Strategien gegen den IT-Fachkräftemangel (Folge 3)

Adidas-CIO Gerben Otter: "Es wird im kommenden Jahr schwieriger werden"

28.10.2008 von Thomas Pelkmann
CIO Gerben Otter berichtet gegenüber CIO.de über den internen Kandidaten-Pool, Trainee-Programme und die eigene SAP University beim Sportartikel-Hersteller Adidas.
Gerben Otter, Global CIO beim Sportartikelunternehmen Adidas Group.

CIO: Wie viele neue IT-Mitarbeiter suchen Sie derzeit?

Otter: Wir möchten weltweit etwa 100 Mitarbeiter im Bereich IT einstellen davon ca. 70 im Hauptquartier in Herzogenaurach. Wir suchen Hoch- und Fachhochschulabsolventen mit einigen Jahren Berufserfahrung, aber auch Leute, die frisch von der Uni/FH kommen. Der Schwerpunkt liegt auf: Projektmanagern, Programmmanagern und Business Consultants.

CIO: Fällt es Ihnen leicht, neue Mitarbeiter zu finden?

Otter: Es ist herausfordernd, aber aufgrund des guten Employer Brandings der Adidas Group gelingt es uns, die richtigen Mitarbeiter zu finden.

CIO: Wie sehen Sie die Situation in den kommenden zwölf Monaten?

Otter: Ich denke, es wird im kommenden Jahr eher schwieriger werden, weil es eine große Nachfrage nach geeigneten Kandidaten gibt.

CIO: Welche Kanäle nutzen Sie gezielt für die Suche nach neuen Mitarbeitern?

Otter: Wir haben zahlreiche Aktivitäten, um die besten IT-Talente für uns zu gewinnen: Da sind zum einen Medienkampagnen - Anzeigen, die wir auf internationaler Basis schalten. Wir versuchen auf diesem Weg geeignete Kandidaten aus der ganzen Welt zu rekrutieren. Zudem greifen wir auf professionelle Inhouse-Recruiter zurück, die sich speziell um die Anforderungen der IT kümmern. Desweiteren bauen wir aktiv einen internen Kandidaten-Pool auf, so dass wir bei der Neubesetzung von Stellen zunächst einmal dort nach geeigneten Kandidaten suchen können. Schließlich haben wir auch noch unsere hausinternen Trainee-Programme.

Die SAP University in unserem Hauptquartier in Herzogenaurach soll Berufseinsteiger gezielt on the job in 12-18 Monaten auf eine Rolle als SAP Analyst vorbereiten. Das Functional Trainee Program ist dagegen ein weltweites Programm , das sich ebenfalls an Hochschulabsolventen richtet. Das Programm bietet mit seiner funktionalen Ausrichtung eine ideale Gelegenheit zum Erwerb von funktionalem Wissen. Aktuell werden Trainees für die Bereiche Sales, Marketing, Produktentwicklung, Logistik, Human Resources, Finanzen und eben auch IT ausgebildet. Der individuelle Plan für jeden Trainee wird aus dessen Zielfunktion abgeleitet und beinhaltet im Regelfall sechs Einsätze von jeweils drei Monaten, davon mindestens einen Arbeitsaufenthalt im Ausland.

Darüber hinaus bieten wir Diplomarbeiten und Praktika an und unterhalten ein aktives Beziehungsnetzwerk zu verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen. In diesem Rahmen halten IT-Experten aus unserem Unternehmen Vorträge und diskutieren mit den Studierenden über die aktuellen und künftigen Herausforderungen in der IT. Kompetente und zufriedene Mitarbeiter sind schließlich die besten und glaubwürdigsten Botschafter.

CIO: Was spricht für den Arbeitgeber Adidas?

Otter: Unsere Personalstrategie hat zum Ziel, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die Teamgeist, Leidenschaft, Engagement und Leistung fördert. Dabei sollen die geschäftlichen Interessen des Unternehmens mit den privaten und familiären Bedürfnissen unserer Mitarbeiter in Einklang gebracht werden - zu unser beider Vorteil, denn wer motiviert ist, ist engagierter und leistet mehr. Viel Wert legen wir auch auf maßgeschneiderte Entwicklungsprogramme. Für den Bereich IT bedeutet das, dass wir unseren Mitarbeitern zahlreiche Trainings anbieten, darunter auch solche, die sie nicht nur fachlich voranbringen. Das Training zum "IT Strategic Business Partner" vermittelt ihnen zum Beispiel durch Projektarbeit und Fallstudien die Fähigkeit, sich als strategischer Berater zu positionieren und damit noch mehr zum Unternehmenserfolg beizutragen.

Eine weitere Stärke unserer Organisation ist unsere Internationalität. Als eines der weltweit führenden Sportartikelunternehmen können wir unseren Mitarbeitern eine Karriere rund um den Globus ermöglichen: Zum Beispiel startet man in Herzogenaurach, wechselt in den asiatischen Raum und geht danach in die USA.

CIO: Welche Rolle spielen Gehälter bei Einstellungen?

Natürlich achten wir auch darauf, dass unsere Entgeltpakete attraktiv sind. Das letzte und vielleicht stärkste Argument jedoch ist für viele Bewerber die Bekanntheit und Beliebtheit unserer Marken adidas, Reebok und TaylorMade. Potenzielle Mitarbeiter haben die Möglichkeit, sich in einem sportlichen Umfeld einzubringen und damit zur dynamischen Entwicklung unseres Unternehmens und unserer Marken beizutragen.

Bisher erschienen in der Serie "Strategien gegen den IT-Fachkräftemangel":

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