Anwender halten IT-Dienstleister an kurzer Leine

6 Ratschläge für Managed Hosting

17.08.2009 von Thomas Pelkmann
Der neueste TPI-Index zeigt, dass die Zahl der Outsourcing-Verträge abnimmt. Gleichzeitig ändern sich die Beziehungen zwischen Dienstleistern und Kunden, wie eine PAC-Studie feststellt.

Der Markt für IT-Outsourcing (ITO) macht schwere Zeiten durch. Der TPI-Index stellt in seinem neuesten Report fest, dass die Zahl der Outsourcing-Verträge abnimmt. Mit dem Index beobachtet TPI seit fast sieben Jahren quartalsweise den Markt bei Abschlüssen jenseits von 25 Millionen US-Dollar.

So wurden alleine im Vergleich von erstem und zweitem Quartal 2009 rund 7,5 Prozent weniger Kontrakte abgeschlossen (insgesamt 135). Im Vergleich zum Rekordvierteljahr Q1/2008 ist die Zahl sogar um elf Prozent niedriger.

Die sinkenden Zahlen wiegen umso schwerer, heißt es im TPI-Report, weil Outsourcing eigentlich das Potenzial in sich trage, durch Kostenersparnis und Effizienzsteigerung die Folgen der Krise eher abzufedern.

Dennoch sehen die Analysten von TPI Anzeichen für eine Erholung des Marktes, besonders in den USA. Outsourcing bleibe ein Thema, wenngleich auf einem niedrigeren Niveau, als in den Vorjahren.

Dienstleister braucht Verständnis für Geschäftsprozesse

Unterdessen hat das Beratungsunternehmen PAC in einer Studie festgestellt, dass sich die Beziehungen zwischen Outsourcing-Dienstleister und Kunden zu wandeln beginnen. In einer Umfrage zur Entwicklung des Outsourcing-Marktes in Deutschland gaben 90 Prozent der Befragten an, dass sie vom Dienstleister auch jenseits der IT ein Verständnis der Geschäftsprozesse und -anforderungen erwarteten. Sie wünschten sich im Outsourcing-Anbieter einen Partner auf Augenhöhe, dem sie vertrauen und der sich aktiv in Innovationsprozesse einbringe, heißt es in der Studie.

Allerdings scheinen die Kunden ihren Dienstleistern gerade in dieser Hinsicht noch nicht voll zu vertrauen: Während einerseits der klare Wunsch zum Ausdruck kommt, dem Dienstleister mehr Verantwortung zu übertragen, mangelt es andererseits oft noch an der Bereitschaft, ihm bei der Leistungserbringung im Sinne eines End-to-end-Service auch tatsächlich freie Hand zu lassen. Hier scheinen die Kunden ihre Dienstleister eher an der kurzen Leine zu halten.

Deswegen halten Kunden an klassischen Outsourcing-Verträgen fest, die sehr individuelle Vereinbarungen enthalten und sich weitgehend mit dem Nutzenargument einer Kosteneinsparung gegenüber dem Eigenbetrieb begnügen. "Neue Konzepte wie Outsourcing 2.0 hingegen bieten einen größeren Nutzen für das Geschäft, fordern aber auch eine klare Trennung zwischen dem, was erbracht wird, und der Art und Weise, wie dies geschieht", so Jürgen Stauber, Geschäftsführer Managed Services bei Computacenter Deutschland, das die PAC-Studie in Auftrag gegeben hat.

In der Konsequenz resultierten daraus eine Reihe von Mischformen innerhalb der Outsourcing-Landschaft, deren Ausprägung sich mehr und mehr in Richtung des Outsourcing 2.0-Portfolios verschiebe. Dieses basiere auf dem Utility Computing-Ansatz, nach dem der Kunde nur die Leistungen bezahlt, die er tatsächlich nutzt. Bei diesen Mischformen erhalten Kunden auf Basis ihrer spezifischen Anforderungen den für sie richtigen Mix aus individualisierten und standardisierten Leistungen.

Die Trendanalyse von PAC basiert auf einer Online-Befragung unter 105 Geschäftsführern und IT-Leitern aus großen und mittelständischen Unternehmen aller Branchen.

Markt für SaaS und Managed Hosting wächst rasant

Als Spielart des Outsourcings wächst der Markt für Software-as-a-Service (SaaS) und Managed Hosting rasant an, wie Oliver Hamel von NTT Europe Online in einem Beitrag für die CIO-Schwesterpublikation PC Welt feststellt. Analysten zufolge trage vor allem das Auslagern unternehmenseigener Applikationen an Managed-Hosting-Anbieter überdurchschnittlich dazu bei - "und es sieht so aus, als würde die Wirtschafts- und Finanzkrise dieser Entwicklung noch zusätzlichen Antrieb verleihen", schreibt Hamel.

Zu den Vorteilen einer Managed Hosting-Lösung zählen hohe Verfügbarkeit, Performance, Skalierbarkeit und Flexibilität. Wer einen Teil der eigenen IT an einen Managed-Hosting-Provider verlagert, profitiert von drastisch verringerten Kosten für Anschaffung, Betrieb und Management seiner IT.

Hamel empfiehlt Unternehmen, die mit einer solchen Outsourcing-Lösung liebäugeln, Antworten auf die folgenden Fragen zu finden:

1. Bilanz der internen Kosten

Welche Kosten verursacht der Betrieb von Applikationen? Welche Investitionen in Hardware, Software und Qualifizierung der Mitarbeiter müssen getätigt werden? Wie hoch sind die TCO (Total Cost of Ownership), die nicht nur Hard-, Software- und Personalaufwendungen, sondern auch Kosten für IT-Security, kontinuierliche Datensicherung, Systemadministration, Datenintegration oder Energie berücksichtigen?

2. Hostingkriterien

Welche Applikationen, welche Daten und welcher Content soll gehostet werden? Welche Anforderungen an Bandbreite, Verfügbarkeit oder Flexibilität stehen im Vordergrund? Dabei sollten Unternehmen genau abwägen, ob sie wirklich alle Daten extern auslagern wollen oder ob bestimmte besonders wichtige Daten doch besser im Haus bleiben.

3. Erfahrung

Welche Referenzen hat ein möglicher Partner? Gibt es ähnliche Szenarien, die er bereits abdeckt?

4. Externe Kosten

Wie hoch sind Hostingkosten unter Berücksichtigung der Auswahlkriterien?

5. IT-Security

Wie sicher ist der Datenschutz? Über welche Sicherheitszertifizierungen wie ISO 27001 verfügt der mögliche Partner? Ist gewährleistet, dass die Daten und Applikationen risikolos extern gehostet werden können? Ein nicht unwichtiger Aspekt: Wo stehen die Server mit den Daten überhaupt? Nicht jedes Unternehmen ist davon begeistert, wenn seine Daten im Ausland liegen, beispielsweise auf Servern in Russland. Oder in Großbritannien, wo vielleicht der britische und der US-Geheimdienst Zugriff auf Daten haben. Aktuelles Beispiel für diese Sicherheits-Diskussion liefert RIM mit den Blackberrys. Deren Daten laufen in Europa zentral über Server in Großbritannien, wo MI5, MI6 und NSA theoretisch mitlesen könnten.

Kriterien für die Wahl des Outsourcing-Dienstleisters

6. Sonstige Kriterien zur Partnerauswahl

Wie flexibel sind die Verträge? Wie sehen Service Level Agreements (SLAs) aus? Hat der Partner ein eigenes Rechenzentrum? Kann er ausreichend skalieren? Welche anderen Dienste wie ITIL-Zertifizierung oder Virtualisierung kann er anbieten? Wie transparent sind seine Dienste? Kann er auch globale Zugriffe abdecken?

Kosteneinsparungen, so Oliver Hamel, seien die eine Sache. Wer es jedoch in wirtschaftlich angespannten Zeiten versäume, sich für den kommenden Aufschwung zu rüsten, verpasse Marktchancen, warnt der Experte, wenn auch nicht ganz uneigennützig.