Gartner: Kontrollverlust

10 IT-Prognosen für die nächsten Jahre

08.11.2012 von Andrea König
Experten für Big Data fehlen, der Datentransfer zu Consumer-Applikationen ist kaum zu kontrollieren: Gartner erwartet, dass CIOs Kontrolle verloren geht.

Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner hat seine Top-Prognosen für IT-Abteilungen für das Jahr 2013 und darüber hinaus vorgestellt. Vom CIO wird weiter erwartet, dass die von ihm bereitgestellten Systeme und Dienstleistungen verlässlich, funktionstüchtig und verfügbar sind. Gleichzeitig haben IT-Verantwortliche weniger Kontrolle über die Entwicklungen als früher - was sich gleich in mehreren Vorhersagen der Gartner-Analysten widerspiegelt.

1. Bis zum Jahr 2015 werden 90 Prozent der Unternehmen die breite Einführung von Windows 8 umgehen.

Durch Big Data sollen weltweit 4,4 Millionen Jobs entstehen.
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Mit der Einführung von Windows 8 möchte Microsoft im Wettstreit mit Apple Marktanteile gutmachen. Gartner betrachtet den Verkaufsstart von Windows 8 als eine Notwendigkeit, um die Angebotspalette von Microsoft zu modernisieren. Der Konzern verfolge das Ziel, IT-Abteilungen möglichst schnell zu einem Upgrade auf Windows 8 zu bewegen. Gartner geht davon aus, dass die meisten Unternehmen abwarten, bis das neue Betriebssystem stabiler läuft.

2. Bis zum Ende des Jahres 2014 werden drei der fünf Top-Anbieter von mobilen Endgeräten aus China kommen.

Der Mobile-Markt konsolidiert sich um iOS und Android. Dadurch, dass die meisten Anbieter Android nutzen, differenzieren sie sich wenig. Besonders traditionelle Mobile-Anbieter können kaum mit Apple und Samsung und aggressiven neuen Playern wie Huawei und ZTE mithalten. Anbieter aus China werden national eine starke Marktposition erreichen und diese auf weitere Regionen ausweiten.

3. Bis 2015 werden aufgrund von Big Data 4,4 Millionen Jobs weltweit nötig.

Die Analysten gehen davon aus, dass Unternehmen in den kommenden Jahren verstärkt nach Mitarbeitern mit Know-how zu Datenmanagement, Analytik und Business-Expertise suchen müssen, um die offenen Stellen im Bereich Big Data zu füllen. Das wird nur bedingt gelingen - nur ein Drittel dieser Jobs werden tatsächlich besetzt sein, so Gartner.

4. Bis 2016 wird das Offshoring um 20 Prozent sinken, weil die Europäische Union Regelungen zum Schutz von Jobs durchsetzen wird.

Die Analysten gehen davon aus, dass die Europäische Union noch bis Ende 2014 auf den Negativtrend am Arbeitsmarkt reagieren und Regelungen zum Schutz von Jobs in der EU einführen wird. Dadurch rechnen sie damit, dass das Offshoring um 20 Prozent zurückgehen wird. Gartner erwartet Investitionen von Firmen in ihrer Region sowie in günstigeren Teilen Europas.

Ausgaben für Software mit smarter Technologie steigen

5. Bis 2014 werden neue IT-Stellen in den größeren westeuropäischen Märkten vorwiegend von Unternehmen mit Hauptsitz in Asien mit zweistelligen Wachstumsraten geschaffen.

Eine wachsende Anzahl von asiatischen Unternehmen - besonders aus China und Indien - fahren zweistellige Wachstumsraten ein und werden bis 2015 auch in den westeuropäischen Märkten investieren. Der Bedarf westeuropäischer Firmen an IT-Experten ist niedriger - unter anderem deshalb, weil die Unternehmen noch mit den Folgen der Wirtschaftskrise zurechtkommen müssen.

6. Bis 2017 werden 40 Prozent der Kontaktinformationen von Unternehmen auf Facebook verfügbar sein.

Facebook zählt zu den fünf beliebtesten Applikationen auf Smartphones und Tablets. Aufgrund des erhöhten Gebrauchs von mobilen Anwendungen für Collaboration geht man bei Gartner davon aus, dass in den kommenden fünf Jahren 40 Prozent der Kontaktinformationen von Unternehmen in die sozialen Netzwerke gelangen werden. Teils besonders schwer zu kontrollieren ist nach Meinung der Analysten der Datentransfer zwischen Unternehmens- und Consumer-Applikationen.

7. Bis 2014 werden private Geräte doppelt so oft von Malware betroffen sein wie unternehmenseigene Geräte.

Die Analysten rechnen damit, dass Unternehmen den Zugang zu ihren Netzwerken künftig stärker reglementieren werden, um sich vor Malware zu schützen. Dann wird man mit Geräten, die nicht konform mit den Unternehmensrichtlinien sind, keinen Zugang zum Firmennetzwerk erhalten. Erlauben Arbeitgeber BYOD, müssen sie klare Regeln aufstellen, welche Geräte sie akzeptieren und welche nicht.

8. Bis 2014 werden die Ausgaben für Software, die auf der Ausbreitung von smarter Technologie beruht, um 25 Prozent steigen.

Als Beispiel für eine solche smarte Technologie nennen die Analysten mit spezieller Software oder internetfähigen Sensoren ausgestattete Parkuhren. Kostentreiber sind dabei neben der Software selbst Lizenzgebühren, die traditionelle Anbieter verlangen könnten, wenn Applikationen Schnittstellen zu ihrer Software haben.

9. Bis 2015 werden 40 Prozent der 1000 größten Unternehmen Gamification für die Transformation von Geschäftsprozessen nutzen.

70 Prozent der Veränderungsprozesse im Unternehmen scheitern laut Gartner am fehlenden Engagement von Mitarbeitern. Das kann sich durch Gamification - das Einbinden spielerischer Elemente - ändern. Unternehmen nutzen dabei die Techniken von Spielegestaltern und setzen gezielt Feedback, Ergebnisse und Anreize ein. Die Analysten gehen davon aus, dass der Markt für Gamification im Unternehmen bereits im kommenden Jahr Consumer-Gamification überholt.

20 der 100 größten IT-Dienstleister verschwinden

10. Bis 2014 werden aufgrund von Konsolidierung bis zu 20 der 100 größten IT-Dienstleister vom Markt verschwunden sein.

Vor allem Cloud Computing, Big Data, Mobilität und Social Media sowie die globale wirtschaftliche Unsicherheit werden nach Einschätzung von Gartner dazu beitragen, den Markt für IT-Dienstleister umzukrempeln. Dahingehend sollten CIOs ihre Dienstleister hinsichtlich Cloud-, Mobile- und Social-Strategien neu bewerten.