Digitale Krankentherapie

Alexa – hilf mir, mich zu erinnern!

24.10.2018 von Beate Wöhe
Ein moderner Sprachassistent und ein Demenzkranker unterhalten sich. Passt das zusammen? Wenn es nach dem Krankenversicherer DAK geht, ja.

Regelmäßiges Gehirntraining ist ein elementarer Bestandteil der Behandlung von Demenzkranken. Allerdings ist es im Gesundheitssystem aus Kostengründen bislang kaum vorgesehen. Die DAK hat deshalb in ihrem Innovationsbereich eine App für Amazons digitalen Sprachassistenten Alexa entwickelt: den "DAK-Demenztrainer".

In Einzel- oder auch Gruppenübungen führt der Sprachassistent einen Dialog mit den Patienten. Den Anfang machen bekannte deutsche Redewendungen, die von den Probanden ergänzt werden müssen. Künftig sollen weitere Funktionen wie das Erraten von Märchen und das Erkennen von Geräuschen hinzukommen.

Hans-Joachim Völling - Leiter Web & Mobile, Digital Factory der DAK: "Voraussetzung für die digitale Transformation ist, dass der Vorstand dahintersteht."
Foto: DAK

Um das Projekt zum Laufen zu bringen, musste das Team um Hans-Joachim Völling, Leiter Web & Mobile bei der Digital Factory der DAK, einige Hürden nehmen. "Die wichtigste Voraussetzung für die digitale Transformation ist, dass der Vorstand dahinter steht", so der Manager. Daher hat der DAK-Vorstand im Oktober 2016 die neue Position des CDO geschaffen und besetzt. Gleichzeitig wurde mit der Digitalen Fabrik eine Keimzelle gebildet, die sich schwerpunktmäßig um die Themen Innovations-Management, Web und Mobile sowie Steuerung der digitalen Transformation kümmert.

Die Digitale Fabrik suchte im bundesweiten Intranet der DAK Mitarbeiter, die sich für digitale Zukunftsthemen begeistern. "Als Ergebnis hatten wir ein kreatives Team aus elf Querdenkern aller Alters­klassen, Hierarchiestufen und aus den verschiedensten Bereichen", so Völling. Das erste Bootcamp wurde im Dezember 2017, das zweite Bootcamp im Februar 2018 durchgeführt. Die agile technische Umsetzung begann im März 2018, für Mai 2018 wurde bereits der Launch geplant.

Dieses Team hat den DAK-Demenztrainer im Innovations-Bootcamp entwickelt (v. l.): Nina Bollmeyer, Ulrike Fuhrmann, Josephina Lother, Heiko Becker, Clarissa Maus, Achim Völling.
Foto: DAK

Während der Bootcamps und in der Realisierungsphase wurden agile Methoden, mitunter aus dem Design Thinking, angewendet.

Und wenn es um die Umsetzung in der Praxis geht, steht die ehemalige Fernsehmoderatorin Sophie Rosentreter, die sich aufgrund eigener Erfahrungen im Familienkreis stark für das Thema Demenz engagiert, zur Seite.

Vorteile der Alexa-Skills

1. Übungen können das Hervorrufen von Erinnerungen aus dem Langzeitgedächtnis fördern.

2. Für einfache Demenzfälle wird keine weitere Person zum Vorlesen/Abfragen benötigt.

3. Übungen können jederzeit gestartet und beendet werden.

4. Kann sowohl für Übungen als auch zur Unterhaltung verwendet werden.

Privatpersonen, Pflegeheime und andere Institutionen, die Alexa als Therapiehelfer einsetzen möchten, müssen die Kosten der Hardware tragen.

DAK-Gesundheit ist jedoch bereits in Gesprächen mit Pflegekassen und dem Bundesversicherungsamt bezüglich möglicher Zuschüsse. Vielleicht kann Alexa dann künftig fragen: "Ergänze die Redewendung: Jemandem finanziell unter die Arme …"