Reisemarkt: Übernahme von ITA Software

Angst vor dem Google-Monopol

13.01.2011 von Hartmut  Wiehr
Größe allein reicht Google nicht. Es muss immer noch etwas mehr sein. Nächstes Ziel: Mit dem Kauf des Software-Anbieters ITA den Reisemarkt dominieren.

Schon vor sechs Monaten hat Google den Plan angekündigt, ITA Software für 700 Millionen Dollar zu übernehmen. Dies stieß nicht gerade auf allgemeines Wohlwollen in der Reisebranche, wie die New York Times vor kurzem berichtete. Denn dann würde Google neben der Herrschaft bei den Suchmaschinen im Web und weiteren Geschäftsbereichen auch noch eine dominierende Rolle im Online-Reisegeschäft spielen.

Google will die auf Flugreisen spezialisierte Software-Firma ITA übernehmen. Das könnte zu einem Monopol bei der Suche nach Flugreisen im Internet führen.
Foto: ITA Software

ITA ist schon jetzt der führende Anbieter für spezialisierte Software für Flugdaten, die von Fluggesellschaften, Reisebüros, Online-Seiten für Flugvergleiche und weitere Technologieunternehmen auf diesem Sektor angeboten wird. Mit anderen Worten: ITA steckt fast überall dahinter, wo es um Flugreisen geht.

Wie der Juraprofessor Tim Wu von der Columbia-Universität in den USA ausführt, hat es sich Google vorgenommen, immer in solche Gewinn versprechenden Märkte einzudringen, in denen bestehende technologische Ansätze sich scheinbar nicht mehr weiter entwickelt haben. Wu sieht Googles Stärke bei der Suchtechnologie als ausschlaggebenden Faktor, um vor allem für die Konsumenten die Suche nach Reisedaten noch einfacher und erfolgreicher zu machen.

Doch langfristig sieht Wu eher einen Nachteil für die gesamte Branche, denn Google könnte sich leicht eine Monopolstellung bei der Reisesuche verschaffen, was dann wieder deren Innovationsfähigkeit verlangsamen würde.

Einige Reiseanbieter sind bereits äußerst beunruhigt angesichts der Pläne von Google. So haben Expedia und Kayak, unterstützt von Microsoft, die Organisation Fairsearch.org gegründet, um auf den Gesetzgeber in den USA einzuwirken und so den Deal Google-ITA zu verhindern. Noch ist nicht sicher, ob die amerikanischen Antitrust-Regelungen zum Einsatz kommen werden. Erste US-Politiker haben sich allerdings schon für Schritte in dieser Richtung ausgesprochen.

Pro und Contra zur Fusion Google-ITA

Google versichert, keine Monopolstellung anzustreben, sondern die Internet-Suche für Flugreisende einfacher und schneller zu machen. Das würde der Reisebranche insgesamt, so Google, zugutekommen. Einen eigenen Ticketverkauf schließt Google aus.

ITA wurde in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts von Computerwissenschaftlern des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) gegründet und gilt als innovative Software-Schmiede. ITA-Software wird von vielen Agenturen und auf Flugreisen spezialisierten Online-Suchangeboten sowie von zahlreichen Fluggesellschaften eingesetzt.

Der Forrester-Analyst Henry Harteveldt glaubt, dass eine kombinierte Lösung Google-ITA zu signifikanten Verbesserungen der Online-Suche führen könnte. Die Suche nach Flügen könnte stärker auf einzelne Daten oder Datenkombinationen wie Start, Ziel, Datum, Fluglinien, Flugzeiten oder Tarife eingegrenzt werden. Probleme sieht er kommen, wenn Google-ITA von den Agenturen oder Fluggesellschaften Geld dafür verlangen würde, bei den Suchresultaten aufgelistet zu werden. Das könnte auch die Nennung ihrer Webseiten betreffen. Mit Sicherheit wird Google zunächst versuchen, Anzeigen aus der Branche neben den Search-Ergebnissen zu platzieren.

ITA bietet gegenwärtig mit Matrix Airfare Search eine kostenlose effiziente Suche für Flugreisen an. Sie ist auch als App für iPhone und Android erhältlich.