Wo der Strichcode noch besser passt

Zwischenbilanz: RFID ist keine Allzweckwaffe

09.01.2009 von Andreas Schaffry
Der RFID-Markt wird in den nächsten Jahren dynamisch wachsen. Allerdings dämpft eine Untersuchung von Deutsche Bank Research die oft übertriebenen Erwartungen beim Einsatz der neuen Technologie. RFID ist nicht die Lösung für alle Probleme entlang der Wertschöpfungsketten.

Der RFID-Markt (Radio Frequency Identification) wächst zwar weiter dynamisch, doch nicht mit den enormen Raten, die Marktforscher noch vor einigen Jahren erwarteten.

Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie "RFID-Funkchips. Vehikel für den effizienten Informationsaustausch" von Deutsche Bank Research. Laut Untersuchung sind dafür unternehmerische, technologische sowie politische Aspekte verantwortlich.

Keine Allzwecklösung

RFID ist keine Allzwecklösung für alle geschäftlichen Herausforderungen. In etlichen Anwendungsbereichen sind RFID-basierte Lösungsansätze gegenüber alternativen Vorschlägen, die auf dem Strich-Code-Lösungen basieren, wirtschaftlich unterlegen.

Zum einen sind Strich-Codes lange im Markt erprobt und haben sich bewährt, zum anderen sind die Projektkosten aufgrund vorgefertigter Standard-Lösungen geringer.

Harmonisieren und standardisieren

Zu den technischen Herausforderungen gehört, die bislang bei der Bulk-Erfassung mit RFID-Lösungen zu hohe Quote an Lesefehlern zu reduzieren. Des Weiteren müssen die anfallenden Datenmengen in Echtzeit erfasst und zu verarbeitet werden können, statt wie bei der herkömmlichen Stapelverarbeitung zeitverzögert.

Zur Aufgabenliste der Politik gehören Themen wie die Harmonisierung bei der Nutzung wichtiger Frequenzbänder in einzelnen Regionen sowie die Standardisierung der verschiedenen Datenformate, Schnittstellen sowie Kommunikationsprotokolle.

Auch die Themen Datenschutz und Datensicherheit spielen künftig eine wichtige Rolle, aufgrund der aktuellen Datenskandale künftig wohl noch mehr als bisher.

Flexibel einsetzbar

Die Umsätze mit RFID-Komponenten, das sind RFID-Tags, RFID-Lesegeräte sowie RFID-Software, werden in den nächsten Jahren im zweistelligen Prozentbereich zulegen. In Deutschland wird der RFID-Markt im Schnitt um 19 Prozent auf rund 2,2 Milliarden Euro wachsen, weltweit sogar um 25 Prozent. Das entspricht einem Umsatzvolumen von zirka 16 Milliarden Euro.

Derzeit machen die Umsätze mit den RFID- oder Smart-Tags 47 Prozent am Gesamtmarkt aus. Die restlichen Anteile entfallen auf Lesegeräte (21 Prozent) sowie RFID-Software (32 Prozent). Deren Marktanteile werden bis 2016 leicht steigen und im Gegenzug die Anteile der RFID-Tags am Gesamtmarkt auf rund 40 Prozent sinken.

Abläufe automatisieren

Ein wichtiger Grund für die prognostizierten hohen Wachstumsraten ist, dass RFID-Technologie flexibel für die Optimierung der Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Unternehmen und Organisationen einsetzbar ist.

Mit Hilfe der Funk-Chips können Unternehmen viele Abläufe automatisieren sowie effizienter und sicherer gestalten. Bekannt sind vor allem Beispiele aus den Bereichen Logistik und Handel. Doch auch im Gesundheitswesen sowie oder in der Fertigungsindustrie lassen sich die intelligenten Etiketten nutzenorientiert einsetzen.

Die Fertigungsindustrie kann auf diese Weise Kanban-basierte Abläufe in der Produktion durchgängig IT-gestützt steuern. Beim Kanban-Verfahren werden Materialbedarfe bedarfsgerecht und sicher eingeplant und dadurch Verzögerungen oder gar Ausfälle bei der Herstellung verhindert.

Die physische mit der digitalen Welt verbinden

Voraussetzung dafür ist, dass die physische Welt – repräsentiert durch Smart-Tags an Produkten aller Art – mit der digitalen Welt der Geschäftsprozesse und den zugrunde liegenden Geschäftsanwendungen, wie etwa einem ERP-System, verbunden ist.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der für den Einsatz von RFID-Technologie spricht, ist, dass mit Smart-Tags versehene Bauteile sowie Produkte durch eindeutig identifizierbar und damit fälschungssicher sind sowie jederzeit nach verfolgt werden können. Allerdings hat der Einsatz von RFID bislang nicht alle Erwartungen erfüllt, wie etwa die Hoffnungen auf signifikante Reduzierungen beim Materialverbrauch.