Personalbindung

Zu wenig Einsatz für gutes Betriebsklima

22.04.2013 von Christoph Lixenfeld
Um gute Leute zu halten, braucht es ein positives Betriebsklima. Doch viele Firmen sorgen zu wenig für gute Laune, so eine Studie von Hays und Uni Ludwigshafen.
Echte Partystimmung ist in den meisten Unternehmen eher die Ausnahme als die Regel.
Foto: Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien

Verstanden haben die HR-Abteilungen mittlerweile schon, dass es billiger ist, gute Leute langfristig an sich zu binden, als immer wieder nach neuen Talenten zu suchen. Deshalb ist es umso erstaunlicher, dass sie bisher wenig dafür tun.

Die Erkenntnis ist ein Ergebnis des "HR-Reports 2012/2013", den das Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) - das an der Uni Ludwigshafen angesiedelt ist - jährlich gemeinsam mit dem Personaldienstleister Hays veröffentlicht.

Angebot an Fachkräften wird knapper

Für die aktuelle Ausgabe wurden 714 Unternehmensentscheider aus dem deutschsprachigen Europa zu ihren wichtigsten HR-Handlungsfeldern sowie zu Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen auf ihre Organisation befragt.

Der Trend: Unternehmen beschäftigen sich in Zeiten des knapper werdenden Angebots an Fach- und Führungskräften intensiver mit den vorhandenen Mitarbeitern. "Welches ist das wichtigste Instrument, wenn es darum geht, gute Leute zu halten?", so lautete eine Frage.

Erkenntnis ja, Umsetzung nein

93 Prozent gaben zur Antwort: ein gutes Betriebsklima, 76 Prozent stellten die Bedeutung der Reputation des Arbeitgebers heraus (Mehrfachnennungen waren möglich). In Anbetracht dieser Anworten betrachten IBE und Hays es als verwunderlich, wie wenig die Unternehmen in der Praxis für die Mitarbeiterbindung tun.

Angst essen Seele auf: Die Bedeutung des Betriebsklimas kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Foto: Joachim Wendler

Lediglich 70 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, über ein gutes Betriebsklima zu verfügen. Und bei der Bewertung dieser Zahl muss bedacht werden, dass sie auf Aussagen von Führungskräften beruht.

Die neigen tendenziell dazu, die Stimmung in ihrer Firma schönzureden. Denn eine Führungskraft, die sagt, bei uns ist das Klima eine Katastrophe, müsste sich zwangsläufig fragen (lassen), inwieweit auch sie dafür verantwortlich ist.

Würde man statt der Chefs die einfachen Angestellten nach der Stimmung fragen, läge der Wert mit hoher Wahrscheinlichkeit noch deutlich unter den angegebenen 70 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit der Reputation: 55 Prozent der befragten Führungskräfte sind der Meinung, das Image ihres Arbeitgebers sei gut.

"Die Kluft zwischen Anspruch und Handeln zeigt, dass Unternehmen noch einen hohen Nachholbedarf in puncto Mitarbeiterbindung haben," schreiben die Autoren der Studie.

Jobportale bleiben die Nummer 1

Einzige Ausnahme: das Thema flexible Arbeitszeitmodelle. Hier ist die ausgemachte Bedeutung nahezu deckungsgleich mit dem Grad der Umsetzung. Zitat: "Viele Unternehmen haben bereits ihre Hausaufgaben gemacht und bieten flexible Arbeitszeiten an."

Auch der Rubel muss rollen: Weniger zu zahlen als die Konkurrenz ist in diesen Zeiten ein erhebliches Risiko.
Foto: auris - Fotolia.com

In anderen Bereichen gibt es noch viel zu verbessern. Eine marktgerechte Bezahlung des vorhandenen Personals zum Beispiel sehen 77 Prozent der Befragten als zunehmend wichtigen Punkt an

Bei der letztjährigen Ausgabe der Umfrage hatte dieser Aspekt noch eine deutlich geringere Bedeutung. Die Veränderung ist ein Indiz dafür, dass der Markt enger wird, und dass immer mehr Führungskräfte fürchten, gute Leute durch ein besseres Angebot der Konkurrenz zu verlieren.

Neben den Instrumenten gute Stimmung, gutes Image und gute Bezahlung wollen die befragten Führungskräfte Förder- und Entwicklungsprogramme stärken, die sie vor allem in bezug auf junge Mitarbeiter für wichtig halten. Für die Bindung Älterer seien dagegen Gesundheitsförderung und attraktive Sozialleistungen hilfreich.

Und wie findet man wenn nötig neue Talente? Im Vergleich zur Befragung für 2011 haben sich die Rekrutierungswege in Richtung neue Medien verschoben. Auch Mitarbeiterempfehlungen und Personaldienstleister werden wichtiger. Spitzenreiten unter den Rekrutierungskanälen sind allerdings wie schon ein Jahr zuvor die Jobportale im Internet.