Großauftrag für Finanz- und Personalwesen

Bundesagentur für Arbeit verwaltet 41 Milliarden Euro mit SAP

27.01.2009 von Riem Sarsam
Die Bundesagentur für Arbeit führt seit Oktober vergangenen Jahres SAP-Software ein. Die größte deutsche Behörde will künftig den Haushalt und die Mitarbeiter über die Standardlösung steuern. Damit verabschieden sich die Nürnberger von selbstentwickelten Anwendungen.

Wie erst jetzt bekannt wurde, unterzeichnete die Bundesagentur für Arbeit (BA) bereits im August 2008 einen Vertrag mit SAP. Demnach liefert Walldorf die Lösungen SAP ERP Financial Management, Human Capital Management, die Plattform NetWeaver, sowie die Software Enterprise Modeling Application und unterschiedliche Add-ons für SAP ERP.

Besondere Herausforderung des Projektes ist seine Größenordnung - für Finanzen und Personal gleichermaßen. Kernaufgabe der Agentur ist die Förderung und Vermittlung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Sie zahlt außerdem die sogenannten Arbeitsersatzentgelte wie Kurzarbeiter- oder Arbeitslosengeld sowie das Kindergeld.

In Summe ergibt dies einen Haushalt, der für 2009 auf rund 41 Milliarden Euro veranschlagt ist. "Die Software für unser Finanzwesen muss dafür ausgelegt sein, unseren Haushalt in seiner Größenordnung zuverlässig zu verwalten", erläutert Klaus Vitt, CIO der BA. Man entschied sich für SAP, weil der "ganzheitliche Ansatz der Lösung" überzeugt habe und die Architektur zukunftssicher sei.

Auch im Personalwesen wartet die Bundesagentur mit Superlativen auf. Mehr als 100.000 Mitarbeiter (umgerechnet auf Vollzeitstellen) arbeiten für Deutschlands größte Behörde. Rund 167.000 vernetzte Arbeitsplätze hat diese zu verwalten. Zentraler Sitz ist Nürnberg, daneben unterhält die BA bundesweit 176 Agenturen sowie 660 Geschäftsstellen.

"Wir werden Standards setzen"

Mehr Transparenz in der internen Verwaltung und eine auf Jahre stabile IT-Infrastruktur erhofft sich die Behörde von der neuen Software. Durch Automatisierung sollen viele Vorgänge beschleunigt werden. In der Personalverwaltung beispielsweise können Mitarbeiter ihre Urlaubsanträge per SAP beantragen. "Wir wollen leistungsfähiger, schneller und effektiver werden", sagte Projektleiter Herbert Pick.

In erster Linie gehe es aber darum, die veralteten Systeme der BA abzulösen. Bislang arbeitet die Agentur in unterschiedlichen Bereichen mit verschiedenen meist eigenentwickelten Anwendungen. Die Modernisierung soll letztlich auch den Kunden zugute kommen. Selbst Agentur-Chef Frank-Jürgen Weise setzt große Hoffnungen in das Projekt: "Wir werden Standards setzen", gab er im Rahmen der Projektpräsentation zu Protokoll.

Die im Oktober 2008 gestarteten verschiedenen Implementierungs- und Rolloutphasen werden von der BA-Zentrale in Nürnberg gesteuert. Als Projektverantwortlicher berichtet Pick direkt an den Vorstand für Finanzen und Controlling. Bis Januar 2011 will er Teile der Software schrittweise produktiv gesetzt haben. Geplant sind zunächst die Umsetzungen im Personalwesen, die Implementierungen im Finanzwesen schließen das Mammutprojekt ab.

Für die Services ging ebenfalls ein Auftrag nach Walldorf: Mit 50 Mann begleitet SAP die Einführung. Ein gleich großes Team steuert Accenture bei. Rund 100 weitere Kollegen kommen aus den unterschiedlichen Bereichen der Bundesagentur (IT, Personal, Finanzen).

Über ein anderes Großprojekt bei der Bundesagentur können Sie sich in dem CIO-Video informieren. BA-CIO Klaus Vitt berichtet hier über den Abschluss der Einführung einer allgemeinen Terminvereinbarung. Damit habe man einen ersten Meilenstein in Richtung Service-orientierte Architektur implementiert, betont Vitt.

Bundesagentur für Arbeit / ERP

Branche

Öffentlicher Dienst

Zeitrahmen

Drei Jahre (Beginn Oktober 2008)

Produkte

SAP ERP Financial Management, SAP ERP Human Capital Management, SAP Netweaver, SAP Enterprise Modeling Applications, verschiedene Add-ons

Dienstleister

IT-Systemhaus der BA, SAP, Accenture

Umfang

41-Milliarden-Haushalt, rund 100.000 Mitarbeiter (fulltime equivalent)

Internet

www.arbeitsagentur.de