, da die Vielzahl an Vorhaben nicht aus eigener Kraft umgesetzt werden können.

Fokus liegt auf Weiterentwicklung des bestehenden Geschäftsmodells

Die meisten Unternehmen werden 2019 noch keine gänzlich neuen Business Models entwickeln, sondern rund um ihre bestehenden Geschäftsmodelle, digitale und stark datenbasierte Services anbieten. In der Industrie werden IoT-Lösungen zur Steuerung von Produktion, Logistik und dem After Sales zum Mainstream. Banken und Versicherungen legen den Schwerpunkt weiter auf das Frontend, also neue, digitale Angebote für ihre Kunden.

Für künstliche Intelligenz und Blockchain wird durch den Effizienzdruck in der Finanzdienstleisterbranche 2019 ein Schub erwartet. Und im Handel steht die Vernetzung von Online- und Offline-Welt und kanalübergreifende Sales-Prozesse im Fokus. Es geht also in dieser Phase der digitalen Transformation um die Monetarisierung von Daten durch Prozessautomatisierung und neuen Services. Gänzlich neue, disruptive, Geschäftsmodelle werden 2019 eher weniger erwartet.

Prozessdesign stärker vom Kunden her gedacht

Nicht mehr einzelne Technologien und Produkte stehen im Mittelpunkt von Prozessen, sondern ein technologie- und prozessübergreifendes Kundenerlebnis. Bei den Investitionsschwerpunkten für 2019 geht es daher vor allem um die kanalübergreifende Kommunikation zur digitalen Interaktion mit Kunden, Lieferanten und Kooperationspartnern sowie die Automatisierung von kundennahen Prozessen, um mit End-to-end-Prozessen die Customer Experience deutlich zu erhöhen.

Von der technologischen Seite her betrachtet, stehen daher Themen wie Robot Process Automation (RPA), Machine Learning sowie die Migration von on-premise-Systemen in die Cloud besonders im Fokus zur Entwicklung digitaler und datenbasierter Geschäftsmodellen beziehungsweise Added Services zu bestehenden Produkten und Dienstleistungen. Gleichzeitig gewinnen Customer-Journey-Analysen an Bedeutung, um bestehende Prozesse zu redesignen und auf die Anforderungen und Gewohnheiten der Kunden intensiver einzugehen. Denn genau dort lag in der Vergangenheit der Grund für erfolglose digitale Geschäftsmodelle: Sie spiegelten den Status quo der Prozesslandschaft des Unternehmens wider und nicht die Anforderungen der Kunden an User Experience.

Ebenfalls hohe Investitionen werden in online-basierte Vertriebskanäle erwartet. Dabei geht es sehr stark um den Aufbau von Webportalen als digitale Kundenschnittstelle, die API-fähig sind und sich so nahtlos an Plattform-Ökosysteme andocken lassen. Für Unternehmen wird es spätestens 2019 darauf ankommen, ihre digitalen Lösungen per APIs an die Betriebssysteme von Apple (iOS) und Google (Chrome) sowie an IoT-Plattformen (Siemens Mindshere, Bosch-IoT-Cloud etc.) oder E-Commerce-Plattformen (Amazon, Zalando etc.) anzubinden, um von der Plattform-Ökonomie zu partizipieren.

Druck auf die Operating Model wächst

CxOs werden 2019 gemeinsam an neuen Operating Models für die digitale Transformation arbeiten, um die dezentralen Strukturen aufzulösen, einen großen Teil der IT-Systemlandschaft in die Cloud zu transferieren sowie das Problem der Stammdaten zu lösen. Gerade bei den Stammdaten werden die Probleme bei der digitalen Transformation deutlich: Die wenigsten Unternehmen verfügen über zentral verwaltete Stammdaten und damit über eine konsistente Datenbasis. Sie ist aber die Grundlage für datenbasierte Geschäftsmodelle.

Um End-to-end-Prozesse zu ermöglichen, werden 2019 signifikante Investitionen in die Vereinheitlichung der Stammdaten sowie in das Thema Datenqualität fließen müssen. Dazu investieren Unternehmen sehr stark in die Modernisierung ihrer Legacy-Systeme und ihrer Datacenter, um Datensilos abzubauen und eine offene und flexible Systemlandschaft zu schaffen. Die S/4 Hana Transformation wird dabei ein Mega-Vorhaben sein, was viele Unternehmen, vor allem Großunternehmen und Konzerne anstoßen beziehungsweise weiter intensivieren werden.

Neben der Cloudifizierung der ERP- und CRM-Landschaft werden immer mehr Public-Cloud-Lösungen wie AWS, Azure oder Google Cloud eingeführt und für die Entwicklung digitaler Lösungen genutzt. Die IaaS-Angebote der großen Tech-Konzerne werden 2019 der digitalen Transformationen einen Schub geben, denn sie stellen Software-Toolkits mit Funktionen für Künstliche Intelligenz bereit, mit denen sich datenbasierte Geschäftsmodelle/Services entwickeln und Lösungen von Drittanbietern anbinden lassen.

Beratungs- und IT-Dienstleister entwickeln sich zu strategischen Wertschöpfungspartnern

Bei der Umsetzung von Projekten hakte es bereits 2018 sehr stark. Einem massiven Anstieg der Digitalisierungsvorhaben stehen begrenzte Kapazitäten für die Umsetzung zur Verfügung. Aufgrund des hohen Drucks zur Weiterentwicklung bestehender Geschäftsmodelle rechnet Lünendonk damit, dass 2019 die Zahl der angestoßenen Digitalisierungsvorhaben im Business noch weiter steigen und die IT-Abteilungen an ihre Grenzen in der Umsetzung stoßen werden.

Dies wird vor allem bei der Entwicklung digitaler und datenbasierter Lösungen deutlich. Den Unternehmen fehlen Anwendungsentwickler, die agile Vorgehensmodelle beherrschen und auf neue Technologien spezialisiert sind. Folglich blieb 2018 etwa jedes dritte Digitalisierungsprojekt auf halber Strecke liegen. Wir rechnen daher für 2019 damit, dass IT-Dienstleister verstärkt für die Übernahme von kompletten Anwendungsentwicklungsprojekten angefragt werden.

Gleichzeitig verlagert sich die Verantwortung für die Entwicklung neuer Produkte und Services mehr auf die Beratungs- und IT-Dienstleister, um endlich Geschwindigkeit bei der Entwicklung und Skalierung von digitalen Lösungen aufzunehmen. Dabei wird es sehr stark um collaborative Ansätze zwischen Kunde und Dienstleister gehen, wobei die Dienstleister das agile Framework zur Ideenentwicklung und Umsetzung bereitstellen und stark in die Konzeption und Erstellung von Minimal Viable Products (MVPs) eingebunden werden.

Diesen Trend sieht Lünendonk vor allem bei kundenzentrischen Themen, wo neben time-to-market vor allem die Qualität der digitalen Lösungen und End-to-end-Lösungen einen entscheidenden Einfluss auf die Skalierung haben. Bereits 2018 gab es in der Automobilbranche zwei interessante Joint Ventures, um die Themen Connected Car und Elektromobilität voranzutreiben. So ist Volkswagen bei der Digitalagentur Diconium eingestiegen und Audi hat zusammen mit der Digitalagentur und IT-Beratung Valtech die Valtech Mobility GmbH gegründet.

Digitale Transformation wird Kernkompetenz und führt zu Insourcing

Lünendonk geht davon aus, dass 2019 immer mehr Großunternehmen und Konzerne zwar die Unterstützung von Beratungs- und IT-Dienstleistern sowie Digitalagenturen benötigen, sie sich allerdings Lieferfähigkeit in einem hart umkämpften Fachkräftemarkt zu sichern. Es werden daher mehr Joint Ventures und exklusive Partnerschaften zwischen Anwenderunternehmen und Dienstleistern geben, um Geschwindigkeit bei der digitalen Transformation aufzunehmen. Damit machen die Unternehmen einen richtigen Schritt und verlagern ihre strategischen Digitalisierungsfelder raus aus den starren Konzernstrukturen und rein in ein agiles und innovationsfreundliches Umfeld.

Die agile Ablauforganisation wird kommen (müssen)

Innerhalb der Unternehmensstrukturen wird sich 2019 das Spannungsfeld zwischen digitaler Transformation und hierarchischen Ablauforganisationen ebenfalls weiter auflösen. Die meisten Unternehmen arbeiten bereits daran, agile Vorgehensmodelle einzuführen. Allerdings ging es in der Vergangenheit überwiegend um die Einführung von Scrum in der Anwendungsentwicklung, also in der IT-Abteilung. In der Entwicklung neuer Produkte und Strategien arbeiten die meisten Unternehmen dagegen noch mit klassischen Methoden.

Agile Ansätze im Innovationsmanagement wie Design Thinking, Lean Startup oder Business Model Canvas kommen demnach selten zum Einsatz. Aufwendige Abstimmungsschleifen und Lenkungsausschüsse kosten Zeit und führen darüber hinaus zur Frustration, wenn neue Ideen sich nicht durchsetzen können. Das Zielbild für Unternehmen sollte dabei sein, dass agile Entwicklungsteams ihre Produkte an den Betrieb übergeben, wo wenn nötig, Fehlerbehebungen und minimale Weiterentwicklungen durchgeführt werden, was einem agilen DevOps-Ansatz entspricht.

Große Unternehmen planen daher für 2019, ihre agile Transformation voranzutreiben und die Ablauforganisation umzubauen. So wird die Zahl der agil arbeitenden Teams 2019 mindestens um den Faktor drei steigen. Es werden folglich mehr agil arbeitende Teams an einem Produkt arbeiten.

Die Herausforderung, der sich die Unternehmen 2019 daher stellen, wird die Vernetzung der selbstorganisierten Teams sein. Um agile Teams zu steuern und auf einen übergeordneten Produkterfolg auszurichten, werden 2019 immer mehr Unternehmen auf die Einführung von Skalierungs-Frameworks wie SAFe, LeSS oder Scrum@Scale setzen. Dabei geht es vor allem um die Kommunikation zwischen verschiedenen agilen Teams, beispielsweise in Form von teamübergreifenden Meetings in kurzen Zeitabständen, um die Ziele und Aufgaben besser priorisieren und aufeinander abzustimmen sowie Doppelarbeiten und Ineffizienzen zu vermeiden.

Die Top-10-Themen für CxOs im Überblick: