Donald Trump soll helfen

Buchhändler Thalia plant neues Konzept

19.09.2018
Dem deutschen Buchhandel laufen die Kunden weg. Die Konkurrenz kommt aus dem Internet. Und es ist nicht nur der US-Gigant Amazon, der die Händler vor sich hertreibt. Eine Werbeaktion soll nun neue Leser werben - Pate steht ausgerechnet Donald Trump.
Die Unternehmensleitung plant, Thalia neu auszurichten.
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Dem deutschen Buchhandel laufen die Leser weg. Allein in den vergangenen fünf Jahren verlor er nach Daten des Börsenvereins des Buchhandels rund 6,4 Millionen Kunden. Deutschlands größte Buchhandelskette Thalia will dem Trend nicht länger tatenlos zusehen. Thalia-Chef Michael Busch kündigte deshalb am Mittwoch in Düsseldorf eine Neuausrichtung der Kette an, die annähernd 300 Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz betreibt. Die Buchläden sollen viel stärker als bisher zum Begegnungsort werden, mit Cafés, Lesebereichen und Spielecken für Kinder, aber auch mit einer Vielzahl von Veranstaltungen.

Der Buchhändler hofft so anderen Medienangeboten von Youtube bis Netflix, die immer erfolgreicher um knappe Zeit der Verbraucher buhlen, mehr entgegensetzen zu können. "Jeder Vierte liest überhaupt nicht mehr. Das wollen - und müssen - wir ändern", sagte Busch.

Slogan: "Donald Trump liest nicht gern"

Gleichzeitig plant der Buchhändler eine ungewöhnlich aggressive Werbekampagne für das Bücherlesen. Unfreiwilliger Helfer dabei: der nicht gerade als Bücherfreund bekannte US-Präsident Donald Trump. "Donald Trump liest nicht gern", ist einer der Slogans, mit denen Thalia auf Plakatwänden und in TV-Spots das Image des Bücherlesens wieder stärken will. Andere lauten "Fantasie lernt man in keinem Youtube-Tutorial" oder "Es gibt mehr Gefühle als Emojis".

Die Werbekampagne für das Lesen scheint durchaus nötig. Nach einer in diesem Jahr veröffentlichten Studie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels verliert das Lesen in der Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Die Zahl der Menschen, die im Jahresverlauf mindestens ein Buch kauften, sank zwischen 2013 und 2017 von 36 Millionen auf 29,6 Millionen. Die Zahl der jährlich verkauften Bücher ging in den vergangenen zehn Jahren um 37 Millionen auf 367 Millionen zurück. Weil aber der "harte Kern" der Bücherfreunde immer mehr Geld für sein Hobby ausgab, blieben die Branchenumsätze einigermaßen stabil.

Luxushobby des Bildungsbürgertums

"Unser Ziel ist ganz klar: Lesen muss wieder populär werden und darf nicht nur Luxushobby des Bildungsbürgertums sein", forderte Busch. Als Konkurrenz sieht er nicht so sehr andere Buchhändler, sondern Online-Dienste wie Youtube oder Netflix, die sich einen immer größeren Teil des Zeitbudgets der Verbraucher sicherten.

Thalia starte seine Kampagne aus einer Position der Stärke heraus, betonte Busch. Die Handelskette, die noch vor einigen Jahren um das Überleben kämpfte, stehe zwei Jahre nach der Übernahme durch ein Eigentümerkonsortium um die Freiburger Verlegerfamilie Herder "wirtschaftlich gesund" da. Im noch zwei Wochen dauernden Geschäftsjahr 2017/2018 habe das Unternehmen Umsatz und Ergebnis erneut gesteigert und werde Ende September schuldenfrei sein. Genaue Zahlen nannte Busch nicht.

Auch im Online-Handel mit Büchern sieht sich Thalia trotz der Dominanz des US-Giganten Amazon, der nach Branchenschätzungen zwischen 50 und 70 Prozent des E-Commerce-Geschäfts mit Büchern auf sich vereint, auf Erfolgskurs. Der Online-Anteil am Geschäft liege inzwischen bei knapp 20 Prozent und wachse weiter zweistellig, berichtete Busch. "Im Vergleich zum restlichen Buchhandel sind wir da in hoher Reiseflughöhe unterwegs." (dpa/rs)