Studie der DZ Bank

Anlageberatung: Guter Rat darf nichts kosten

15.03.2012 von Ursula Pelzl
Die deutschen Privatanleger vertrauen ihren Kundenbetreuern und schätzen die Qualität der Anlageberatung. Bezahlen wollen sie für diese Leistung aber nicht.

Die Finanzmarktkrise hat die Anlageberatung verändert. So sind Banken gemäß Anlegerschutzgesetz verpflichtet, über alle Risiken aufzuklären und alle Beratungsgespräche über Wertpapiere schriftlich zu dokumentieren. Sie scheinen sich damit auch einen neuen Vertrauensbonus erarbeitet zu haben.

Laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage, die TNS Infratest für die DZ Bank durchgeführt hat, beurteilen die Anleger die Qualität von Beratungsgesprächen erheblich besser als in der letzten Umfrage im April 2009. Auch ihr Vertrauen in die Beratungskompetenz ihrer Ansprechpartner in Kreditinstituten und bei unabhängigen Finanzdienstleistern ist gewachsen.

Privatanlger setzen wieder mehr Vertrauen in die Anlageberatung.
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Der Bedarf in punkto Anlageberatung ist in den vergangenen drei Krisenjahren hoch gewesen. So bestätigen 75 Prozent der befragten Anleger, dass sie in diesem Zeitraum ein persönliches Beratungsgespräch mit einem Berater einer Bank oder eines unabhängigen Finanzdienstleisters über ihre Geldanlage geführt haben.

Die Qualität der Beratungsgespräche loben 54 Prozent der Befragten. Sie bewerten die Gespräche mit den Kundenberatern mit sehr gut und gut. Drei Jahre zuvor hatten sich 47 Prozent vergleichbar positiv geäußert. Parallel dazu ist der Anteil der schlechten Bewertungen - in Schulnoten 4 oder 5 - gesunken. Nur elf Prozent der Anleger zeigten sich weniger oder überhaupt nicht zufrieden. In der Vorgängerstudie vor drei Jahren lag die Zahl der unzufriedenen Investoren noch um vier Prozentpunkte höher.

Hohe Beratungsqualität steigert Vertrauen

Rundum positiv und besser als noch vor drei Jahren bewerten die Studienteilnehmer die Beratung selbst. 90 Prozent der befragten Privatanleger bestätigen, dass ihr Kundenberater in Frage kommende Anlageprodukte verständlich und in Ruhe erklärt hat. 85 Prozent der Interviewpartner betonen, dass sie ausreichend über die Risiken der Geldanlage aufgeklärt wurden. Vor drei Jahren hielten lediglich 79 Prozent die Risikoaufklärung für ausreichend.

Mit den besseren Werten ist auch das Vertrauen in die Beratungsleistung insgesamt gewachsen. 86 Prozent der beratenen Kunden vertrauen ihrem Berater. Das entspricht einem Plus von acht Prozent nach 78 Prozent im April 2009. Der Anteil der Kunden, die sich objektiv beraten fühlen stieg von 78 Prozent vor drei Jahren auf 84 Prozent zum Zeitpunkt der Umfrage Ende Januar/Anfang Februar 2012. Für acht von zehn Anlegern war die Beratung nützlich und wichtig für die richtige Anlageentscheidung.

Vier von zehn Anlegern vertreten die Ansicht, dass das Anlagegespräch durch neue Regelungen wie die Beratungsdokumentation aufwendiger und komplizierter geworden ist. Ein knappes Drittel gibt zu Protokoll, das Gespräch sei zwar aufwendiger, aber auch verständlicher geworden.

"Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Privatkunden auf den Sachverstand der Bankberater vertrauen und die Kreditinstitute hier Terrain zurück gewonnen haben. Die Anstrengungen, die die Finanzwirtschaft in den vergangenen Jahren unternommen hat, um Beratungsleistungen und Produktinformationen zu verbessern, haben sich positiv ausgewirkt. Daher ist es verständlich, dass kaum Interesse an einer Honorarberatung besteht", kommentiert Peter Schirmbeck, Leiter Privatkundengeschäft der DZ BANK.

Honorarberatung nicht gefragt

Nur 20 Prozent der befragten Anleger sind aktuell bereit, für eine neutrale Anlageberatung zu zahlen. Damit liegt dieser Wert geringfügig unter dem aus der Erhebung 2009. Diese Bereitschaft verringert sich bei der konkreten Frage nach der Honorarhöhe erheblich. Nur sechs Prozent der Befragten sind bereit, für eine unabhängige Beratung bis zu 150 Euro je Stunde zu bezahlen.

Doch nicht alle Anleger legen überhaupt auf eine Beratung wert. Über ein Drittel der Privatanleger verzichten weitgehend oder komplett auf eine Anlageberatung. 61 Prozent der sogenannten Selbstentscheider geben an, zu wenig Vertrauen zu einem Berater zu haben. Nahezu gleich viele sagen, die Beratung biete ihnen keine neuen Erkenntnisse.

Gut jeder zweite Selbstentscheider sieht sich selbst als Experten beim Thema Geldanlage und verzichtet deshalb auf eine Beratung. "Selbstentscheider informieren sich im Internet und erwarten Marktinformationen und Funktionalitäten auf nahezu professionellem Niveau", sagt Schirmbeck. Zielgruppenadäquate Angebote im Web bereitzustellen sei für Finanzdienstleister daher in hohem Maße wettbewerbsrelevant.

Die Daten wurden in der Zeit vom 27. Januar bis 2. Februar 2012 im Rahmen einer telefonischen Umfrage von TNS Infratest erhoben. Die Stichprobe von 1029 ist repräsentativ für anlage-affine Personen in der deutschen Bevölkerung ab 18 Jahren.