Global CIO-Report 2009

Business-CIOs kommen glimpflich davon

30.12.2009 von Thomas Pelkmann
Das Wort von der Krise als Chance ist arg strapaziert. Nimmt man sich CIOs als Beispiel, stimmt es dennoch: Sie sehen trotz schwerer Zeiten gute Chancen für eine erfolgversprechende Arbeit. Die besten Chancen haben die Abteilungen, die schon eng mit dem Business kooperieren.

CIOs lassen sich nicht unterkriegen: Trotz Krisengerede und Budgetkürzungen sehen viele IT-Leiter in der schwierigen Situation die Möglichkeit, die Relevanz von IT-Themen aufzuzeigen und den internen Wertbeitrag der IT zu steigern. Das ist das Ergebnis des Global CIO Reports 2009, für den Capgemini Consulting fast 500 globale CIOs quer durch alle Branchen befragt hat.

Die fortschreitende Industrialisierung der IT ermögliche die Fokussierung auf die Entwicklung weiterführender strategischer IT-Services, heißt es in der Studie. Neben der Auseinandersetzung mit neuen Architekturen und Technologien tritt nach Meinung der befragten CIOs das Information Lifecycle Management damit immer mehr in den Fokus.

Aber die Krise wirkt sich dennoch auf die IT aus: 82 Prozent der CIOs haben ihre IT-Kosten im Jahr 2009 reduziert - im Schnitt um 15 Prozent. Mit einer Reorganisation ihrer IT reagierten 41 Prozent der CIOs. Auch die Neuverhandlung von Dienstleister- und Lieferverträgen (67 Prozent) und der vermehrte Einsatz von Outsourcing (45 Prozent) erschienen vielen IT-Managern als probates Mittel. Damit die Budgetkürzungen von 2009 nicht das Geschäft lahmlegen, beschleunigten aber auf der anderen Seite mehr als die Hälfte der CIOs (55 Prozent) Projekte mit hoher strategischer Relevanz oder mit einem frühen Return on Investment.

Abhängig vom Entwicklungsstand der IT-Abteilungen, die an der Umfrage teilgenommen haben, ordnet Capgemini die Unternehmen in drei Profile ein:

1. Immerhin 24 Prozent arbeiten demnach als "Technology Unit", bei der IT fernab von strategischen Zielen rein kosten- und technologieorientiert geführt wird.

2. Mit 39 Prozent die größte Gruppe sieht sich als "Service Center", das mit paketierten Dienstleistungen und definierten Service-Levels das Geschäft unterstützt. Solche Unternehmen gibt es vor allem in der Energiebranche, im öffentlichen Sektor und im Transport- und Logistikwesen.

3. Fast ebenso groß (37 Prozent) ist die Gruppe der "Business-Technologie-Partner" mit hoher Expertise bezüglich der Geschäftsprozesse. CIOs aus solchen Unternehmen sind zudem häufig in unmittelbarer Nähe des CEOs angesiedelt. Diese hoch entwickelte IT findet sich vorwiegend bei Banken und Versicherungen sowie in den Bereichen Media/Entertainment und Kommunikation.

Business-Technologie-Partner gehören zu den digitalen Gewinnern

Wer zu den digitalen Gewinnern gehören will, schlussfolgert Capgemini unmissverständlich, muss zu dieser Gruppe der "Business-CIOs" gehören. "CIOs mit einem Business-Technologie-Profil haben den Wert des Ziels, die IT näher ans Business heranzuführen, bewiesen", schreibt Capgemini.

Wenig überraschend ist zudem, dass solcherart aufgestellte CIOs auch weniger unter der Budgetkrise leiden als andere. Einen schnellen Weg zum Erfolg gibt es aber nur für solche IT-Abteilungen, die sich von der rein technischen Orientierung bereits zum Service-Partner entwickelt haben. Der direkte Weg von der Technik ins Business, so Capgemini, funktioniere nicht.

Unabhängig von ihrem Entwicklungsstand weisen die meisten IT-Abteilungen ein "recht hohes Niveau an Industrialisierung" auf, meint Capgemini. Die große Mehrheit der CIOs (91 Prozent) priorisiere IT-Projekte gemäß ihres Einflusses auf die Geschäftsstrategie und -ergebnisse.

Eine ebenfalls signifikant große Zahl von 87 Prozent der befragten IT-Verantwortlichen hat einen Strategieplan für die nächsten drei Jahre, immerhin zwei von drei Unternehmen (68 Prozent) verfügen über Service-Standards, sogenannte Service Level Agreements (SLAs).

Herausforderungen im Fokus der CIOs sind neben der Auseinandersetzung mit neuen Architekturen (Cloud Computing) und Technologien (Web 2.0 und Social Networks) auch die Einführung von Governance-Modellen für eine effektivere Zusammenarbeit mit den Geschäftsbereichen zur Sicherstellung eines tragfähigen Information Lifecycle Managements - der nach Ansicht der CIOs nächsten großen Herausforderung für die Unternehmen.

Der Wert der IT bemisst sich nur zu einem kleinen Teil (20 Prozent) am IT-Deployment, das mit passenden Werkzeugen und Infrastrukturen allenfalls die Rahmenbedingungen fürs Business schafft. Der eigentliche Wertbeitrag der IT lässt sich zum weit größeren Teil (80 Prozent) daran festmachen, wie die Mitarbeiter eines Unternehmens die IT-Werkzeuge produktiv in ihre Businessprozesse integrieren.

Krise wirkt als Katalysator für IT und Business

"Die aktuelle ökonomische Situation wirkt wie ein Katalysator auf das Verhältnis von IT und Business", urteilt Capgemini. "Die Krise von heute ist eine einzigartige Gelegenheit, Business und IT noch enger zusammen rücken zu lassen."

Angesichts der anstehenden Herausforderungen erscheint das auch dringend nötig. So müssen CIOs damit umgehen, dass neue Technologien wie Cloud Computing ihre Anstrengungen torpedieren werden, den Grad der Industrialisierung und den Reifegrad der IT insgesamt zu erhöhen. Das Ziel, die operative Leistungsfähigkeit der IT zu verbessern, kollidiert zudem mit der Aufgabe, der Wertbeitrag der IT in den Businessprozessen zu steigern. Und schließlich müssen CIOs eine immer weiter wachsende Informationsflut aus einem breiten Spektrum an Quellen (Lieferanten, Kunden, soziale Netzwerke) nutzen, um das Business in seinem Wissensdurst zu befriedigen.

Wer da sein Haus mit einer weitgehend industrialisierten IT und einer funktionierenden Service-Organisation bestellt hat, ist klar im Vorteil. "Eine signifikante Anzahl von CIOs", so Capgemini, "wendet sich mittlerweile auf dieser Grundlage dem Business zu, um dort auf einem strategischen Level zu kooperieren". Obwohl es schwer genug sei, dem Business eine effiziente IT-Infrastruktur zu bieten, hänge die operative Business Performance nicht allein an der IT, sondern daran, wie die IT bei der Wertschöpfung helfe: Ein Projekt endet nicht mit dem Roll-out der Lösung, sondern fängt da eigentlich erst an, meint das Marktforschungsunternehmen.