Angriff auf Amazon und Apple

Analysten zum neuen Google-Tablet Nexus 7

28.06.2012 von Nicolas Zeitler und Moritz Jäger
Das Google-Tablet geht eher gegen den Kindle Fire von Amazon ins Rennen als gegen das iPad, meinen Experten. Ignorieren dürfe Apple das Nexus 7 dennoch nicht.
Google-Produktmanager Hugo Barra stellt auf der I/O 2012 in San Francisco das Tablet Nexus 7 vor.
Foto: IDGNS San Francisco

Im Rahmen der Entwicklerkonferenz Google I/O hat der Suchmaschinenkonzern ein eigenes Tablet vorgestellt, das Nexus 7. Dieses bringt einen Preispunkt zwischen 199 US-Dollar (Version mit 8 GByte Speicher) und 249 Euro (16 GByte Speicher). Damit dürfte Google sein Tablet vor allem gegen das in den USA extrem erfolgreiche Kindle-Fire-Tablet von Amazon positionieren.

Analysten wie Michael Gartenberg von Gartner sehen Nexus 7 primär als Konkurrenten des Fire, gleichzeitig sagt etwa James McQuivey von Forrester Research, auch Apple werde das 7-Zoll-Tablet nicht einfach ignorieren können. Womöglich könne Apple laut den Analysten gezwungen sein, noch in diesem Jahr selbst ein Tablet in dieser Größe auf den Markt zu bringen. Der Hersteller des iPad brauche auf das Google-Tablet eine "vernünftige Antwort", sagt Ezra Gottheil von Technology Business Research.

Erstes Google-Produkt mit Android 4.1 - Jelly Bean

Das Google Nexus 7
Google Nexus 7
Das neue Tablet hat eine Bildschirmdiagonale von sieben Zoll und ein HD-Display mit einer Auflösung von 1280 x 800 Pixeln. Mit einer Dichte von 216 Pixeln pro Zoll kommt die Anzeigequalität nahe an die von Apples neuem iPad mit 264 Pixeln pro Zoll heran.
Google Nexus 7
Im Gehäuse des von Asus gebauten Nexus 7 steckt ein Tegra-3-Prozessor mit vier Kernen samt einer Grafikeinheit mit zwölf Kernen.
Google Nexus 7
Das Tablet hat auf der Vorderseite eine Kamera mit 1,2 Megapixel Auflösung. Ausgestattet ist es außerdem mit einer Bluetooth-Schnittstelle, einem Micro-USB-Port und einer NFC-Schnittstelle.
Google Nexus 7
Mit 340 Gramm ist das Nexus 7 unter den Tablets seiner Größenordnung das leichteste - das Samsung Galaxy Tab 2 mit derselben Bildschirmdiagonale wiegt fünf Gramm mehr.
Google Nexus 7
Auf dem Nexus 7 läuft die neueste Version von Android - Android 4.1 alias Jelly Bean. Eine der zentralen Eigenschaften von Jelly Bean ist das sogenannte "Project Butter", mit dem Google die Leistung und Antwortzeit verbessert hat. Die Frame-Rate kann auf bis zu 60 pro Sekunde gesteigert werden. Bei der Demonstration zeigte das Tablet schnelle, ruckelfreie Bewegtbilder.
Google Nexus 7
Melissa Perenson von unserer US-Schwesterpublikation PC World gefiel bei der Vorstellung des Tablets die griffige, gummibeschichtete Rückseite des Nexus 7. In Verbindung mit dem geringen Gewicht erlaube sie, das Tablet problemlos in einer Hand zu halten.
Google Nexus 7
Das Tablet ist ausgestattet mit dem Webbrowser Google Chrome. Außerdem läuft darauf Google Currents, ein mobiles Magazinformat für Nachrichten-Feeds mit integrierter Google-Übersetzung.
Google Nexus 7
Mit seinem niedrigen Preis von 199,99 US-Dollar wird das Nexus 7 den Wettbewerb auf dem Tablet-Markt anheizen. Amazon verkauft seinen Kindle Fire für 199 Dollar, die Preise für das vergleichbare Samsung Galaxy Tab 2 beginnen bei 249 Dollar.
Google Nexus 7
Erhältlich sein wird das Nexus 7 zunächst in den USA, Großbritannien, Kanada und Australien. Ab kommenden Mittwoch ist das Tablet bestellbar, ausgeliefert werden die ersten Geräte Google zufolge Mitte Juli. Im Kaufpreis enthalten sein wird ein Guthaben von 25 US-Dollar für Inhalte aus dem Google Play store.

Wie der Name des Nexus 7 andeutet, verfügt das neue Google Tablet über einen Bildschirm mit sieben Zoll Bildschirmdiagonale. Inhalte werden mit einer Auflösung von 1280 x 800 Pixel dargestellt. Google lässt die Tablets von Asus fertigen, als Chipsatz setzt der Konzern dabei auf das Tegra-3-System von Nvidia. Dazu kommt eine Kamera mit 1,2 Megapixel, 1 GByte RAM, NFC-Technik und ein Akku mit 4325 mAh.

Das Nexus 7 setzt als erstes Google-Produkt auf die neue Android Version 4.1, Codename Jelly Bean. Dieses Update bringt laut Google eine deutlich verbesserte Grafik und damit ein schnelleres Nutzerinterface. Eine der großen neuen Funktionen ist Offline Voice Typing. Anders als bei Apple ist damit keine Internetverbindung notwendig, wenn man dem Tablet etwas diktieren möchte.

Dazu kommt eine neue App namens Google Now. Diese Anwendung beschreibt der Konzern als lernfähig, etwa lernt sie die tägliche Route des Nutzers und informiert ihn beispielsweise über die Verkehrslage. Wie gut die Funktion außerhalb der USA funktioniert, wird sich wohl noch zeigen.

Kundenbasis schwächer als bei Amazon und Apple

Die Marktchancen des neuen Tablets sehen Analysten skeptisch. So starte Google mit Nachteilen sowohl gegenüber Amazon als auch Apple. "Die Basis der Google-Nutzer, die Musik, Bücher und Filme wollen, ist längst nicht so groß wie bei Apple oder Amazon, es wird also einige Zeit dauern, eine starke Kundenbasis aufzubauen", sagt Frank Gillett, Analyst bei Forrester Research.

Ein noch größeres Problem sieht er allerdings darin, dass es bisher zu wenige überzeugende Tablet-optimierte Apps für das Android-Gerät gebe. "Google muss erst noch klarmachen, wie sie Entwickler überzeugen wollen, diese Lücke zu füllen", sagt Gillett.

Sein Kollege James McQuivey sieht die Erfolgsfaktoren des neuen Tablets in Inhalten und Services aus Google Play und Videoinhalten von Youtube. Aus dieser Bandbreite von Angeboten werde sich auf Basis von Android ein Paket schnüren lassen, das "mit Apple in den Wettbewerb treten kann um Minuten an Nutzer-Aufmerksamkeit", sagt McQuivey.

Mit Material vom IDG News Service