Software as a Service

Anwender können wenig mit SaaS anfangen

08.02.2010 von Christiane Pütter
Nur drei von zehn Entscheidern können den Begriff Software-as-a-Service (SaaS) erklären. Wenn sich das Konzept durchsetzt, dann für abgrenzbare Bereiche wie Personal- oder Rechnungswesen. Für Enterprise Ressource Planning (ERP) eignet es sich kaum, so eine Studie.

Deutsche Anwenderunternehmen spalten sich beim Thema Software as a Service (SaaS) in Anhänger und Ablehner. Dies allerdings vor dem Hintergrund, dass der Begriff noch gar nicht etabliert ist. Grundsätzlich gilt: Je mehr ein Entscheider über SaaS weiß, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass er das Konzept befürwortet. Zu diesem Fazit kommt eine Studie des Beraters Trovarit und der Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH Aachen).

Für die Autoren der Studie wird sich noch zeigen müssen, ob sich der Ausdruck Software as a Service durchsetzt oder ob es sich nur um ein Mode-Wort handelt. Häufig werde SaaS mit Software on Demand oder Cloud Computing gleichgesetzt. Die Studienautoren verstehen unter SaaS, dass "hoch standardisierte Software in einheitlicher und damit hochskalierbarer Form durch einen Dienstleister für eine Vielzahl von Anwendern betrieben und über das Internet bereitgestellt" wird.

In der Befragung nahmen denn auch nur 31 Prozent der Teilnehmer für sich in Anspruch, Software as a Service "gut erklären" zu können. Eine relative Mehrheit von 46 Prozent sagte lediglich, "davon gehört" zu haben. Immerhin fast jeder Vierte (23 Prozent) bekannte offen, den Begriff nicht zu kennen.

Weiteres Nachfragen zeigte, dass Studienteilnehmer mit hohem Verständnis von SaaS eher Vorteile des Konzeptes sehen. Auch schätzen sie Risiken als geringer ein. "Demnach fördert offenbar das Verständnis für den Ansatz des SaaS auch die Akzeptanz", schreiben die Studienautoren.

Die Analysten interessierten sich besonders für das Thema Enterprise Ressource Planning-as-a-Service. Sie fragten Befürworter und Gegner nach ihren Gründen. Anhänger schätzen vor allem die Unterstützung dezentraler Strukuren und den flexiblen Nutzungsumfang. Außerdem begrüßen sie es, dass das Betriebsrisiko beim Dienstleister bleibt und dass Kosten transparent werden. Diese Punkte erzielen jeweils mehr als 50 Prozent Zustimmung.

Darüberhinaus nennen sie hohe Datensicherheit, einfache Updates beziehungsweise Release-Wechsel und die flexible Nutzungsdauer als Pluspunkte (mehr als 45 Prozent Zustimmung). Dass Betriebs- und Einführungskosten sinken, ist für sie nachrangig.

Furcht vor Abhängigkeit vom Anbieter

Wer ERP-as-a-Service ablehnt, befürchtet meist Abhängigkeit vom Anbieter. Dieser Punkt liegt mit fast 60 Prozent der Nennungen vorn. Weiter gelten Schnittstellenprobleme, mangelnde Flexibilität der Software und Anpassungsprobleme als Gegenargumente (jeweils rund 45 Prozent). Und während die Befürworter von hoher Datensicherheit sprechen, vermuten die Gegner genau den Mangel derselben.

Die Analysten deuten diese Ergebnisse als "Zerrissenheit" der Teilnehmer. Das Konzept ERP-as-a-Service befinde sich "in einem Spannungsfeld", schreiben sie.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Bereiche Personal, Customer Relationship Management (CRM) sowie Finanzbuchhaltung und Rechnungswesen eignen sich nach den Worten der Teilnehmer besonders gut für SaaS-Lösungen. Geht es dagegen um Supply Chain Management (SCM) oder Warenwirtschaft, winken die Befragten ab.

Die Analysten schließen daraus, dass klar abgegrenzte, überschaubare Aufgabenbereiche mit hoch formalisierten oder vergleichsweise einfachen Abläufen eher als Einsatzbereich für SaaS gesehen werden. Umfassende Aufgaben mit komplexen oder individuell zugeschnittenen Abläufen eignen sich deutlich weniger.

Industrie skeptisch bei ERP-as-a-Service

Daher erwarten sie nicht, dass sich Enterprise-as-a-Service schnell durchsetzt. Insbesondere Unternehmen aus den Sparten Handel und Industrie zeigten sich in der Umfrage skeptisch. Dienstleister sind eher aufgeschlossen.

An der Studie "Software-as-a-Service - Die schlanke Zukunft für ERP/Business Software?" haben sich Entscheider rund 500 Unternehmen beteiligt. Durchgeführt wurde die Analyse vom Aachener Berater Trovarit und der Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH Aachen). Trovarit ist ein Spin-Off des Forschungsinstituts für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen.