IT-Projektdauer treibt Kosten

CIOs legen ERP-Vorhaben auf Eis

04.12.2009 von Andreas Schaffry
25 Prozent der CIOs führen aufgrund geringerer IT-Budgets derzeit keine neue ERP-Software ein. Zugleich stoppen sie bereits begonnene Projekte bis auf Weiteres - unter anderem weil die Projektkosten aus dem Ruder laufen.

Wer hätte das gedacht. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage kappen Unternehmen Kosten in allen Bereichen. Dabei fahren sie auch IT-Investitionen zur Implementierung neuer Unternehmens-Software zurück, insbesondere gilt das für Projekte im Bereich Enterprise Resource Planning (ERP).

Weniger IT-Budget, weniger ERP-Projekte

Knapp ein Viertel der Unternehmen in Großbritannien hat derzeit Pläne zur Einführung eines neuen ERP-Systems komplett gestoppt, wie eine aktuelle Untersuchung des britischen Non-Profit-Researchers National Computing Centre (NCC Research) herausfand.

41 Prozent der Firmen haben selbst bereits laufende ERP-Projekte auf Eis gelegt. Etwa 29 Prozent der befragten CIOs gehen davon aus, geplante IT-Vorhaben ohne finanzielle Einschnitte durchführen zu können. Nur sechs Prozent konnten ihre IT-Budgets für die Einführung neuer Enterprise Applikationen erhöhen.

Zeit- und Kostenersparnisse lösen sich in Luft auf

Laut Studie ist die Wirtschaftskrise zwar ein wichtiger Grund für den Stopp von ERP-Projekten, doch nicht der einzige. Weitere Faktoren sehen die Marktforscher unter anderem in hohen Initial-Kosten einer ERP-Implementierung sowie massiven Überschreitungen des für die Einführung vorgegebenen Zeitrahmens. Das habe in der Summe dazu geführt, dass sich die versprochenen Einsparpotenziale, etwa bei der Abwicklung von Prozessen, praktisch in Luft aufgelöst hätten.

18 Prozent der Befragten gaben an, dass die tatsächlichen Kosten für ERP-Einführungen deutlich über dem dafür eingeplanten Budget gelegen hätten, 53 Prozent gaben an, dass diese überschritten wurden.

Als größte Problemzone und Kostentreiber identifizierten die Marktforscher die Dauer der IT-Projekte. Knapp ein Viertel der Firmen klagte, dass die tatsächliche Implementierungszeit die veranschlagte Projektdauer erheblich überschritten habe. 53 Prozent erklärten, der kalkulierte Zeitrahmen sei spürbar überschritten worden.

Customizing schafft Probleme beim Release-Wechsel

Ein weiteres Problem: Viele Betriebe müssen ihre ERP-Anwendungen an die Unternehmensprozesse anpassen. Knapp 60 Prozent bezeichnen das damit verbundene Customizing des ERP-Systems als sehr erheblich oder erheblich. In 47 Prozent der Fälle erfüllen die implementierten ERP-Systeme die Prozessanforderungen weitgehend.

Nur sechs Prozent teilten mit, dass keinerlei Anpassungen erforderlich waren. Hinzu kommt, dass die Erweiterungen der ERP-Standard-Funktionalitäten in den meisten Fällen zu Schwierigkeiten beim Release-Wechsel auf eine neuere beziehungsweise die aktuelle Software-Version führten.

SaaS als Alternative

Als Alternative zur Inhouse-Installation erwägen 58 Prozent der Firmen künftig ERP-Funktionalitäten im Software-as-a-Service-Modell (SaaS) zu beziehen. Derzeit hat sich SaaS jedoch noch nicht durchgesetzt. Lediglich sechs Prozent der Befragten nutzen diese Option. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung ist, dass nur wenige Firmen den Return on Investment (ROI) ihrer IT-Investitionen anhand konkreter Geschäftsszenarien berechnen oder belastbare Metriken einsetzen, um den Einfluss des ERP-Systems auf die Geschäftstätigkeit zu messen.

Unternehmen aus verschiedenen Branchen befragt

Im Rahmen der Studie befragte NCC Research in Großbritannien über 100 Unternehmen aller Größen und aus verschiedenen Branchen. 30 Prozent der Befragten kommen aus der Fertigungsindustrie, 24 Prozent aus dem öffentlichen Sektor, zwölf Prozent aus dem Handel, jeweils acht Prozent aus den Bereichen Logistik sowie IT und Telekommunikation und sechs Prozent aus dem Finanzdienstleistungs-Sektor.

18 Prozent der Firmen setzen pro Jahr mehr als eine Milliarde englische Pfund um, 24 Prozent zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Pfund, 46 Prozent zwischen 50 und 500 Millionen Pfund und zwölf Prozent weniger als 50 Millionen Pfund.