Upgrade, Enhancement, Mobility, GUI & Co.

6 SAP-Trends für 2011

19.01.2011 von Andreas Schaffry
Unternehmen wollen ihre SAP-Systeme modernisieren und erweitern. Ebenso geplant sind mobile Szenarien, BI- und CRM-Projekte sowie ein optimierter SAP-Betrieb und anwenderfreundliche Oberflächen.
Dieter Brencher vom Berufsverband selbstständiger Informatiker hat für 2011 die 6 wichtigsten SAP-Trends identifiziert.
Foto: Dieter Brencher BVSI

Welche Software-Lösungen und -Produkte werden Kunden von SAP im Jahr 2011 tatsächlich kaufen und welche Services werden sie nachfragen? Diesen Fragen ist Dieter Brencher, Leiter des SAP-Arbeitskreises im Berufsverband selbständiger Informatiker (BVSI), nachgegangen. Er hat insgesamt sechs "heiße" SAP-Themen für das kommende Jahr identifiziert, die auch für IT-Freiberufler relevant sein können.

Generell wird es aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs eine verstärkte Nachfrage nach den klassischen ERP-Modulen geben - etwa für Finanzbuchhaltung und Controlling, Materialwirtschaft, Logistik, etc. Darüber hinaus interessieren sich SAP-Kunden vor allem für folgende Aspekte:

1. Upgrades und Enhancement Packages

Für Kunden gibt es im Wesentlichen zwei Gründe, um ihre SAP-Systeme auf den aktuellen Release-Stand zu bringen. Zum einen müssen sie innerhalb der von Hersteller vorgegebenen Support-Zyklen bleiben. Läuft dieser aus, und wurden bis dahin kein Upgrade durchgeführt, erhalten Kunden Unterstützung nur noch zu erhöhten Kosten. Zum anderen erhalten SAP-Anwenderunternehmen durch einen Release-Wechsel neue und benötigte Funktionalitäten. Damit lassen sich Prozesse besser abbilden und rechtliche Anforderungen erfüllen.

SAP-Kunden, die die aktuelle Version von SAP ERP einsetzen, verstehen inzwischen auch, was sie von den Erweiterungspaketen (Enhancement Packages) erwarten können. Damit lassen sich neue Funktionen "einspielen" und aktivieren. Letzteres ist notwendig, um diese auch nutzen zu können. Sind Funktionen einmal aktiviert, kann dies nicht mehr rückgängig gemacht werden. Brencher zufolge bedarf es deshalb kompetenter Berater, die die unterschiedlichen Einflüsse und Konsequenzen der Erweiterungen in SAP-Systemen beurteilen können und Kunden beim Einspielen und Aktivieren unterstützen.

2. Solution Manager

Der Einsatz des Solution Manager von SAP als Management-Tool ist nicht nur für einzelne Betriebsfunktionen zwingend notwendig, wie zum Beispiel für die Schlüsselgenerierung bei SAP-Upgrades. Das komplette - im Übrigen kostenfreie - Lösungsset ermöglicht zudem die zentrale Administration und Überwachung von SAP-Landschaften über deren gesamten Lebenszyklus.

Zudem unterstützt der Solution Manager in SAP-Einführungsprojekten ein koordiniertes Software-Testing. Durch den gezielten und geschickten Einsatz können Unternehmen SAP-Implementierungs- oder -Upgrade-Projekte effizienter durchführen.

3. Mobilität

SAP-Anwender wollen auch von unterwegs Zugriff auf "ihre" Applikationen und Geschäftsprozesse haben.
Foto: Nokia, Palm, Blackberry, Motorola

Ob iPhone, Blackberry oder Tablets: Die "smarten" mobilen Endgeräte gewinnen im Business-Umfeld immer mehr an Boden. Auch SAP-Anwender wollen "ihre" Geschäftsprozesse von unterwegs ausführen. SAP ist mit dem Kauf von Sybase auf diesen Zug aufgesprungen und stellt mit so genannten Business-Apps individuelle mobile Lösungen bereit, etwa für elektronische Bestellung oder für den Vertriebsaußendienst. Um die individuellen Anforderungen der User umzusetzen, brauchen Firmen eine mobile Strategie und ein zentrales Management der mobilen Anwendungen. Beides steckt noch in den Kinderschuhen.

4. Sicherheit

SAP-Landschaften werden nicht nur immer umfangreicher und komplexer, sondern durch webfähige und mobile Zusatzkomponenten auch anfälliger für Angriffe. Deshalb gewinnt für SAP-Anwenderfirmen das Thema IT-Sicherheit an Bedeutung.

Gefragt ist dabei eine ganzheitliche IT-Sicherheitsstrategie, die auch Aspekte rund um Identitäts- und Risiko-Management, IT-Governance und Compliance umfasst. Die technische Umsetzung erfolgt mit komplexen Werkzeugen.

5. BI und CRM

Datenanalysen liegen im Trend. Die Akquise von Business Objects sollte SAP den nötigen Aufwind in diesem Bereich verschaffen. Das Gegenteil war der Fall: Zum einen waren Kunden verunsichert über die Business-Intelligence-Strategie von SAP, das mit dem Business Warehouse auch ein eigenes Analyse-Werkzeug anbietet.

Zum anderen sorgte die kurz danach einsetzende Wirtschaftskrise für den Stopp von BI- aber auch von CRM-Projekten, denn Unternehmen konzentrierten ihre IT-Budgets vor allem auf Kernfunktionen. Dadurch hat sich in punkto BI- und CRM-Vorhaben ein gewisser Projektstau gebildet, der sich nach der wirtschaftlichen Wiederaufschwung im nächsten Jahr auflösen wird. Ein weiterer Grund ist, dass SAP inzwischen seine BI-Strategie geklärt hat und zudem im Bereich CRM (endlich) eine stabile Lösung anbietet, die auch mobile Szenarien unterstützt.

6. Neue Oberflächen-Technologien

Endanwender schätzen die einfache und komfortable Bedienung von Web-2.0-Anwendungen und erwarten dies auch von "ihren" SAP-Applikationen. Sie wollen Geschäftsprozesse auf einer einzigen Benutzeroberfläche durchführen, statt sich in verschiedenen SAP-Transaktionen oder im SAP GUI zu verzetteln.

Die SAP und ihre Kunden scheinen bei der Gestaltung der Oberflächen den Einsatz von Web Dynpros, das sind browserbasierte Applikations-Frontends, zu favorisieren. In diesem Zusammenhang spielt auch die Visualisierung, etwa von Analyseergebnissen, eine wichtige Rolle. Für dieses so genannte Dashboarding gibt es mit dem "Crystal Dashboard Designer" (vorher: Xcelsius) ein entsprechendes Werkzeug.