Was CIOs beachten müssen

5 wichtige Fragen zur Tablet-Strategie

28.06.2012 von Hartmut  Wiehr
Dass mobile Geräte in Kliniken großen Nutzen haben, ist unbestritten. IDC gibt Tipps, was bei der Planung des Einsatzszenarios zu beachten ist.

Eigentlich muss es der Alptraum jedes Krankenhaus-CIOs sein: Alle Mitarbeiter bringen ihre eigenen mobilen Geräte mit an ihren Arbeitsplatz (BYOD), benützen sie fleißig während der Dienststunden und gehen dann wieder nach Hause mit ihnen. Jedes Mal vollgepackt mit neuen sensiblen Patientendaten, die mehr noch als andere absolut geschützt sein sollten.

Für die Bekämpfung vieler Krankheiten wie zum Beispiel Brustkrebs sind aufwändige Bilder notwendig. Mobile Geräte müssen entsprechend mit Speicher und hochauflösendem Bildschirm ausgerüstet sein.
Foto: Siemens

Die offene Flanke, die sich hier auftut, besteht nicht nur in der unkontrollierbaren Nutzung der Geräte, die in der Privatwohnung frei herumliegen. Am Arbeitsplatz, in der eigenen Wohnung und unterwegs hängen die schicken Devices in verschiedenen Netzen, und die Security-Probleme sind noch lange nicht im Griff. Eher im Gegenteil, wie allein schon die allgemeine Zurückhaltung bei Public Clouds zu erkennen gibt.

Kliniken fehlt sogar Geld für Drahtlos-Internet

Dennoch: Vom Standpunkt der schnellen medizinischen Versorgung der stationären und ambulanten Patienten spricht sehr viel für mehr Mobilität in der Healthcare-Infrastruktur. Zwei Dinge helfen auf jeden Fall weiter: Eine gründliche Bestandsaufnahme der jeweiligen Ist-Situation und eine abgestimmte Planung für die nächsten Jahre. Dabei muss man sich bewusst sein, dass in vielen Krankenhäusern aufgrund der angespannten Finanzlage gegenwärtig nicht einmal das Geld dafür da ist, ein internes Wi-Fi-Netz aufzubauen.

IDC hat zusammen mit Intel den Blick in die Glaskugel gewagt und ist zu folgenden Ergebnissen („The Second Wave of Clinical Mobility“) für den Zeitraum von 2010 bis 2015 in Westeuropa gekommen: Die Ausgaben für mobile Gesundheitslösungen jeder Art – also mehr als nur Tablets und Netzinfrastruktur etc. – betrugen 2010 rund 1,4 Milliarden Dollar und sollen bis 2015 auf knapp unter 2,5 Milliarden Dollar ansteigen. IDC geht von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 11,4 Prozent aus. Ein besonders starker Anstieg wird nicht auf der Geräteseite, sondern bei den Ausgaben für Software und IT-Dienstleistungen im Bereich klinischer Mobilität erwartet. IDC spricht von einem Markt, der noch in seinen Kinderschuhen steckt.

Der Hardware-Anteil beträgt 2010 noch 59,4 Prozent und verringert sich trotz anteiligem jährlichem Wachstum von etwa 7,1 Prozent auf insgesamt nur noch 48,9 Prozent im Jahr 2015. IT-Services legen um etwa acht Prozent zu von 31,4 (2010) auf 39,6 Prozent (2015). Der Software-Anteil soll in diesem Zeitraum lediglich von 9,2 auf 11,5 Prozent zulegen.

Mobile Geräte müssen bestimmte Bedingungen erfüllen

Aufgrund von Befragungen geht IDC davon aus, dass in den nächsten drei Jahren vorrangig in Applikations-Server für Mobilitätslösungen, Software-Verteilung für mobile Anwendungen und Client/Desktop-Virtualisierung investiert wird. Virtualisierung für Endgeräte ist dabei eine wesentliche Voraussetzung, um flächendeckend mobile Geräte und Applikationen einsetzen und zentral verwalten zu können. Gleichzeitig verringert dieser zentrale Ansatz die Sicherheitsrisiken.

Am stärksten wird laut IDC der Software-Anteil bei den Ausgaben für klinische Mobilität ansteigen.
Foto: IDC

Voice over IP und Video over IP sind Investitionen, die zusammen mit mobilen Lösungen von den Krankenhäusern als Investitionsziele genannt werden. Sie werden aber als nicht so wichtig angesehen. Smartphones und mediataugliche Tablets stehen auf den Investitionslisten noch vor neuen PCs und Notebooks, was die allmähliche Verschiebung hin zu neuen mobilen Umgebungen unterstreicht.

Um das richtige Gerät für die richtige Aufgabe im klinischen Alltag zu identifizieren, empfehlen die Marktforscher von IDC den Verantwortlichen in den Krankenhäusern, sich um die jeweilige individuelle Beantwortung folgender Fragenkomplexe zu bemühen:

1) Für was sollen die mobilen Geräte eingesetzt werden? Nur für Informationen oder als Vorbereitung zur Entscheidungsfindung? Muss gleichzeitig der mobile Zugriff auf Sensoren und andere Monitoring- und telemedizinische Geräte gewährleistet sein?

2) Wie viele Daten müssen auf den Geräten abgespeichert werden? Manche Formfaktoren mobiler Geräte erlauben lediglich das Anschauen von Texten oder Bildern (Smartphones oder kleine Tablets). Müssen größere Datenmengen eingegeben und bearbeitet werden, braucht es Notebooks oder Tablets mit Anschlussmöglichkeiten für externe Tastaturen und eine Maus.

Was CIOs beachten müssen

3) Welche Informationen sollen in erster Linie auf den Geräten präsentiert werden? Für medizinische Bilder und Videos benötigt man große Speicherkapazität und exakte Bildschirmdarstellung. High-Definition Screens finden sich aber nicht in allen Geräten.

4) Müssen spezielle Geräte für bestimmte medizinische Aufgaben angeschafft werden? Kommen sie mit Patienten in Kontakt, müssen sie zum Beispiel laufend sterilisiert werden und dürfen nur minimale Öffnungen haben, um das Eindringen von Mikroorganismen zu verhindern.

Geplante Ausgaben für mobile Infrastruktur in den nächsten Jahren: Krankenhäuser müssen tief in die Tasche greifen, wenn sie moderne Ausrüstung wollen.
Foto: IDC

5) Wie lange müssen die Geräte ohne neue Batterieaufladung lauffähig sein? Dabei muss berücksichtigt werden, dass der Schichtbetrieb in Krankenhäusern zwischen acht bis zwölf Stunden dauert.

Die Beantwortung dieser Fragen wird sich direkt auf die notwendige Budgetplanung auswirken. Es geht also nicht nur darum, ob eher simple Smartphones oder Tablets angeschafft werden. Je nach Größe des Krankenhauses und der Anzahl der betroffenen Ärzte und Pfleger kommen sehr schnell aufwändige Investitionen zusammen. Mobil ist nicht einfach mobil.