Gesamtkosten schwer zu ermitteln

Business Intelligence - vom Umsatzmotor zum Geldfresser

07.05.2008 von Christiane Pütter
Vom Musterschüler zum Schmuddelkind? Der Blick auf Business Intelligence wandelt sich. Immer mehr CIOs machen sich wegen der versteckten Kosten Sorgen und verlangen von den Anbietern im Vorfeld klarere Angaben. Und das sollten sie auch, so die Analysten von Aberdeen in einer Studie.
Die Integration der Daten aus verschiedenen Quellen gilt als eine der größten Herausforderungen beim Schätzen der BI-Gesamtkosten.

"Herauszufinden, was die End User wirklich brauchen, ist ziemlich tricky", seufzt einer der Studienteilnehmer. Ein anderer fügt an: "Beim Aufbau unseres Pilot-Teams mussten wir feststellen, dass wir nicht zu allen Daten Zugang hatten." Es geht um Business Intelligence - und immer öfter drehen sich die Gespräche dabei um Aufwand und Kosten, Mühe und Zeit, die größer sind als angenommen. Bei den Entscheidern setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass BI-Lösungen im Vorfeld auf versteckte Kosten und Folgekosten abgeklopft werden müssen.

Dabei zweifelt niemand an der grundsätzlichen Relevanz von BI. Auf die Frage, welche Technologien in den kommenden zwei bis fünf Jahren die wichtigsten sind, liegt Business Intelligence/Analytics mit 22 Prozent der Nennungen klar vorn. Es folgen Software as a service (15 Prozent) und Mobility/Hand Helds (14 Prozent).

Doch mit wachsender Erfahrung werden sich die BI-Anbieter darauf einstellen müssen, dass ihre Kunden genauer nachfragen.

Die Autoren der Studie wollten wissen, mit welchen Schwierigkeiten CIOs zu kämpfen haben, wenn es um das Abschätzen des Total cost of ownership (TCO) geht. Gut vier von zehn Befragten (42 Prozent) nennen die Daten-Integration aus verschiedenen Anwendungen. 29 Prozent würden BI gern auf mehr Anwender ausdehnen. 27 Prozent führen an, nicht-technische Nutzer täten sich mit den Lösungen schwer.

Die indirekten Kosten von Business Intelligence

Dabei zeigen sich allerdings Unterschiede in den Antworten, denn Aberdeen adelt 20 Prozent der Befragten zu Best-in-Class-Unternehmen, die überdurchschnittlich gute Ergebnisse erzielen. So gelingt es 64 Prozent der BiCs, bei BI-Projekten im Budget-Rahmen zu bleiben. Im Schnitt aller Befragten können das nur 14 Prozent von sich behaupten. 37 Prozent der Klassenbesten halten auch den Terminplan ein. Im Durchschnitt sind es nur 20 Prozent.

Die Suche nach den Ursachen dafür macht deutlich, dass die Best-in-Class-Unternehmen ihre Reports überdurchschnittlich oft automatisch erstellen (41 Prozent versus 35 Prozent). Außerdem haben sie die Nase vorn, wenn es darum geht, systematisch die Bedürfnisse der Endnutzer zu erheben (37 Prozent versus 30 Prozent). Und sie setzen stärker auf Daten-Integration und -Aufbereitung (57 Prozent versus 50 Prozent).

Was will der End User?

Geht es um die Strategien, mit denen die Gesamtkosten von BI bewältigt werden sollen, unterscheiden sich die Studienteilnehmer aber kaum. Sie sind sich darin einig, dass der Entscheider zunächst einmal verstehen muss, was die verschiedenen Endnutzer wirklich brauchen (im Schnitt 40 Prozent der Nennungen). Dann müssen die Datenquellen, die Informationen in die BI-Lösung einspeisen, identifiziert werden (34 Prozent). Schließlich sind Regeln und Kalkulationen zu bestimmen, die für das Reporting benötigt werden (31 Prozent).

Aus welchen Posten setzen sich aber die Gesamtkosten für BI zusammen? Aberdeen hat aus den Antworten der Studienteilnehmer drei Listen zusammengestellt: Direkte und indirekte sowie fortlaufende Kosten.

Im Einzelnen sind das bei den direkten Kosten: Software-Lizenzen, Implementierung, Anwender-Training und Kosten für zusätzliche Hardware.

Die fortlaufenden Kosten von BI

Als indirekte Kosten nennen die Befragten: Ease of use für die Endnutzer, Kompatibilität mit der bestehenden IT-Infrastruktur, Integrationsfähigkeit mit anderen Anwendungen, mangelnde Proprietät der Datenformate, Zeitrahmen der Implementierung und die Verfügbarkeit des Quell-Codes.

Zu den fortlaufenden Kosten-Kriterien zählen: Skalierbarkeit von Daten-Volumen und Nutzern, Ease of Developing, Support-Kosten und die Verfügbarkeit einer Peer Community für Anwendungs- und Entwicklungs-Support.

Open Source als Alternative im Gespräch

Aus einigen dieser Stichworte (Lizenz-Kosten, Quell-Code, Community) erklärt sich, warum nach Beobachtung der Analysten immer öfter Open Source-Produkte diskutiert werden.

Aberdeen rät Entscheidern zu folgenden Schritten:

Für die Studie "Managing the TCO of business intelligence" haben die Analysten von Aberdeen mit Entscheidern aus 420 Unternehmen gesprochen.