Vergleichstest

Android-Smartphones für Sparfüchse

28.02.2011 von Yvonne Göpfert
200 Euro für ein Android-Smartphone sind ein guter Preis. Wir zeigen die günstigsten Handys und verraten, was Sie jeweils erwarten dürfen.
Finden Sie Ihr Android-Schnäppchen.
Foto: Android

Die Preise für Smartphones sind stark gefallen. Das Motorola Flipout mit 600-MHz-Prozessor und 2,8-Zoll-Display kostete beispielsweise im Sommer 2010 noch 350 Euro. Im Vergleich dazu verlangt Motorola für das besser ausgestattete Defy nur noch 320 Euro. Mit bezahlbaren Smartphones erreicht das Google-Betriebssystem Android so langsam auch den Massenmarkt.

Ganz diesem Trend folgend, präsentieren wir Ihnen die günstigsten Android-Smartphones. Dabei ist zu beachten, dass Sie von der angegebenen Hersteller-UVP in diesem Test in der Regel noch einmal 10-20 Prozent abziehen dürfen, um den Straßenpreis zu bekommen. Denn üblicherweise finden Sie die Geräte im Internet deutlich billiger.

Wir haben die Modelle nach Preis sortiert, wobei ein günstiger Preis nicht automatisch bedeutet, dass das Gerät auch bei der Ausstattung und der Bedienung das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Der Test verrät, welches die wahren Schnäppchen sind und wie ihr Preis-Leistungs-Verhältnis zu bewerten ist.

Grundsätzlich kommt es bei einem Smartphone auf folgende Kriterien an: Prozessor, Bildschirm und Betriebssystem-Version. Die typischen Merkmale eines günstigen Smartphones sind ein vergleichsweise langsamer Prozessor, ein kleines Display und sehr häufig eine ältere Version des Android-Betriebssystems.

Prozessor, Bildschirm, Betriebssystem-Version

Prozessor: Top-Smartphones sind derzeit mit Gigahertz-Prozessoren ausgestattet. Doch die Hersteller basteln eifrig an der nächsten Generation, die auf 1,2 GHz kommt. So will LG bereits im Frühjahr 2011 Smartphones mit dem Dual-Core-ARM-Prozessor Tegra 2 von Nvidia auszuliefern. Und auch erste Quad-Core-Chips fürs Handy wurden schon angekündigt: Der Tegra-3-Chip von Nvidia soll mit vier ARM-Prozessoren vom Typ Cortex A9 ausgestattet sein, die mit einer Taktfrequenz von 1,5 GHz arbeiten. Modelle, die nur 600 oder 800 MHz schaffen, dürften dann weiter im Preis sinken.

Kleines Display: Der Bildschirm kostet den Hersteller relativ viel Geld in der Produktion. Sparen lässt sich, wenn kleinere Bildschirme verbaut werden. Teilweise greift der Handybauer - wie bei unserem Preissieger, dem Trekstor Smartphone - sogar auf die resistive Touchscreen-Technik zurück. Resistive Touchscreens reagieren auf Druck, was den Bedienkomfort deutlich geringer macht. Der Grund: Der Bildschirm reagiert nicht, wenn der Druck zu schwach ist. Außerdem ist die Auflösung häufig sehr bescheiden. 240 x 320 Pixel beispielsweise geben Webseiten oder E-Mails nur grobpixelig wieder. Das erschwert die Lesbarkeit.

Android 2.x: Da die Entwicklungszeiten für ein Mobiltelefon sechs Monate und mehr betragen, hinken die Hersteller dem aktuellen Android-Betriebssystem regelmäßig hinterher. Aktuell wird bereits über Android 3.0 gesprochen, erste Handys im Markt werden mit Android 2.3 ausgeliefert. Die Preishits in unserem Test sind allesamt bei spätestens Android 2.1 stehengeblieben. Einzige Ausnahme ist das LG Chic, das bereits unter Android 2.2 läuft. Die Folge: Wenn Entwickler Software für Android-Handys schreiben und dabei auf Funktionen der neuesten Betriebssystemversion zugreifen, läuft die App auf älteren Modellen nicht mehr. Doch keine Bange - bei einer Auswahl von rund 100.000 Apps stehen noch genügend Programme bereit, die auch unter Android 2.1 nutzbar sind.

Unschlagbar im Preis ist ein Neuling im Smartphone-Markt: das Trekstor Smartphone für 160 Euro. Das Gerät wird eigentlich von Huawei produziert. Doch da die Chinesen im deutschen Telekommunikationsmarkt keinen Fuß auf den Boden bekommen, haben sie sich einen Vertriebspartner gesucht. Diese Rolle hat Trekstor übernommen - eigentlich eher für Festplatten und MP3-Player bekannt.

Platz 1: Trekstor Smartphone

Dass das Trekstor Smartphone für den kleinen Geldbeutel gemacht ist, wird schnell klar, wenn man sich das Datenblatt durchliest. Resistiver Touchscreen, 2,8 Zoll-Display und 528-MHz-Prozessor sind hart an der Grenze zum Retro-Produkt. Es überrascht daher nicht, dass die Bedienung nur mit Stift wirklich empfehlenswert ist. Überzeugen können dagegen der Internet-Browser und die Integration von Facebook. Die Kamera macht nur mittelmäßige Fotos. Und der Akku hält im Standby gerade mal zwei Tage durch - das ist alles andere als eine Meisterleistung. Doch angesichts des Preises von 160 Euro UVP verzeiht man dem Trekstor Smartphone seine Schwächen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist insgesamt gut.

HTC macht ebenfalls Schluss mit teuer: Die unverbindliche Preisempfehlung des Wildfire liegt bei 279 Euro. Inzwischen gibt es das Handy für 200-230 Euro im Internet. Der mit 3,2 Zoll ausreichend große Bildschirm reagiert dank kapazitiver Technologie auf die Eingaben mehrerer Finger gleichzeitig. Damit funktioniert beispielsweise die altbekannte Zwei-Finger-Spreiz-Geste zum Vergrößern im Browser und in Google Maps. Wermutstropfen: Text ist dank einer Auflösung von 240 x 320 Pixeln nicht übermäßig gut lesbar.

Platz 2: HTC Wildfire

Als Betriebssystem kommt das schon ältere Android 2.1 zum Einsatz, der Prozessor begnügt sich mit gemächlichen 528 MHz. Die von HTC bekannte Oberfläche Sense gibt es natürlich auch für den Billig-Androiden. Teil davon ist Friendstream. Die Software dient zur Verwaltung der sozialen Netzwerke und fasst Facebook, Twitter und Konsorten zusammen. Daten aus Facekbook werden übrigens automatisch ins das Handy-Adressbuch übernommen.

Auf der Rückseite des HTC Wildfire befindet sich die 5-Megapixel-Autofokus-Kamera. Bei Nachtaufnahmen sorgt ein LED-Blitz für bessere Lichtverhältnisse. Dank integriertem GPS-Modul ist es außerdem möglich, aufgenommene Fotos mit Ortsinformationen zu versehen. Die Bildqualität ist nicht schlecht. Neben dem Musik- und Videoplayer sorgt ein UKW-Radio für Unterhaltung. Vielsurfer kommen dank HSDPA und Webkit-Browser in den Genuss schneller Ladezeiten für Webseiten. Und damit erhält das HTC Wildfire eine gute Zwei in puncto Preis-Leistungs-Verhältnis.

Das LG Optimus Chic (300 Euro) macht seinem Namen alle Ehre: alles chic – zumindest bei der Optik. Allenfalls beim 600-MHz-Prozessor muss man sich mit der zweiten Liga zufrieden geben. Der Touchscreen ist ausreichend groß und mit 320 x 480 Pixeln höher auflösend als das Sony Ericsson Xperia X10, das in diesem Test den vierten Platz belegt. Da der Bildschirm kapazitiv, also ladungsgesteuert, arbeitet, reagiert er erfreulich sensibel.

Platz 3: LG Optimus Chic

Die Kamera schafft fünf Megapixel Auflösung, aber weder Blitz noch Foto-LED helfen beim Fotografieren im Dunkeln. Bei Tageslicht gelingen jedoch scharfe, gut belichtete Fotos. Zum Surfen, Mailen und Facebooken ist das Smartphone, das erfreulicherweise bereits unter Android 2.2 läuft, geradezu prädestiniert. Insgesamt ist das Preis-Leistungsverhältnis sehr gut – das LG Chic ist unser Kauftipp.

So schön klein wie das Sony Ericsson Xperia X10 mini (300 Euro) sind nur wenige Android-Handys. Damit erscheint es ideal für alle, die ihr Handy immer in der Hosentasche tragen. Allerdings ist das Display winzig - beim Surfen im Internet ermüden schnell die Augen. Und diese Tatsache hat das Sony Ericsson Xperia X10 mini den dritten Platz gekostet - denn preislich liegt es mit dem LG Optimus Chic von Platz 3 auf Augenhöhe. Das Mini-Smartphone wird mit Android 1.6 ausgeliefert. Inzwischen steht jedoch ein Update auf Android 2.1 zur Verfügung. Damit ist auch ein Großteil der Apps aus dem Android Market nutzbar.

Platz 4: Sony Ericsson Xperia X10 mini

Der Musik-Player erfüllt seine Dienste und verrät weitere Details zu jedem abgespielten Song - einen Zugang zum Internet vorausgesetzt. Die Kamera liefert einen LED-Blitz und 5 Megapixel Auflösung. Ein Nachtmodus mit längeren Belichtungszeiten, ein Makromodus und ein Sportprogramm hat die Kamera ebenfalls zu bieten. Und so gelingen schon ganz brauchbare Bilder. Abstriche muss man also nur in zwei Punkten machen: Der Prozessor tickt nur mit 600 MHz, und der fest eingebaute, nicht austauschbare Akku hält gerade einen Tag im durchschnittlichen Betrieb. Für das Preis-Leistungsverhältnis geben wir eine zwei minus.

Mit dem Motorola Defy (320 Euro) ist dem amerikanischen Handyhersteller ein hübsches Smartphone für alle Wetterlagen geglückt: Dank IP67-Zertifizierung hält das Mobiltelefon, das unter dem nicht mehr ganz aktuellen Android 2.1 arbeitet, Regenguss, Staub und Schlägen aus ohne zu zucken. Im zweiten Quartal 2011 soll das Update auf Android 2.2 bereitstehen.

Platz 5: Motorola Defy

Motorolas Bedienoberfläche Motoblur holt aktuelle Statusmeldungen, Nachrichten und E-Mails direkt auf den Startbildschirm, im Web surfen geht mit HSPA-Geschwindigkeit. Die lässt sich übrigens auch für den PC nutzen – dank 3G Wireless Hotspot kann man mit dem Notebook via Handy im Internet surfen, auch wenn gerade kein WLAN verfügbar ist. Der Prozessor ist mit 800 MHz getaktet – das ist mehr als die Konkurrenz in dieser Klasse zu bieten hat. Dennoch kommt es im Alltag zu kurzen Wartezeiten, wenn man ein Programm öffnet.

Die 5-Megapixel-Kamera bleibt dagegen hinter den Erwartungen zurück. Obwohl Motivprogramme, Makro-Modus und Verwacklungsschutz bereit stehen, wirken die Bilder nicht übermäßig scharf, Details verschwinden. Dafür produziert die Kamera kaum Bildrauschen. Im Videomodus arbeitet das Smartphone nur mit einer Mini-Auflösung von 640x480 Pixel (VGA). Alles in allem verdient das Motorola Defy ein "Gut" für sein Preis-Leistungsverhältnis.

Quelle: PC-Welt