Firmen bei BPO zögerlich

Zahl der Mega-Deals beim Outsourcing sinkt

19.07.2005 von Dorothea Friedrich
Der Outsourcing-Markt ist in Bewegung. Im ersten Halbjahr ging die Zahl der Mega-Deals weltweit um 17 Prozent zurück. In Europa blieb die Zahl der Verträge allerdings konstant. Diese Ergebnisse hat das Beratungshaus TPI in seinem jüngsten "Index Report" veröffentlicht.

Die meisten europäischen Mega-Deals gab es in Deutschland, der Schweiz, Großbritannien und den Niederlanden. Frankreich und Südeuropa zeigen sich demnach in Sachen Outsourcing eher zurückhaltend.

Die "Big Five Europe" holen auf"

Den Markt teilen sich in Europa, die von TPI "Big Five Europe" genannten Service Provider Atos Origin, BT, Capgemini, Siemens und T-Systems. Sie machen inzwischen den weltweit agierenden "Big Six" (Accenture, ACS, CSC, EDS, HP und IBM) ernsthafte Konkurrenz. Immerhin haben sie ihren Marktanteil bei der Auslagerung von IT im ersten Halbjahr 2005 auf 36 Prozent steigern können.

Bernd Schäfer, Area Managing Director und Partner TPI Eurosourcing, sagte im Gespräch mit CIO, die Zahlen für Europa zeigten keinen neuen Trend. Sie spiegelten die Entwicklung der vergangenen TPI Index Reports wider.

Dennoch müsse Europa im Vergleich zu den USA noch aufholen. Der Grund: "Viele deutsche Unternehmen haben den Schritt zu Outsourcing nur bis zur Abtrennung in eine eigenständige IT-Tochter vollzogen", sagte Schäfer.

Sinkende Vertragszahlen

Grund zum grenzenlosen Optimismus haben weder die "Big Five Europe" noch die "Big Six". Die Zahl der Verträge mit einem Volumen von mehr als 40 Millionen Euro sank im zweiten Quartal zwar nur unwesentlich. Doch der Gesamtvertragswert hat sich gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent verringert.

Er betrug 23 Milliarden Euro, einschließlich der Mega-Deals. Sie machen sieben Prozent des Gesamtmarkts aus. TPI geht davon aus, dass sich die Zahlen im zweiten Halbjahr 2005 noch verändern. Sieben Mega-Deals mit einem Volumen von insgesamt 10,5 Milliarden Euro sind derzeit noch in Verhandlung.

Kein Trend zu mehr Anbietern

TPI hat untersucht, ob sich aus den jüngsten Zahlen ein Trend ableiten lässt und die 2.000 weltgrößten Unternehmen inzwischen kleinere Verträge mit unterschiedlichen Anbietern bevorzugen. 108 von ihnen wurden befragt. Die Zahlen lassen jedoch keine Trendwende erkennen.

44 Prozent nahmen die Dienste eines Service Providers in Anspruch. 56 Prozent arbeiteten mit zwei oder mehr Anbietern zusammen, 20 Prozent mit vier oder mehr. Amerikanische Firmen tendieren dabei eher zur Zusammenarbeit mit mehreren Anbietern als europäische oder asiatische.

Auch die Annahme, dass die Abkehr vom Prinzip, nur mit einem Anbieter zu arbeiten, die Chancen der Marktführer beeinträchtigen könnte, bestätigte sich nicht. Wenn ein Global Player mit nur einem Provider vertraglich verbunden ist, ist es in USA immer einer der "Big Six". Sind es mehrere Provider, so gehören sie zu 100 Prozent zu den "Big Six" oder "Big Five Europe".

Nachverhandlungen sind an der Tagesordnung

Eine weitere Zahl sehen die Analysten von TPI relativ gelassen. 22 Prozent der Verträge wurden neu oder nachverhandelt. Das ist mit Ausnahme von 2002, als die Zahl bei 25 Prozent lag, der Höchststand seit 1997. Die meisten dieser Nachverhandlungen betreffen Verträge mit einem Volumen zwischen 40 und 160 Millionen Euro.

Vertragsänderungen seien immer "normaler Bestandteil" einer Sourcing-Vereinbarung gewesen, heißt es im Index Report. Gründe seien beispielsweise, dass während der durchschnittlich drei- bis fünfjährigen Laufzeit einer Vereinbarung oftmals Änderungen in der Technologie, den Geschäftszielen, der Führung oder der Firmenstruktur eintreten würden.

Rund 15 bis 20 Prozent des Gesamtwerts aller Sourcing-Verträge stammen aus Nachverhandlungen. Ein im Jahresvergleich seit 2000 relativ gleich bleibender Anteil stammt tatsächlich aus Neuabschlüssen.

BPO ist rückläufig

Bei der Auslagerung von Geschäftsprozessen lässt sich eine rückläufige Entwicklung beobachten. TPI hat hier Verträge in einer Größenordnung von mehr als 20 Millionen Euro berücksichtigt. Die Zahl der Transaktionen ging von bisher durchschnittlich 24 auf 19 im letzten Quartal zurück.

Das Gesamtvolumen sank von durchschnittlich mehr als vier Milliarden auf nur noch drei Milliarden Euro. Im Gegensatz zur Auslagerung von IT trifft diese Negativentwicklung beim Business Process Outsourcing (BPO) auch auf Europa zu. Eine Ursache sieht TPI darin, dass 2004 eine Vielzahl von Mega-Deals abgeschlossen wurde, was Auswirkungen auf die Vertragszahl im laufenden Jahr hat.

Gründe für die Zurückhaltung beim BPO sind außerdem, dass Firmen inzwischen vorsichtiger geworden sind und sich über Kompetenzen und Kapazitäten von Anbietern ein klareres Bild gemacht haben. Sie ändern zudem häufiger die Rahmenbedingungen oder brechen die Vertragsverhandlungen ganz ab.

Der "TPI Index Report" erscheint vierteljährlich. Das Sourcing-Beratungsunternehmen TPI gibt darin einen Überblick über Entwicklungen und Perspektiven im globalen Outsourcing.