Abfuhr für Enterprise-Strategien

BI: Fachbereiche machen auf Eigenbrödler

04.03.2008 von Alexander Galdy
Fachbereiche wollen beim Thema Business Intelligence autonom bleiben. Zwei Drittel von ihnen erteilen unternehmensweiten BI-Strategien eine Abfuhr. Das fand das Beratungshaus Coretelligence in einer Umfrage unter Abteilungsleitern heraus. Dabei haben die Organisationsbereiche Unterstützung durchaus nötig, weil es ihnen bei bisherigen BI-Projekten oft an Kompetenz fehlte.
Nur bei sieben Prozent, also den wenigsten, ist eine übergreifende BI-Strategie bereits Gang und Gäbe.

Laut der Studie spricht sich nur eine Minderheit von 28 Prozent dafür aus, BI-Strategien unternehmensweit zu entwickeln. Ein Drittel erachtet sie als nur bedingt hilfreich. 31 Prozent der Befragten bewerten solche Vorhaben als schlichtweg nicht erforderlich.

Am meisten befürchten Abteilungsleiter, dass durch eine einheitliche Enterprise-Strategie Projekte immer komplexer werden, die dann den ganzen Laden aufhalten.

Dass die Bereichsleiter lieber auch in Zukunft in einer selbständigen kleinen BI-Welt weiterwurschteln möchten, liegt laut Studie vor allem an der Erwartung, durch Enterprise-Strategien könnten die eigenen Interessen beeinträchtigt werden. So befürchtet über die Hälfte der Verantwortlichen, solche übergreifenden Strategievorhaben würden zu Lasten der fachspezifischen Anforderungen gehen.

Das ist aber noch nicht alles, womit sie sich gegen Veränderungen wehren. Die Fachbereichsleiter führen außerdem mehrheitlich das Argument ins Feld, dass dann wesentlich komplexere Projekte mit langen Realisierungs-Zeiten und einem höheren Koordinations-Aufwand entstehen.

Mit ihrem Streben nach Autonomie stellen sich die Abteilungen deutlich gegen die inzwischen herrschende Meinung, nach der das derzeitige Eigenleben der Organisationsbereiche zugunsten übergreifend angelegter Ziele und Methoden aufgegeben werden sollte. Demnach macht es auf Dauer wirtschaftlich keinen Sinn, dass zum Beispiel der Controlling-Bereich in Sachen BI andere Prozessstrukturen entwickelt als die Vertriebsabteilung und diese wiederum andere als weitere Abteilungen.

Für eigenständige BI-Strategien fehlt das Know-how

Oft fehlt es am nötigen Know-how, um eigene BI-Projekte erfolgreich durchzuführen.

Außerdem steht den Alleingängen der Fachbereiche ein deutlicher Mangel an Kompetenz beim Thema BI entgegen. Bisherige Maßnahmen waren vielfach davon geprägt, dass kein ausreichendes Know-how innerhalb der Abteilung zur Verfügung stand. In zwei von fünf Fällen konnten deshalb Projekte nicht oder nur bedingt zielgenau und kostengerecht durchgeführt werden.

"In dieser Hinsicht würden unternehmensweite BI-Strategien ebenfalls positive Effekte schaffen, weil sie den unschätzbaren Vorteil eines internen Wissens- und Erfahrungs-Transfers bieten", sagt Andreas Wilmsmeier von Coretelligence. Der Widerstand gegen Enterprise-Strategien resultiert seiner Meinung nach möglicherweise aus vorangegangenen Data Warehouse-Projekten, die ihre eigenen Anforderungen nicht ausreichend abgebildet haben. Allerdings sind Data Warehouse und BI zwei verschiedene Themen.

Für die Studie zum Thema Business Intelligence befragte Coretelligence knapp 300 Fachbereichsleiter.