Häufiger Dienstleister als Strategen

CIOs haben keine Zeit für Innovationen

06.05.2013 von Werner Kurzlechner
Die Rolle des CIOs ist komplex. Sie umfasst geschlagen 40 wichtige Aspekte, die gemeistert werden müssen. Auch deshalb fehlen vielen IT-Chefs die Freiräume, um Strategien zu entwickeln und Innovationen voranzutreiben.
42 Prozent sehen sich als Dienstleister: ein grafischer Überblick über das Rollenverständnis der befragten CIOs.
Foto: Emerson Network Power

Nur jeder vierte CIO weltweit betrachtet sich als Business-Strategen oder Innovator. Das geht aus einer Umfrage des Security-Anbieters Emerson Network Power hervor, für die 560 IT-Chefs befragt wurden. Angesichts der lebhaften Debatte um die sich wandelnde Rolle des CIOs und die wachsende Bedeutung der IT für eine vorausschauende Unternehmensstrategie ist dieses Ergebnis durchaus überraschend.

Vorherrschend ist demnach immer noch die Rolle des CIOs als IT-Dienstleister fürs Business. 42 Prozent der Befragten definieren ihre Aufgabe so. Ein Viertel wählte die Antwort IT-Partner, also immerhin Partner auf Augenhöhe mit Einfluss auf die Geschäftspolitik. 15 Prozent verstehen sich als Geschäftspartner, der auch Business-Strategien entwickelt. Nur jede Zehnte IT-Chef sieht sich als Innovator.

Speziell in Europa nehmen 8 Prozent ihre Abteilung sogar als reine Kostenstelle wahr. Das ist im globalen Vergleich der höchste Anteil. Nur 23 Prozent sehen sich als Business-Stratege oder Innovator. Das wiederum ist der geringste Wert. In Asien und Lateinamerika sind es immerhin 33 beziehungsweise 31 Prozent. 39 Prozent der europäischen CIOs definieren sich als IT-Dienstleister, 30 Prozent als IT-Partner.

„Die Herausforderung, mit der sich viele CIOs im Hinblick auf die Integration strategiebezogener Aufgaben in ihr Rollenprofil konfrontiert sehen, scheint die hohe Komplexität der Rolle zu sein“, heißt es in der Studie. Es gebe alleine 40 Aspekte, die von den Befragten als sehr oder außerordentlich wichtig genannt würden. Die CIOs seien sich zumeist zwar der strategisch wichtigen Prioritäten bewusst. Dennoch hätten sie alle Hände voll damit zu tun, den Betrieb der IT-Infrastruktur zu gewährleisten.

„Man kann sich oft nur schwer vom Alltagsgeschäft lösen, doch angesichts von Trends wie Social Media, Mobility und datenbasierte Entscheidungsfindung nimmt die Bedeutung der IT für die Gewinnung und Betreuung von Kunden weiter zu“, kommentiert Steve Hassell, ehemaliger CIO von Emerson und derzeit President des Unternehmensbereichs Avocent von Emerson Network Power.

Zwölf Prozent der Befragten – in Europa sogar 13 Prozent – gaben an, mit den geschäftlichen Anforderungen nicht Schritt halten zu können. Nur 28 Prozent sagten, sie seien den Anforderungen sogar einen Schritt voraus. Sogar leicht unter dieser Marke liegen die Werte in Europa und den USA. In Lateinamerika hat demgegenüber jeder dritte CIO die Dinge mehr als im Griff.

Hälfte rechnet mit Umbrüchen

Die überwältigende Mehrheit der CIOs habe einen Wandel ihres Rollenprofiles erlebt und erwarte Veränderungen auch für die Zukunft, heißt es weiter in der Studie. 90 Prozent der Befragten berichten von zumindest leichten Veränderungen in der Vergangenheit. In Europa und den USA rechnet etwa die Hälfte mit weiteren Umbrüchen in den kommenden fünf Jahren. In Lateinamerika und Asien sind es sogar weit über 70 Prozent.

„Der Übergang zur Cloud-Technologie wirkt sich auf alle betriebsbezogenen Prozesse aus“, zitiert die Studie einen CIO aus den USA. „Daher denke ich, dass hierin die größte Herausforderung besteht.“ Die Studie selbst nennt neben Cloud Computing die Integration neuer Technologien und Virtualisierung als wichtigste Handlungsfelder.

Der Optimierung von Management- und Betriebsprozessen wird ebenfalls eine maßgebliche Rolle in der künftigen Entwicklung der CIO-Rolle zugesprochen. Diese Verbesserungen umfassen laut Studie unter anderem die Übernahme von mehr Verantwortung für geschäftliche Entscheidungen, die Schulung Dritter zur Auswertung von Datenanalysen und die Beteiligung an der Steigerung der Unternehmensrentabilität durch Integration von Technologien zur Umsatzsteigerung und Kostensenkung.

„Viele IT-Fachkräfte unternehmen Schritte, um sich zu strategischen IT-Verantwortlichen zu entwickeln“, lautet das Fazit der Studie. „Doch wird aus dieser Studie ersichtlich, dass noch Raum für Optimierungen besteht, speziell im Hinblick auf innovationsbezogene Budgetplanung und die Vorgabe von Richtlinien für neue Technologieanwendungen.“ Das betreffe etwa den Einsatz von Social Media-Tools im Bereich Collaboration.
Die Studie „Der CIO der Zukunft“ ist bei Emerson Network Power erhältlich.