IT-Infrastruktur

5 Ratschläge: Kosten senken wie Amazon & Co.

26.09.2013 von Christiane Pütter
Wie bekommen Amazon, Salesforce und Co. ihre Kosten in den Griff? Das werden Forrester-Analysten immer wieder gefragt. Jetzt geben sie Antworten.

Gespräche über Rechenzentren und IT-Infrastruktur drehen sich schnell ums Geld. Entscheider wollen wissen, wo sie sparen können. Die Analysten von Forrester wurden immer wieder von CIOs aus verschiedenen Branchen gefragt, wie Amazon, Salesforce und andere Dickschiffe das denn machen. Die Antworten liefert der Forrester-Beitrag "Five Data Center and IT Infrastructure Lessons from the Cloud Giants".

Eines stellt Forrester klar: Kaum ein Unternehmen kann sich mit Firmen wie Amazon oder Salesforce vergleichen. Diese können schon aufgrund ihrer Größe Skaleneffekte nutzen, die nicht für jedes Unternehmen in Frage kommen.

Dennoch haben die Analysten fünf Punkte ausgemacht, an denen sich CIOs aller Branchen orientieren können. Diese beziehen sich weniger auf die Technologie als mehr auf die Prozesse. Im Einzelnen nennt Forrester folgende:

1. Automatisation

Forrester gibt zu bedenken, dass Amazon und Co. weit weniger mit Schwankungen bei der Auslastung zu kämpfen haben als andere Unternehmen. Auch sind ihre Anwendungslandschaften weniger heterogen. Trotzdem sollte jeder CIO über den gesamten Lebenszyklus der Infrastruktur hinweg so viel wie möglich automatisieren. Server bleiben wegen ihrer Volatilität der springende Punkt. Automatisierung sollte sich durch alle Levels ziehen: Provisioning, Konfiguration, Betriebssystem, Software-Installation und Monitoring.

Die Top-Standorte fürs Data Center
Drei Beratungshäuser - Hurleypalmerflatt, Cushman & Wakefield und Source8 - haben ermittelt, in welchen Ländern Rechenzentren am sichersten betrieben werden können. Ausschlaggeben waren 13 Kriterien, 30 Staaten kamen in die Wertung. Unsere Bilderstrecke zeigt, welche Länder besonders gut abschnitten und was die Analysten jeweils ins Zeugnis schreiben.
2. Platz: Großbritannien
Das Vereinigte Königreich punktet ebenfalls mit flächendeckend schnellem Internet sowie mit dem traditionell geschäftsfreundlichem Klima. Allerdings bemängeln die Berater die schnell steigenden Energiepreise. Überhaupt setze Großbritannien zu sehr auf fossile Brennstoffe, was Punktabzüge bei Nachhaltigkeit und Energiesicherheit gibt. In der Studie finden sich deshalb laute Zweifel, ob die Platzierung im Spitzenfeld auf Dauer zu halten ist.
4. Platz: Deutschland
Eine führende Volkswirtschaft, auch ein führender Standort für Rechenzentren, konstatieren die Berater. Sie monieren zwar die hohen Steuern und Arbeitskosten, loben aber die Versorgung mit Breitband-Internet, die geringe Inflationsrate und die politische Stabilität. Das Abrutschen um einem Platz im Vergleich zum Vorjahr wird in der Studie mit den steigenden Energiepreisen begründet.
5. Platz: Kanada
In Kanada haben sich im vergangenen Jahr die Energiepreise und die Lohnkosten positiv entwickelt. Für einen etablierten Standort gab es aber einen überraschenden Absturz im Ranking der Internet-Bandbreite auf nur noch Platz 11. Laut Studie dürfte sich das im kommenden Jahr schon wieder verbessern, denn 2014 soll die Ausstattung mit neuer unterirdischer Verkabelung abgeschlossen sein. Das kühle Klima ist sowieso gut für den Data Center-Betrieb.
6. Platz: Hongkong
Das Ranking des Beratungs-Trios ist ungefähr das Gegenteil einer Werbebroschüre für asiatische Offshore-Paradiese. Positiv sticht da umso mehr Hongkong hervor. Auch dank seiner hervorragenden Telekommunikationsinfrastruktur habe sich das ehemals britische Verwaltungsgebiet als führendes Geschäftszentrum in Asien-Pazifik etablieren können, heißt es in der Studie. Die lokale Verwaltung habe sich das Ziel auf die Fahne geschrieben, Hongkong in der Region als erste Adresse auf dem Markt für Rechenzentren zu etablieren - offensichtlich mit Erfolg.
7. Platz: Island
Ja, der kühle Norden liegt insgesamt gut im Rennen. Island ist aber einer der diesjährigen Verlierer. Es ging um drei Plätze nach hinten, Schweden konnte beispielsweise vorbeiziehen. Hohe Lohnkosten sind laut Studie ein Problem, in Sachen Breitband-Konnektivität hat die Konkurrenz aufgeholt und überholt. Soll sich aber wieder verbessern, wenn die Unterwasser-Verkabelung mit den USA, Kanada und Großbritannien vollendet ist.
8. Platz: Norwegen
Neben Schweden in weiterer skandinavischer Aufsteiger - von Platz 12 im Vorjahr ging es in die Top Ten. Die Gründe: ausgeprägte politische Stabilität, natürliche Ressourcen wie Wasser im Überfluss, nachhaltige Energiekonzepte. Darüber hinaus kann man in Norwegen sicher und störungsfrei Geschäfte machen.
9. Platz: Finnland
Finnland hat seine Vorjahresplatzierung gehalten. Das Urteil der Berater fällt aber eher durchwachsen aus. Nirgendwo ist das Risiko von Naturkatastrophen geringer. Aber nirgendwo ist es laut Studie schlechter um die Energiesicherheit bestellt. Das sei der Preis dafür, dass man sich in nahezu totale Abhängigkeit von russischen Lieferungen gebracht habe.
10. Platz: Katar
2022 soll die Fußballweltmeisterschaft in Katar stattfinden. Bei den Fans und Spielern schrillen deshalb schon die Alarmglocken, weil es im Wüsten-Emirat sommers sehr heiß ist. Dem CIO geht es vermutlich ähnlich, wenn er ans den Kühlungsaufwand im Rechenzentrum denkt. Die Studie verteilt schlechte Zensuren für Nachhaltigkeit, Wasserversorgung und Lohnkosten. Auch noch für die Breitbandverkabelung. Aber da will die örtliche Telekommunikationsbehörde in den kommenden Jahren eine halbe Milliarde US-Dollar investieren. Ein paar gut entwickelte Rechenzentren gibt es vor Ort auch schon. Und so lautet das Gesamturteil: ein Standort, den man in Zukunft wahrscheinlich beachten muss.
11. Platz: Schweiz
Die Schweiz ist ins Mittelmaß abgerutscht, so attraktiv der starke Franken und die niedrigen Steuern auch sein mögen. Der Breitband-Internet-Ausbau stockt laut Studie. Auch die Lohnkosten schrecken ab.
12. Platz: Niederlande
Für die Niederlande ging es im Ranking leicht aufwärts. Positiv wirkte sich aus, dass man die hohen Lohnkosten etwas besser in den Griff bekommen hat. In Sachen Konnektivität ist man für europäische Verhältnisse sowieso bestens aufgestellt. Politisch stabil und einigermaßen gefeit vor Naturkatastrophen ist unser Nachbar auch. Allerdings gibt es so manche bürokratische Hürde im Geschäftsleben, was ein noch besseres Abschneiden verhindert.
13. Platz: Südkorea
Der Aufstieg zur Rechenzentrums-Macht hat sich erst einmal abgebremst. Der Strom ist nicht mehr ganz so günstig wie früher, außerdem wurden die Unternehmenssteuern erhöht. Südkorea ist zudem immer der Gefahr von Fluten und Wirbelstürmen ausgesetzt. Politisch sorgt allein der Konflikt mit dem nördlichen Nachbarn für chronische Unruhe, die Energieversorgung steht auf wackligen Bein. Ein gutes Zeugnis liest sich anders.
14. Platz: Frankreich
Aus deutscher Sicht ist der Vergleich mit Frankreich stets aufschlussreich. In diesem Ranking gilt: Der Nachbar kommt nicht vorwärts. Die Berater mäkeln vor allem an üppiger Bürokratie, hohen Lohnkosten und hohen Steuern. Ins Feld geführt werden außerdem politische Unruhen und gewerkschaftliche Aktivitäten. Nun ja, das Verdikt scheint durchaus ein wenig gefärbt. In den drei Schlüsselkategorien hat Frankreich Werte, die nahe an denen Deutschlands liegen.
15. Platz: Singapur
Zwei Plätze ging es nach oben - dank gesenkter Energiekosten und eines guten Geschäftsklimas. Für die Studienautoren ein attraktiver Standort für Rechenzentren. Ein Vorrücken in die Top Ten wurde vorerst durch hohe Lohnkosten und eine hohe Inflationsrate verhindert.

2. Tempo ist wichtiger als Customisierung

Tim Beerman von IT-Dienstleister Savvis muss die Balance zwischen Standardisierung und Customisierung finden. Mit Blick auf möglichst große Kostensenkungen verfolgt er eine 80/20-Regel: 80 Prozent ist vorgegeben und automatisiert, der Rest lässt Raum für spezifische Use Cases. So gehen die Dinge erstens schneller - und zweitens hat Beerman festgestellt, dass die meisten Unternehmen umfangreiche Customisierungen auch gar nicht wollen.

3. Der Blick auf die Prozesse

Automatisierung bezieht sich für Amazon und Co. vor allem auch auf die Prozesse. Forrester beobachtet, dass in vielen Unternehmen die Grundlagen für einheitliche Prozesse fehlen. Der Weg von manuellen Abläufen zu solchen, die sich automatisieren lassen, ist komplex, das gestehen die Analysten zu. Es beginnt bei einer umfassenden Analyse der Prozesse und endet im Klein-Klein der aktuellen Implementierungen. Erfreulicherweise gewinnen Tools, die dabei unterstützen, zunehmend an Reife.

4. Infrastruktur

Service Delivery statt Management: Heutzutage brauchen nur wenig Anwendungen spezifische Hardware oder ganz einzigartige Konfigurationen. Der Hintergedanke dabei lautet Virtualisierung. Die Erfahrungen mit der Public Cloud zeigen, wie Kosten-transparent und effizient Infrastruktur laufen kann. Das freut dann auch den CFO.

5. Silos auflösen

Die enge Abstimmung aller IT-Teams ist unabdingbar. Glaubt man Forrester, arbeiten in manchen Unternehmen die Teams rund um Facilities, Server, Storage, Netzwerk und Virtualisierung gegeneinander, sobald Performance-Probleme auftauchen. Zusammenarbeit und ständige Kommunikation gelten aber als Grundvoraussetzung für einen effizienten Betrieb.

Unabhängig von diesen fünf Punkten gibt Luke Norris, CEO beim Cloud-Provider PeakColo, CIOs diesen Rat mit auf den Weg: "Wir stellen weniger Fachleute ein, dafür aber bessere."

Wer als Arbeitgeber attraktiv sein will, kann durchaus mit einem Energie-effizienten Data Center punkten. Das behauptet zumindest der Berater Bain & Company. Insbesondere junge Talente achteten stark auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. Laut der weltweit angelegten Studie "The big green talent machine" sind 15 Prozent der Mitarbeiter bereit, auf ein höheres Gehalt zu verzichten, um für ein "grünes" Unternehmen zu arbeiten.

Forrester betont denn auch, dass Amazon und Co. etwa bei der Rechenzentrumskühlung großen Wert auf Energie-Effizienz legen. Es sei kein Zufall, dass große Data Center an "seltsamen" Orten wie Prineville im US-Staat Oregon gebaut werden. Dort ist es kühl und trocken, außerdem bieten die lokalen Anbieter billigen Strom feil.