IT-Benchmarking

Best Practice fürs Bankgeschäft

05.10.2005 von Johannes Klostermeier
Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) betreut ein IT-Best-Practice-Benchmark, an dem derzeit 20 deutsche Landesbanken und Förderbanken wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau oder die Thüringer Aufbaubank beteiligt sind. Dabei werden die Kosten für Betrieb und Innovation miteinander verglichen.

Unaufhörlich suchen Banken nach Wegen, ihre Kosten zu senken. Hilfreich hierbei: ein IT-Benchmarking, das Landes- und Förderbanken seit 2002 betreiben. "Der Druck auf den IT-Bereich wächst, Kosten zu senken und gleichzeitig die Leistungen zu steigern", sagt Andreas Rothe, interner Managementberater bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die Banken-IT sei dabei die wesentliche Basis für die Optimierung von Prozessen und die Entwicklung neuer Bankprodukte. Umso wichtiger ist es für die CIOs, die eigenen Ausgaben im Vergleich zu den Wettbewerbern zu kennen.

Seit 2002 organisiert die Landesbank Baden-Württemberg jährlich den "Best-Practice-IT-Benchmark". An der aktuellen Studie beteiligten sich bisher 20 Landes- und Förderbanken. "Der Vergleich gibt Fachbereichen Kostentransparenz. Unser Blick auf die Dinge entspricht der Geschäftsprozesslogik, ist also keine reine IT-Sicht", sagt Klaus Rausch, Leiter des Bereichs IT/Organisation bei der LBBW. Geht es nach den beteiligten Instituten, sollen bald auch Privatbanken beim Benchmark dabei sein. Rothe:"Wir wollen versuchen, die Top 10 zu gewinnen."

Das zentrale Benchmark-Team besteht aus zwei Mitarbeitern der LBBW und einem IT-Controller aus der jeweiligen Bank. Regelmäßig veranstaltet Rothe Workshops: Dabei helfen die Mitglieder des Teams den Verantwortlichen in den Banken, alle IT-Kosten definierten IT-Produkten zuzuordnen. Bei der LBBW stehen etwa 1000 IT-Systeme rund 40 IT-Produkten gegenüber. Die Normierung der technischen Plattformen und IT-Produkte sei wichtig, um eine eindeutige Zuordnung der Kosten für die Benchmark-Partner zu ermöglichen, so Rothe: "In diesem Jahr benutzen wir für die Datensammlung noch Excel, in Zukunft wollen wir die Daten auf Basis einer SOA-Architektur automatisch einsammeln."

Benchmark liefert Kostenvergleich

Der von der LBBW organisierte Vergleich will sich von anderen IT-Benchmarks abheben, die stark technisch getrieben waren und etwa verglichen, wie viel ein Speicher oder der Betrieb der IBM-Datenbank DB2 kostet. "Oder sie sind auf der Ebene wenig aussagekräftiger Top-Kennzahlen wie dem IT-Aufwand im Verhältnis zum Sachaufwand stecken geblieben, kritisiert Rothe. Dieser Benchmark hingegen soll CIOs einen Kostenvergleich liefern und den Verantwortlichen in den Banken aufzeigen, was die IT für "ein Stück Internetbanking" oder "ein Stück Girokonto" ausgibt - im Vergleich zu den anderen.

Bislang fällt es den meisten Banken schwer, dem Fachbereich transparent zu machen, was etwa ein Spar- oder Darlehenskonto insgesamt kostet. Beim IT-Benchmark werden sämtliche IT-Kostenpositionen den fachlichen Leistungen zugeordnet - von den anteiligen Rechenzentrumskosten über allgemeine Serviceleistungen wie zum Beispiel das IT-Controlling bis hin zu direkten Lizenz- und Wartungskosten. Danach hilft ein "Quick Check", die eigenen Leistungen und IT-Kosten mit denen der anderen zu vergleichen - als Standortbestimmung für den CIO.

Die Teilnehmer des Benchmarks sind zufrieden: "Ich hatte am Anfang Sorge, dass der Benchmark für uns zu aufwändig, zu teuer und zu wenig aussagekräftig ist", sagt Studienteilnehmer Torsten Matthies, Leiter EDV und Organisation bei der Thüringer Aufbaubank. "Dann beeindruckte mich, mit wie wenig Aufwand für uns die Ergebnisse erarbeitet wurden." Der IT-Chef der NordLB Kurt Rommel bestätigt: "Der Vergleich ermöglichte uns eine realistische Darstellung unserer eigenen Position, gab aber auch Hinweise, an welchen Stellen wir noch arbeiten müssen."

Jede Bank ist irgendwo richtig gut

Die am Vergleich teilnehmenden CIOs müssen sich zudem keine Sorgen machen, dass ihr Haus in allen Punkten schlecht abschneiden könnte. Das hätten die letztjährigen Ergebnisse gezeigt: Kein Benchmark-Partner sei in allen Gebieten gut oder schlecht gewesen. Die Ergebnisse sollen primär die Diskussion über die eigene Banken-IT versachlichen und auf Einsparpotenziale hinweisen. Rommel von der NordLB: "Die Ablösung des Personalsystems durch SAP HR geht auf den Benchmark zurück, in unserer SAP-Strategie fühlen wir uns nun bestätigt." Rothe will noch mehr: "Unser Benchmark kann den Anstoß geben, durch die gemeinsame Beschaffung von Lizenzen oder Entwicklung von IT-Produkten ("closed open Source"-Projekte) Kosten zu sparen."

"Der IT-Benchmark bietet mehr als einen Kostenvergleich für das IT-Management", betont IT-Chef Rausch. Banken geben rund 70 Prozent ihrer IT-Ausgaben für den reinen Anwendungsbetrieb aus ("Run the Bank"). Zieht man vom verbleibenden Betrag die Aufwendungen für gesetzliche Maßnahmen ab, bleibt für Zukunftsinvestitionen zur Verbesserung der IT-Services nur wenig Geld übrig. Deswegen haben die Fachabteilungen oft das Gefühl, die Informationstechnologie leiste zu wenig, so Rausch. "Mit unserer geschäftsprozessbezogenen Darstellung machen wir die Hebel transparent, mit denen sie die IT-Kosten verändern können", meint der LBBW-Mann.

Der IT-Leiter blickt in die Zukunft: "Es gibt zahlreiche Ideen, den IT-Benchmark zu erweitern." Sie beruhen auf dem Managementansatz, die Informationstechnologie wie in der Industrie als zu Produktlinien zusammengefasste IT-Produkte zu steuern. Zum Beispiel lassen sich IT-Systeme zu fachlichen IT-Produkten zuordnen, was quasi automatisch einen grafisch übersichtlichen Ist-Bebauungsplan schafft - ein nützliches Abfallprodukt des IT-Benchmarks.