Bessere Hardware-Auslastung möglich

CIOs auf der Suche nach der ultra-flexiblen IT

20.04.2005
Grid-Technologie bezeichnet virtuelle Infrastrukturen, die Ressourcen je nach Bedarf automatisch zuweisen und wieder abziehen können. Diese Technik könnte in vielen Unternehmen schneller Realität werden als erwartet. Eine Studie des Marktforschers Quocirca zeigt, dass sich IT-Verantwortliche zunehmend mit dem Thema beschäftigen. Bei der konkreten Umsetzung könnten sich jedoch die Vorteile der Technologie als Hürden erweisen.

Die Analysten beschreiben Grid-Computing als vorläufigen Schlusspunkt der Evolution der IT-Landschaften: Startpunkt ist demnach die zunehmende Standardisierung von Infrastruktur und Anwendungen in Unternehmen, die nach einem Konsolidierungsprozess in der Virtualisierung der Infrastruktur mündet. Grid-Computing wäre dann der nächste logische Schritt: Eine Software verteilt, je nach Bedarf und innerhalb von Minuten oder Sekunden, automatisch die Ressourcen von virtuellen Servern, Speicherplatz und Rechenleistung. Der Wartungsaufwand minimiert sich, die Hardware wird effizienter genutzt.

Der Studie zufolge werden IT-Leiter weltweit immer aufmerksamer auf die neue Technologie und ihre Vorzüge. Um die Akzeptanz des Grid-Computing zu dokumentieren, hat Quocirca verschiedene Indizes erstellt. Im Vergleich zu einer Untersuchung aus dem September vergangenen Jahres hat sich dieser deutlich erhöht: So hat sich der "Wissensindex", er beschreibt, ob die CIOs die neue Technik kennen, in neun Monaten von 2.74 auf 5.81 Punkte erhöht. Auch der so genannte "Benefit-Index" ist von 2.25 auf 4.58 deutlich gestiegen. Er gibt an, ob sich die IT-Leiter Vorteile von der Technik versprechen.

Aus der Untersuchung geht hervor, dass die CIOs Grid-Computing umso positiver bewerten, je stärker sie die IT in ihren Unternehmen bereits standardisiert haben. Standardisierung ist eine der technischen Grundvoraussetzungen für Grid-Computing. Der Studie zufolge haben Firmen aus dem asiatisch-pazifischen Raum die IT-Standardisierung am weitesten vorangetrieben. Betriebe aus Europa und USA haben arbeiten demnach häufiger mit komplexen und diversifizierten Infrastrukturen.

Die Quocirca-Analysten warnen davor, die neue Technik voreilig einzusetzen. Erst sollten die Unternehmen Erfahrungen mit manuell konfigurierten und gesteuerten virtuellen Infrastrukturen sammeln, bevor sie auf automatisierte Grid-Lösungen umsteigen.

Diesen Schritt fassen der Studie zufolge immer mehr Firmen ins Auge: Die Zahl der Betriebe, die bereits konkrete Pläne für die Einführung einer Grid-Lösung haben, ist seit der letzten Befragung um rund 15 Prozent gestiegen. Die meisten Unternehmen arbeiten allerdings noch an der Vorstufe: Dem Einsatz virtueller Server und Speicher. Im Vergleich zur letzten Erhebung ist der Anteil der Firmen, die diesen Schritt planen, zwischen 50 und 80 Prozent gestiegen.

Von den Unternehmen, die bereits mit Grid-Technik arbeiten oder diese innerhalb des nächsten Jahres einführen wollen, setzen fast drei Viertel (69 Prozent) die Technologie für zentrale Anwendungen ein: Enterprise Ressource Planning (ERP), Customer Relation Management (CRM) oder Supply Chain Management (SCM). Mehr als die Hälfte nutzen Grid-Technik für Call-Center-Anwendungen, beinahe ebenso viele für Internet Applikationen, etwa Online-Sales.

Die größte Hürde für die Einführung von Grid-Computing ist nach Meinung der Befragten die mangelnde Aufmerksamkeit für das Thema in den Unternehmen. Das zu ändern ist allerdings ein schwieriges Unterfangen: Die Vorteile des Grid-Computing, Ressourcen je nach Bedarf schnell und variabel den verschiedenen Abteilungen und Anwendungen zur Verfügung stellen zu können, wirken sich ausgerechnet hier hinderlich aus.

Budgetplanungen in Unternehmen sind meist einzelnen Projekten oder Abteilungen zugeordnet. Grid-Computing dagegen funktioniert genau anders herum. Deshalb ist es schwierig, eine detaillierte Kosten-Nutzen-Rechnung aufzustellen, mit der CIOs dann für die neue Technik werben können.

Gegen eine Einführung von Grid-Computing spricht aus Sicht der CIOs außerdem, dass die derzeit am Markt erhältlichen Lösungen noch nicht ausgereift genug sind. Außerdem fehle es zurzeit noch an Wissen und Erfahrung mit der Technik sowie an Standards.

Trotz dieser Hindernisse sind sich die Quocirca-Analysten sicher, dass die Grid-Technologie in den nächsten Monaten und Jahren von beinahe allen größeren Firmen und Organisationen eingesetzt wird.

Für die Studie hat Quocirca 1.356 IT-Entscheider aus Europa, den USA und dem asiatisch-pazifischen Raum befragt. Berücksichtigt wurden sowohl große, internationale Konzerne, als auch mittelgroße bis große national agierende Unternehmen aus allen Branchen. Die gleiche Umfrage hatte Quocirca schon einmal im September vergangenen Jahres unter europäischen IT-Entscheidern durchgeführt.