Globalisierung und Wettbewerb verlangen von der IT neue Wege

Bank-CIOs als Multi-Kulti-Marketingleute

28.09.2006 von Christiane Pütter
Neue Kunden aus fernen Ländern und alte Kunden, die jetzt in fernen Ländern leben. Immer mehr Gesetzgeber mit Regelwerken unter dem Arm. Und dazu der verschärfte Wettbewerb - CIOs in Banken müssen sich in den kommenden Jahren auf gravierende Veränderungen einstellen. Das geht aus einer Analyse hervor, die der Marktforscher Gartner jetzt auf dem Financial Services Technology Summit vorgestellt hat.
Kunden wollen überall umworben sein.
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Die Analysten nennen drei wesentliche Treiber, die die IT bis 2012 verändern werden:

1. Demografischer Wandel: Wer älter wird und es sich leisten kann, verbringt zumindest einen Teil des Jahres im Süden. Um diese Menschen als Kunden zu halten, hat sich zum Beispiel die Santander Bank für ihre britischen Kunden eine Bonus-Regelung einfallen lassen. Die kommt jedem zugute, der an den Geldautomaten in Spanien etwas abhebt.

Ein weiterer Aspekt: Aus allen Teilen der Welt kommen Migranten ins eigene Land. Für sie müssen Lösungen entwickelt und angeboten werden, bevor die Konkurrenz es tut.

2. Schärferer Wettbewerb: Gartner rechnet mit weiteren Akquisitionen innerhalb der Europäischen Union. Und: Nicht nur Banken mischen mit – Google zum Beispiel bietet mit PayPal einen weltweiten Bezahl-Dienst.

3. Mehr Transparenz: Sarbannes Oxley oder Basel II, finden die Analysten, sei nicht nur negativ zu sehen. Schließlich könnten sie Standards einführen oder verbessern, mit denen die Bank dann wiederum neue Kunden werben kann. Transparenz fordern aber nicht nur diverse EU-Kommissionen und nationale Gesetzgeber. Sie entsteht auch an ganz anderer Stelle, nämlich vom Kunden selbst. Immer mehr Endverbraucher loggen sich in Foren oder Chats ein und tauschen sich über Lust und Frust mit Banken oder anderen Dienstleistern aus. Ihre Tipps und Empfehlungen rund um Darlehen oder Girokonten sorgen auch für eine gläserne Wirtschaft.

Die genannten Faktoren haben zur Folge, dass sich die Prioritäten von CIOs in Banken verschieben. Dabei gewinnt insbesondere die Kundendatenintegration an Gewicht. In einer Studie unter amerikanischen Banken hat jede Fünfte angegeben, die Umsätze hätten sich nach der besseren Verlinkung von Call Centern, Web-Seiten und lokalen Filialen verbessert.

Die Analysten sprechen vier konkrete Empfehlungen aus:

1. Die Wichtigkeit von Standards betonen: Standards verringern Redundanzen und sorgen für mehr Flexibilität. Banken, die sich Geschäftsfelder in neuen Ländern erschließen wollen, erleichtern sich durch den Einsatz von Standards die Zusammenarbeit mit Partnern und Dienstleistern.

2. Ein unternehmensweites Risiko-Management einführen: Nicht nur wegen der Compliance-Vorgaben, auch wegen allgemein bekannter Risiken bezeichnet Gartner ein unternehmensweites Risiko-Management als "Muss".

3. Datenintegration verbessern: Innerhalb der kommenden sechs Jahre werden Banken immer mehr branchenübergreifende Beziehungen oder Kooperationen eingehen, wenn sie bestehen wollen. Das gelingt umso leichter, je besser die Daten-Integration funktioniert.

4. Den Durchlauf verbessern: Das entstehende Ecosystem erfordert die Zusammenarbeit von Bank-Mitarbeitern, Kunden und Partnern in verschiedensten geographischen Gebieten. Netzwerke, ursprünglich zum Transport einfacher Daten entwickelt, müssen immer dynamischere Interaktionen unterstützen.

Gartner fasst die Ergebnisse unter dem Titel "Three forces that will reshape the banking industry during the next six years" zusammen.