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CIO.de: Frau Limberger, auf welche Regeln der Kommunikation achten Sie in Bewerbungsgesprächen?
Yasmine Limberger: Ich finde es wichtig, dass ein angenehmer Gesprächsfluss herrscht. Der Kandidat sollte interessiert auftreten, Blickkontakt mit seinem Gegenüber halten und Fragen auf den Punkt genau beantworten. Der Bewerber sollte im Gespräch auch immer die persönlichen Highlights herausstellen, die zum Stellenangebot passen. Wer aufmerksam ist, kann außerdem herausfinden, was der Gesprächspartner hören möchte.
CIO.de: Achten Sie in einem Gespräch auch auf nonverbale Kommunikation?
Yasmine Limberger: Ich achte immer darauf, wann der Funke überspringt. Kandidaten sind verständlicherweise anfangs oft nervös und angespannt. Aber im Verlaufe des Bewerbungsgesprächs kommt der Punkt, an dem sie sich öffnen. Dann lehnen sie sich auch einmal zurück, lächeln häufiger und halten den Blickkontakt. All das sind in einem Gespräch positive Zeichen für mich.
CIO.de: Wie wichtig ist das äußere Erscheinungsbild des Bewerbers?
Yasmine Limberger: Das äußere Erscheinungsbild ist sehr wichtig. Bewerber sollten sich immer im Vorfeld informieren, welche Kleidung an ihrem neuen Arbeitsplatz erwartet wird und sich zum Gespräch entsprechend präsentieren. Unsere Mitarbeiter arbeiten auch vor Ort beim Kunden, deshalb erwarten wir, dass sie zum Bewerbungsgespräch in Anzug und Krawatte erscheinen. Auch bei uns sind Kandidaten schon in Jeans und Turnschuhen zum Vorstellungstermin gekommen. Dass das nicht passt, merken die Bewerber meistens bereits bei der Begrüßung. Wir sprechen sie dann auch darauf an und fragen nach, ob sie sich generell im Anzug unwohl fühlen.
Auf Fragen achten
CIO.de: Gibt es Dinge, mit denen man im Bewerbungsgespräch besonders glänzt?
Yasmine Limberger: Ich rate immer, sehr genau auf die Fragen zu achten. Häufig werden Kandidaten gebeten, kurz ihren Lebenslauf zu schildern und dabei mit der Studienzeit zu beginnen. Es gibt dann immer wieder Bewerber, die ausschweifend von ihrer Grundschulzeit erzählen oder das Private zu sehr in den Vordergrund stellen. Deshalb ist es wichtig, gut zuzuhören und auf den Punkt zu kommen.
CIO.de: Was kommt noch gut an?
Yasmine Limberger: Uns beeindruckt, wenn Bewerber sich im Vorfeld sehr dezidiert über unser Unternehmen informiert haben. So erscheinen sie motiviert und interessiert. Das tun sie beispielsweise auch, wenn sie gut darstellen können, wie sie in der Vergangenheit schon erfolgreich in Projekten oder Teams gearbeitet haben.
CIO.de: Wie finden Sie es, wenn der Bewerber Fragen stellt?
Yasmine Limberger: Bewerber sollen nach dem Bewerbungsgespräch eine klare Vorstellung von der Stelle sowie dem Unternehmen haben. Deshalb rate ich durchaus nachzufragen, was Bewerber nicht selbst recherchieren konnten, beispielsweise zu Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten - aber auch zu all den Kritieren, die für ihre Entscheidungsfindung wichtig sind.
Mit dem Notizblock ins Gespräch
CIO.de: Stört Sie das, wenn ein Bewerber sich Ihre Antworten notiert?
Yasmine Limberger: Im Gegenteil, ich empfehle das sogar. Wer mit Block und Stift auftaucht, wirkt vorbereitet und interessiert.
CIO.de: Welche Fehler passieren Bewerbern im Gespräch immer wieder?
Yasmine Limberger: Viele versuchen auf Fragen zu antworten, obwohl sie die Antwort nicht kennen. Das wirkt unprofessionell. Ich finde es viel besser, wenn Bewerber offen und ehrlich sagen "In diesem Bereich habe ich bisher keine Erfahrung, mein Spezialgebiet geht in eine andere Richtung." Wir erleben auch immer wieder, dass Bewerber negativ über bisherige Arbeitgeber und Kollegen sprechen. Anstatt diesen Fehler zu begehen, sollten Kandidaten lieber nach vorn schauen und uns verdeutlichen, warum sie an einer Stelle gerade in unserem Unternehmen interessiert sind.
CIO.de: Was sollten Kandidaten noch unterlassen?
Yasmine Limberger: Manchmal bitten wir Bewerber um Arbeitsproben und erleben Kandidaten, die dann vertrauliche Präsentationen ihres bisherigen Arbeitgebers vorgestellt haben. In so einem Fall kommt es nicht zu einer Einstellung, da wir von diesem Kandidaten nicht die notwendige Loyalität als Arbeitgeber erwarten können. Wer um Referenzen gebeten wird, kann beispielsweise antworten "Ich darf zwar den Kundennamen nicht nennen, ich umschreibe aber das Projekt und die Branche des Kunden, für den ich diesen Auftrag erledigt habe."
Lücken im Lebenslauf?
CIO.de: Wie gehen Sie mit Lücken im Lebenslauf um?
Yasmine Limberger: Lücken im Lebenslauf kommen immer wieder vor und müssen nicht dem Bewerber nicht peinlich sein. Der Kandidat muss sich aber darauf einstellen, auf diese angesprochen zu werden. Wichtig ist, dass der Bewerber kurz und plausibel darstellt, wie es dazu kam und nicht in eine Verteidigungshaltung verfällt. Positiv ist, wenn der Kandidat die Zeit sinnvoll genutzt hat, zum Beispiel für eine Weiterqualifizierung. Dann zeigt er uns, dass er auch in einer für ihn schwierigen Phase seine Ziele weiter verfolgt und solch eine Situation gemeistert hat.
CIO.de: Gibt es einen Fehler, der besonders häufig ITlern passiert?
Yasmine Limberger: Den gibt es. Bewerber mit technologischem Hintergrund haben einen Hang zum Meistertum. Niemand ist in allen Technologien Experte. Deshalb macht es viel mehr Sinn, nur das darzustellen, was man gut kann, gerne tut und auch in Zukunft machen möchte.
CIO.de: Und was soll man antworten, wenn nach den Schwächen gefragt wird?
Yasmine Limberger: Der Klassiker "ungeduldig" lässt Personaler mittlerweile gähnen. Mir gefallen selbstkritische kreative Antworten. Ich persönlich würde zum Beispiel sagen, dass ich kein gutes räumliches Vorstellungsvermögen habe. Das habe ich vor einiger Zeit beim Renovieren festgestellt.
Stärken und Schwächen
CIO.de: Mit ihrem Job hat diese Schwäche nichts zu tun. Ist das die richtige Taktik?
Yasmine Limberger: Ja, für den Einstieg würde ich eine Schwäche wählen, die nichts oder nur bedingt etwas mit dem Job zu tun hat. Wenn der Personaler dann nachhakt, muss man eine zweite parat haben. Dann sollten Bewerber statt Schwächen eher Aspekte nennen, die sie mit Hinblick auf die Stelle künftig verbessern und ausbauen möchten, beispielweise das Wissen um eine bestimmte Technologie. Zur Vorbereitung sollten sich Kandidaten unbedingt Feedback von Familie und Freunden holen.
CIO.de: Was raten Sie bei den Stärken?
Yasmine Limberger: Hier geht es darum, die Highlights herauszustellen, die für die Stelle relevant sind. Positiv empfinde ich beispielsweise einen ITLer, der mir von seiner Leidenschaft für Technologie berichtet, die ihn auch in seiner Freizeit beschäftigt. Das bestätigt mir, dass er das was er tut gerne tut.
Yasmine Limberger ist Betriebswirtin und arbeitet seit viele Jahren in der IT-Beratung. Sie ist bei Avanade Deutschland mit Sitz in Kronberg verantwortlich für das Personalmarketing und hat langjährige Erfahrungen in der Auswahl von IT-Fach- und Führungskräften.