Unternehmen hoffen auf RoI von 25 Prozent

Big Data weckt große Profit-Erwartungen

26.04.2013 von Bettina Dobe
Optimistisch zeigen sich Firmen, die in Big Data investieren: Sie erwarten endlich Gewinne, wie eine Studie ergab. Die Deutschen sind noch vorsichtig mit "dem nächsten großen Ding".
Big Data endlich auf Erfolgskurs? Das glauben einige Firmen und investieren kräftig.
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Was man hat, kann man nutzen - oder? Das ist bei Big Data gar nicht so einfach. Zwar werden Informationen gesammelt, nur einen Nutzen daraus ziehen, ist für viele Firmen wohl noch nicht in Sicht. Die amerikanische Unternehmenberatung TCS hat sich in einer Studie angesehen, wie Firmen in Big Data investieren und was sie sich davon erhoffen. Für die Studie befragte TCS 1217 Unternehmen in USA, Europa, Asien und Lateinamerika im Dezember 2012 und Januar 2013.

Big Data auf dem Radar

Nun ist wohl angekommen, dass Unternehmen die Auswertung großer Datenmengen etwas bringen kann: Mehr als die Hälfte, 643 Firmen, hatten angegeben, Big Data Initiativen zu planen. In den USA planen sogar zwei Drittel der Unternehmen ein Projekt mit der Datenmenge. Fast alle erwarten einen Return on Investment (ROI) von 25 Prozent. Die Erwartungen sind also optimistisch.

Die Investitionen in Big Data sind dabei sehr unterschiedlich. Einige wenige investieren mehr als 500 Millionen Dollar in Projekte, während gut ein Viertel nur 2,5 Millionen Dollar in Projekte investiert. Am meisten geben Telekommunikations-, Reise-, High Tech- und Bankenfirmen dafür aus, Retail, Energie- und Life Sciences investierten 2012 am wenigsten.

Vorsichtige Deutsche

Die Deutschen sind etwas vorsichtiger als der Rest der Welt: Sie gaben im Schnitt 9,2 Millionen Dollar dafür aus. In den nächsten fünf Jahren rechnen alle Unternehmen damit, mehr Geld in die Hand zu nehmen. Aber auch hier gilt: Die Deutschen sind etwas vorsichtiger, sie geben nur marginal mehr aus (insgesamt 12,5 Millionen Dollar pro Jahr). Hierzulande ist der Optimismus wohl nicht ganz so groß. Es sieht eher nach einem grummelnden "Muss", als einem optimistischen "Ja zu Big Data" aus.

Dabei haben die Deutschen doch, so die Studie, gute Erfahrungen gemacht: 90 Prozent der befragten Firmen sagten, dass ihre Big Data Bemühungen ihre Entscheidungen zum Positiven beeinflusst habe. Aber die Probleme sind wohl immer noch zu umfangreich. Ein Problem, das die Studie aufgreift: Es gibt wenige Spezialisten, die sich mit Projekten wirklich auskennen. Expertenmangel und fehlende Integrierbarkeit stehen immer noch als Probleme im Raum.

Expertenmangel in Spezialabteilungen

Um richtig Erfolg zu haben, brauchen Firmen Big-Data-Spezialisten. Die fehlen aber.
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Um mit Big Data Erfolg zu haben, ist es den Firmen wichtig, eine separate Abteilung für Big Data zu haben. Sie setzen auf Spezialisten, die in den Datenmengen nach Gold graben sollen. In der Studie steht auch ein prominentes Beispiel: Seit 2011 hat der Konzern General Electrics 300 Spezialisten abgestellt, die sich nur mit Big Data beschäftigen und plant, bis 2015 eine Milliarde Dollar in die Projekte hineinzupumpen. So viel kann und will nicht jedes Unternehmen leisten.

Sensible Daten behindern Big Data

Die Technik macht nicht allein die größten Probleme, sondern die Unternehmenskultur. Wie in der Studie herauskam, tun sich Abteilungen schwer damit, Daten mit anderen Abteilungen zu teilen. Die Silostrukturen stehen einem erfolgreichen Big Data Projekt also immer noch im Weg. Das liegt auch daran, so die Studie, dass viele Daten sensibel sind und gar nicht weitergegeben werden dürfen.

Wo das Potenzial begraben liegt

Morgenluft schnuppern die großen Firmen vor allem bei Marketing, Sales und Service. Am meisten Potenzial sehen sie darin, die offline-Erfahrung der Kunden zu verbessern und Marketing da anzusetzen, wo sich der Kunde tatsächlich aufhält. Firmen, die auf Big Data setzen, wollen es vor allem dazu nutzen, die Sales Bezirke neu zu strukturieren mithilfe der Informationen aus Big Data.

Im direkten Kundenkontakt erhoffen sich viele Unternehmen zudem, den tatsächlichen Gebrauch von Produkten besser beobachten zu können, um Herstellungs- und Designprobleme schneller beheben zu können. Das sehen die meisten Firmen, etwa der Riese General Electrics, als das Kenthema von Big Data an. Daher raten die Studienautoren auch dazu, unstrukturierte und externe Daten zu sammeln.

Kein Problem: Fast die Hälfte der verwendeten Daten ist unstrukturiert, besteht also aus Kommentaren auf Facebook, Twitter und Co. oder Videos, oder nur halbstrukturiert. 70 Prozent der Daten stammen aus internen Quellen und nicht externen.

Unstrukturierte Datenschätze

Unstrukturierte Daten versprechen den meisten Erfolg.
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Aber: Die Firmen, die einen großen ROI bei Big Data erwarten, nutzen eher die externen Daten. Ein Beispiel: Die Bewegungsdaten von Smartphones gibt Unternehmen Auskunft darüber, wie sich die Kunden bewegen. Das sind unstrukturierte Daten, aus denen letztendlich aber jede Menge gewinn gezogen werden kann. Vor allem Online-Firmen erhoffen sich mehr Gewinn aus der Auswertung von großen Datenmengen.

Ein Viertel der Firmen verkauft auch ihre digitalen Daten. In Europa machten damit die Firmen, die ihre Daten an den Mann brachten, im Schnitt 21,4 Millionen Dollar. Auch das kann also eine Möglichkeit sein, endlich Gewinn mit großen Datenmengen zu machen.