Mut und Sozialkompetenz

5 Merkmale digitaler Führungskräfte

30.12.2015 von Christiane Pütter
Alternative Denkweisen und klare Führung kennzeichnen Manager, die Unternehmen durch die digitale Transformation bringen, so Personalberater Russell Reynolds.
  • Manager, die Digitalisierungsprojekte erfolgreich umsetzen wollen, dürfen keine Angst davor haben, der C-Riege zu widersprechen
  • Fünf Eigenschaften zeichnen sie aus: sie sind überdurchschnittlich innovativ, disruptiv, mutig in der Führungsaufgabe, sozialkompetent und entschlossen
Wer Digitalisierungsprojekte umsetzen will, darf keine Angst davor haben, sich zu exponieren.
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Wie setzen Manager Digitalisierung um, welche Eigenschaften bringen erfolgreiche Veränderer mit? Diese Fragen stehen im Zentrum der Studie "Productive Disruptors: Five Characteristics That Differentiate Transformational Leaders" von Russell Reynolds. Die Headhunter stützen sich zum einen auf Gespräche mit 28 Managern, die bereits große Digitalisierungs-Projekte umgesetzt haben, und zum anderen auf quantitative Auswertungen ihrer Datenbank mit rund 5000 Entscheidern.

Russell Reynolds umreißt die entscheidenden Charakteristika wie folgt: innovativ, disruptiv, mutig in der Führung, sozial hochkompetent und entschlossen. Dabei setzen die Eigenschaften innovativ und disruptiv nicht voraus, dass ein Manager von draußen hereingeholt wird. Auch "Eigengewächse" können diese Skills entwickeln, so die Berater.

Darüber hinaus entwickelt Russell Reynolds ein Reifegradmodell für die Eigenschaften innovativ und disruptiv. Beispiel Innovationsfähigkeit: Unternehmen, die ihre bisherigen Prozesse wenig hinterfragen, sind kaum innovationsfähig. Am innovativsten sind logischerweise Firmen, die auch neuartige Produkte und Dienstleistungen anbieten.

Russellreynolds über fünf Charakteristiken des Digital Transformation Leaders
Digital Transformation Leaders
Welche Charakteristika zeichnen Digital Transformation Leaders aus - das untersucht Russell Reynolds in Expertengesprächen.
Fünf Charakteristika
Die Berater umreißen die Führungsqualitäten mit fünf Schlagworten. Manager, die digitale Transformation gut umsetzen, sind demnach überdurchschnittlich innovativ, disruptiv, in der Führung mutig und verfügen über hohe soziale Kompetenz. Außerdem sind sie entschieden.
Innovations-Fähigkeit
Die innovative Qualität von Führungskräften zeigt sich für Russell Reynolds in Offenheit im Denken und der Bereitschaft, konventionelle Ansätze aufzubrechen.
Disruptiv
Sie halten die Bürokratie so gering wie möglich, denken unabhängig und verfügen über Unternehmergeist - das zeichnet disruptive Manager aus.
Mutig in der Führung
Initiative zeigen und das Heft in die Hand nehmen - das heißt Führung in der digitalen Transformation.
Hohe Sozialkompetenz
Den Mitarbeitern zuhören und sich auf verschiedene Zielgruppen einzustellen gehört zur hohen Sozialkompetenz von Führungskräften.
Entschiedenheit
Aktivität fördern, Leistungsbereitschaft fördern und ein gewisser Optimismus sieht Russell Reynolds als Faktoren für das Gelingen digitaler Transformation.

Wenig disruptiv sind Entscheider, die enge Compliance-Vorgaben schätzen und Risiken scheuen. Disruptive Persönlichkeiten sind laut Russell Reynolds bereit, "kreative Wege" beim Ausräumen bürokratischer Hürden zu finden. Sie gehen gern kalkulierte Risiken ein und ermutigen Andere, das auch zu tun.

Sozialkompetenz

In Sachen Sozialkompetenz zeigt die Studie ein widersprüchliches Bild auf. Einerseits sind erfolgreiche Digitalisierungs-Umsetzer geübte Zuhörer. Einer der einzeln befragten Experten verglich sie sogar mit einem Therapeuten. Ohne diese Fähigkeit könnten sie wenig ausrichten, so dessen Meinung.

"Man kann nichts verändern, indem man flüstert"

Andererseits verkörpern sie den klassischen Wert Autorität. Sie stellen sich gern vor die gesamte Belegschaft und geben klar vor, welcher Kurs einzuschlagen ist. Einer der Befragten sagte: "Man kann nichts verändern, indem man flüstert." Innerhalb der C-Riege wiederum stellen sie gern alles infrage und widersprechen. Sie sehen sich als Vorreiter.

Einer der Befragten ist Nick Franklin, vormals Executive Vice President of Next Generation Experience bei Walt Disney Parks and Resorts. Er sagt: "Man muss herkömmliche Ansätze infrage stellen können, ohne die Mitarbeiter abzuschrecken, die an ihnen hängen. Man muss die Sprache jeder Mitarbeitergruppe im Unternehmen sprechen, ohne die Geschichte zu verändern, die man erzählt. Und man muss so transparent wie möglich sein, denn die Leute im Haus werden untereinander über einen reden. Dann muss klar sein, dass sie dieselbe Botschaft verstanden haben."

Wie man das Team in die Digitalisierung mitnimmt
Achillesferse der Digitalisierung
In dem Papier "Being digital: Embrace the future of work and your people will embrace it with you" bezeichnet Accenture die Belegschaft eines Unternehmens als "Achillesferse" der Digitalisierung. Das Papier basiert auf Angaben von rund 700 Entscheidern weltweit sowie circa 2.500 Angestellten.
Befürchtungen der Mitarbeiter
Eine Mehrheit von 70 Prozent der Angestellten befürchtet den Verlust von Teamgeist, wenn die Kollegen per Fernzugriff arbeiten und nicht mehr ins Büro kommen. Etwa jeder Achte (zwölf Prozent) erwartet, seine Job-Aussichten werde sich durch die Digitalisierung negativ entwickeln.
Vorteile der Digitalisierung
Gleichzeitig erwarten die Angestellten aber auch Vorteile in den Punkten Innovationsfähigkeit ihres Unternehmens (71 Prozent), Agilität (69 Prozent) und Produktivität (68 Prozent). Insbesondere jüngere Befragte mit überdurchschnittlich hoher Qualifikation sehen die Vorteile der Digitalisierung – "wenig überraschend", wie Accenture schreibt.
Katalog digitaler Skills
Accenture rät Entscheidern, einen Katalog mit den benötigten digital Skills samt dem jeweiligen Kompetenzniveau zu erstellen.
Keine Nebensache
Entscheider dürfen das Thema Mitarbeiter nicht als Nebenschauplatz behandeln, so der Appell von Accenture. Sie brauchen eine "Test and learn"-Mentalität.