Studie von Ernst & Young

CIOs wollen gar nicht in den Vorstand

27.11.2012 von Bettina Dobe
Überraschend: Selbst viele IT-Chefs unter 40 sehen ihren Posten schon als Karriere-Höhepunkt. Für die, die nach mehr streben, hat Ernst & Young sechs Tipps.

Gibt es ein CIO-Gen? Zumindest haben die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young unter dem Titel "The DNA of the CIO" Daten über den typischen CIO veröffentlicht: Er ist 43 Jahre alt, männlich und macht seinen Job seit fünf Jahren. Diese Kriterien treffen in Deutschland etwa zu auf die Top CIOs der Medienbranche. Dass CIOs meist ein Y-Chromosom haben, wird in der Studie überaus deutlich: 96 Prozent der Befragten waren Männer. Natürlich gibt es auch eine ganze Reihe weibliche CIOs, aber ihr Anteil ist noch immer gering.

Jeder Zweite hat einen IT-Abschluss

Ernst & Young hat auch ermittelt, welche Eigenschaften ein CIO braucht, um seine Karriere weiter voranzutreiben. Normalerweise hat ein CIO einen IT-Abschluss. Dies gab die Hälfte der von den Wirtschaftsprüfern Befragten (49 Prozent) an. Nur jeder Zehnte hat einen MBA, also einen Master of Business Administration. Die meisten haben ihr ganzes Leben in der IT verbracht, nur die wenigsten haben einen Uni-Abschluss mit wirtschaftswissenschaftlichem HIntergrund. Wissen aus diesem Bereich muss sich der Durchschnitts-CIO schon selbst aneignen. Und das sollte er auch, wenn er seine Karriere vorantreiben will.

Weitere Ausstattungen: Der typische CIO ist laut eigenen Angaben hochmotiviert, arbeitet sehr hart und erfüllt die Erwartungen der Geschäftsleitung. Da die Vorstellungen der anderen Top-Manager aber häufig sehr niedrig angesiedelt sind, fällt es den meisten CIOs leicht, bei den Chefs zu punkten, sagen die Top-ITler von sich selbst. Neun von zehn CIOs gaben an, dass ihre Eigenleistung sie in ihre Führungsposition gebracht habe. Kein Wunder, dass die Jobzufriedenheit bei den meisten CIOs sehr hoch ist: Auf einer Skala von 1 bis 10 erreichte sie 7.7 Punkte.

Wenige schaffen es in den Vorstand

Ganz nach oben in den Vorstand des Unternehmens zu kommen, das schaffen nur die wenigsten CIOs. Weniger als 20 Prozent erreichen in ihrem Berufsleben eine solche Position. Aber das ist auch gar nicht das Ziel der meisten IT-Führungsverantwortlichen: 64 Prozent der Befragten sahen ihren Job bereits als das Ende des Weges an und nur ein Prozent weniger (63 Prozent) gab an, dass sie gern auf dieser Position bleiben würden. Ein Drittel wollte auch gar nicht mehr erreichen, also etwa in einem anderen Unternehmen arbeiten oder mehr Mitarbeiter unter sich haben: Die Befragten waren sehr glücklich mit ihrem Arbeitsplatz.

Diese Jobzufriedenheit ist altersunabhängig: Auch bei den CIOs unter 40 Jahren liegt die Zahl derjenigen, die ihre Karriere schon auf dem Höhepunkt sehen, bei 27 Prozent. Der durchschnittliche CIO ist also sehr glücklich mit seinem Job.

Nur etwas trübt die allgemeine Zufriedenheit. CIOs fühlen sich nicht richtig ernst genommen: Nur 17 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in ihrem Unternehmen als vollwertiges Mitglied der Führungsebene wahrgenommen werden. IT sei nur der "Helpdesk", der nicht wesentlich zum Unternehmenserfolg beitrage. Dazu passt auch, dass die Erwartungen der Geschäftsleitung an die IT so niedrig sind.

Würde sie CIOs mehr zutrauen, könnten diese nach Ansicht der Studienautoren noch mehr leisten. Die Nicht-ITler in der Führungsebene sehen die Rolle des CIO laut der Studie von Ernst & Young tatsächlich eher in der des PC-Heilers, anstatt in der eines Managers mit weitergehender Verantwortung: Nur etwas mehr als ein Drittel der befragten C-Level Manager gaben an, dass die IT einen wichtigen Beitrag zu Strategientschiedungen leiste.

Kein Wunder also, dass andere Manager in Gesprächen mit CIOs nur das IT-Budget im Blick haben, sagten jedenfalls die in der Studie befragten Business Manager. Vor dem Hintergrund beachten CIOs laut der Studie in solchen Gesprächen zu wenig: Sie bringen ihren Top-Manager-Kollegen zwar die technische Seite ihrer Tätigkeit näher. Aber wer wirklich an die Spitze kommen will, sollte auch die Sprache der Finanzen sprechen. So macht ein IT-Leiter klar, welchen Business-Value seine Abteilung für das ganze Unternehmen hat.

CIOs wollen ihre Kommunikationsstärke ausbauen

Kommunizieren und Netzwerken, das muss der typische CIO noch lernen. In seinen Genen scheint das noch nicht zu stecken.
Foto: MEV Verlag

Die Firmenkultur scheint sich nur langsam zu ändern: Weniger als die Hälfte der befragten CIOs gab an, dass sich ihre Rolle im Unternehmen verbessert hätte und sie nun mit anderen Augen gesehen würden. Zum Teil scheint das auch die Schuld der CIOs selbst zu sein.

Die Analyse von Ernst & Young verdeutlicht: In Sachen Kommunikation kann der normale CIO noch dazu lernen: Seine Mitarbeiter gut führen und klar kommunizieren, diese Fähigkeiten sind ausbaufähig. Immerhin über ein Drittel (37 Prozent) sagten, dass sie an ihrer eigenen Kommunikation noch arbeiten müssten. Das heißt nicht, dass CIOs die zwischenmenschliche Ebene nicht als wichtig erachten, 79 Prozent taten das nämlich sehr wohl. 81 Prozent gaben an, dass die Fähigkeit zu führen eine der wichtigsten Charaktereigenschaften in ihrem Job sei.

Netzwerken ist wichtig

Um aber einen Chefposten zu ergattern, reicht es nicht aus, Smalltalk zu beherrschen. Der Durchschnitts-CIO weiß das auch: Drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie an ihren Networking-Skills arbeiten müssten, um eine höhere Position im Unternehmen zu erreichen. Nur die wenigsten scheinen das aber umzusetzen, wie die Umfrage ergab. So erkennt der typische CIO zwar, dass er mehr für seine Karriere tun müsste. Interne Politik rangierte auf der Prioritäten-Liste allerdings ganz unten. Ein kleiner Lichtblick: 35 Prozent gestehen dieser Art von Networking immerhin eine wichtigere Position in ihrem Berufsleben zu als in früheren Untersuchungen von Ernst & Young, so die Studie.

Wenn ein CIO einem Top-Manager-Kollegen hilft, kann sich das positiv auf seine Karriere auswirken.
Foto: Carly Hennigan - Fotolia.com

Die meisten CIOs sind mit ihrer Position vollauf zufrieden, nur wenige wollen weiter nach oben in den Vorstand. Für diejenige CIOs, deren Karriere-Gen stärker ausgeprägt ist, hat Ernst & Young hat aus den Erkenntnissen der Studie sechs Tipps zusammengestellt, mit denen ein IT-Führungsverantwortlicher seine Karriereweichen stellt. Und schließlich gaben 35 Prozent der befragten CIOs zu, dass sie eine Karriereberatung bräuchten: Sie wollen sich entwickeln, können aber nicht.

6 Tipps, wie ein CIO Erfolg hat

1. Dokumentieren Sie Ihre Leistungen. Um das Vertrauen der Führungsebene zu gewinnen, sollte ein CIO seine Leistungen gut dokumentieren. So vermittelt er, dass er vertrauenswürdig ist und dass auf ihn (oder sie) Verlass ist.

2. Wissen, was die anderen Topmanager tun. EIn CIO sollte über die anderen Unternehmensbereiche Bescheid wissen. Nur, wenn er weiß, welche Sorgen etwa der Finanzvorstand hat, kann er auch Hilfestellung bieten. Auch wenn die IT nicht zum HR-Experten werden muss - ein Verständnis für die "key issues" im Personalmanagement ist karrierefördernd.

3. Aushelfen. Springen Sie ein, wenn ein anderer Top-Manager Hilfe braucht, auch wenn es nicht zu ihren Kernkompetenzen gehört. So schaffen Sie eine besseren Ausgangsbasis für Ihre eigene Karriere. Und wer weiß, auf wessen Hilfe Sie einmal selbst angewiesen sind.

4. Netzwerken: Formell und informell. Natürlich sind Meetings wichtig. Aber ein Kaffee oder ein gemeinsames Mittagessen auch ohne konkreten Anlass leisten einen mindestens ebenso großen Beitrag, um eine persönliche Beziehung zu etablieren und zu fördern.

5. Bilden Sie funktionsübergreifende Teams: Abteilungsübergreifende Teams, die gemeinsam an Ideen für die Zukunft arbeiten und Projekte entwickeln: Die IT muss ein Teil davon sein, allen voran der CIO.

6. Begeistern Sie andere für die IT. Andere ansprechen, motivieren und zu gemeinsamen Projekten anregen, das fällt vielen CIOs schwer. Genau das kann aber entscheidend sein, um die eigene Karriere voranzutreiben. Springt ein IT-Leiter über seinen eigenen Schatten, kann das einen Schritt in Richtung CEO bedeuten.

Ernst & Young befragte 326 Senior IT Manager in Asien, Europa und den USA. 96 Prozent der Befragten waren Männer. Ein Drittel der Befragten waren zwischen 40 und 49 Jahren alt, 31 Prozent zwischen 30 und 39. Nur 17 Prozent der Befragten war Mitglied des Aufsichtsrates.