Schnell und leiser wachsen

Zalando hält sich in der Erfolgsspur

09.05.2014
Wie viel Wachstum verträgt Zalando? Der schnell expandierende Online-Händler aus Berlin macht weiter Umsatzsprünge, ist aber noch nicht profitabel. Verantwortlich dafür sind nicht nur hohe Investitionen.

Am Anfang war der Schrei. Ein Glücksschrei, wenn der Postbote das neue Paar Schuhe brachte. Diese Szenen aus Zalando-Werbespots haben sich bei vielen Fernsehzuschauern eingeprägt und auch das Image des Unternehmens geprägt. Der 2008 gegründete Online-Modehändler aus Berlin ist inzwischen halb erwachsen geworden. Dabei ist sein Wachstumstempo noch immer enorm: Im ersten Quartal 2014 erreichte Zalando 501 Millionen Euro Umsatz, 35 Prozent mehr als im Vorjahresquartal und fast so viel wie im gesamten Jahr 2011.

In den Werbespots von Zalando geht es jetzt nicht mehr hysterisch zu. Neuerdings werden Männer statt Frauen umgarnt, eher bedächtig als laut. Ebenso versucht der Vorstand der Aktiengesellschaft sich eher in leisen Tönen: Die Verlustspanne - das Verhältnis von Betriebsergebnis (Ebit) zu Umsatz - sei "signifikant verbessert" worden. "Damit liegen wir im Plan für 2014", sagt Vorstandsmitglied Rubin Ritter. Im vergangenen Jahr lag das Minus beim Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern bei 115 Millionen Euro.

Kommt der Börsengang daher wirklich schon im dritten Quartal? "Wir sehen uns alle Optionen an, und das könnte auch ein IPO beinhalten", einen Börsengang also. Ritter sagt, was er schon seit vielen Monaten sagt. Letztlich müssten die Eigentümer entscheiden, ob sie das wollten.

Größter Anteilseigner ist derzeit der schwedische Investor AB Kinnevik mit 36 Prozent, gefolgt vom European Founders Fund (17 Prozent) und dem dänischen Modeunternehmer Anders Holch Povlsen. Auch Töchter von Holtzbrinck (8 Prozent) und Tengelmann (6 Prozent) sind mit an Bord. Ob und wann sie mit einem Börsengang Kasse machen wollen, ließ Zalando auch am Freitag offen.

Vorstand Ritter stellte klar, dass aus dem laufenden Geschäft zumindest in diesem Jahr noch kein Gewinn zu erwarten sei. Als Gründe nannte er die noch immer nötigen Investitionen in die Verteilzentren in Erfurt und Mönchengladbach und die Ausgaben für das Marketing.

Es ist wie beim großen US-Bruder Amazon - nur mit dem Unterschied, dass dieser schon länger bei den Internet-Kunden etabliert ist und eine weitaus größere Produktpalette hat. Amazon begann mit Büchern, Zalando mit Schuhen, dann ging es mit Bekleidung, Sportartikeln und Kosmetika weiter. Zalando ist damit in Deutschland der schärfste Konkurrent des Otto-Versands.

Im ersten Quartal bekam Zalando auch zu spüren, dass es die Winterkleidung mit Rabatten loswerden musste - ein saisonaler Effekt, wie ihn auch der stationäre Einzelhandel kennt. Nach wie vor gibt es den Verdacht, dass eine hohe Rücksendequote Zalando das Geschäft kaputtmacht, weil die Kosten dafür vom Unternehmen getragen wurden. Ritter spielte das Thema am Freitag herunter: Die Retourenquote habe sich auf dem Niveau des Vorjahres eingependelt. Eine Prozentzahl nannte er nicht.

Der Ärger um die angeblich schlechten Arbeitsbedingungen im Auslieferlager in Erfurt hat dem Geschäft nach Angaben Zalandos nicht geschadet. Die Darstellung in einem Fernsehbericht sei einseitig und zum Teil falsch gewesen, weshalb nun ein Rechtsstreit laufe. Ein Team des Unternehmens gehe aber allen Vorwürfen nach. Einige Details seien schon verbessert worden, so etwa mehr Sitzmöglichkeiten für die Lagerarbeiter, berichtete Ritter. (dpa/rs)