Banken und Finanzdienstleister

Das Einmaleins der Kundenbindung

15.04.2008 von Andreas Schaffry
Die finanziell angespannte Lage der Banken und Finanzdienstleister durch schlecht besicherte Immobilienkredite führt zu geringeren Gesamtinvestitionen im IT-Bereich. Die Ausgaben für Business-Information-Systeme hingegen steigen, denn Unternehmen aus der Finanzbranche müssen ihre Kunden durch noch bessere, günstigere und vor allem sichere Angebote überzeugen. Zu dieser Einschätzung kommen die Marktforscher von Techconsult in einem Branchenbericht.
Während die Gesamtausgaben für IT-Systeme bei Banken und Finanzdienstleistern leicht rückläufig sind, steigen die Investitionen in Business Information Systeme.

Banken und Versicherungen steuern rund 13 Prozent zu den gesamten Umsätzen mit Informations- und Telekommunikations-Technologien der deutschen Wirtschaft bei. Die aktuelle Krisenlage im Finanzdienstleistungs-Sektor, die bei vielen Banken zu selbstverschuldeten Milliardenverlusten führten, beeinflusst auch das Investitionsverhalten in die IT.

Weniger Geld für die IT in anspruchsvollem Markt

Insgesamt will die Branche in diesem Jahr rund 9,6 Milliarden Euro, etwas weniger als im Vorjahr prognostiziert, für ihre IT ausgeben. Mehr Geld wollen die Banken in den nächsten beiden Jahren vor allem für das Datenbank-Management, Groupware-Lösungen Enterprise-Content-Management-Lösungen sowie Data-Warehouse- und Business-Intelligence-Software sowie Sicherheits-Software ausgeben.

Banken und Finanzdienstleister agieren in einem anspruchsvollen Umfeld und realisieren drei Viertel der Prozesse entlang der Wertschöpfungskette im eigenen Haus. Zum Vergleich: In der Automobilindustrie liegt der Faktor bei weniger als einem Viertel, da Hersteller immer mehr Arbeiten an ihre Zulieferer übertragen.

Stärkere Kundenorientierung

Gleichwohl sind bestimmte Prinzipien, wie etwa die schlanke Produktion (Lean Production) in der Fertigungsindustrie, auch auf Finanzdienstleister übertragbar. Damit lassen sich vor allem die im Finanzsektor so wichtigen Prozesse wie Kundenbetreuung und -beratung verbessern und effizienter gestalten.

Erforderlich hierfür sind unter anderem die noch engere Verzahnung zwischen Front- und Backoffice sowie der Aufbau bzw. Ausbau mobiler sowie Internet gestützter Vertriebskonzepte und die Auswertung von Kundendaten mittels intelligenter Business-Intelligence-Werkzeuge.

Das hat Auswirkungen auf die zugrundeliegenden IT-Lösungen. Eine stärkere Kundenorientierung verlangt die unternehmensweite Verknüpfung von Anwendungen und E-Business-Lösungen, etwa durch Technologien für Enterprise Application Integration (EAI) oder Service Orientierte Architekturen (SOA). Damit einher geht eine verstärkte Standardisierung von Prozessen sowie von Anwendungen und Systemen.

Höhere regulatorische Anforderungen

Hinzu kommen erweiterte regulatorische Anforderungen wie Basel II und Solvency II. Diese stellen an Banken und Versicherungen hohe Anforderungen an die Berichts- und Dokumentationspflicht von Transaktionen.

Diese lassen sich mit prozessunterstützenden IT-Lösungen für das Dokumenten-Management bzw. das Enterprise Content Management (ECM) sowie ERM-Systeme (Electronic Resource Management) für die Risiko-Bewertung erfüllen.

Sichere Transaktionen

Sicherheit ist ein weiteres großes Thema im Finanzsektor, nicht zuletzt weil trickreiche Phisher Zugangsdaten von Kunden abgreifen oder kriminelle Hacker Kreditkartennummern stehlen. Banken und Finanzdienstleister wollen deshalb ihre Ausgaben für Sicherheits-Systeme bis 2009 um mehr als zwei Drittel erhöhen.

Die gestiegenen Anforderungen machen zusätzliche Speicherkapazitäten erforderlich und belasten Server sowie Datenbanken durch höhere Rechenleistungen. Deshalb gewinnt auch im Finanzsektor nutzungsabhängige Bereitstellung von Rechenkapazitäten und IT-Dienstleistungen künftig immer mehr an Bedeutung.

Zu diesen Ergebnissen kommt das Beratungsunternehmen Techconsult in einem Branchenbericht zu Banken und Versicherungen.