PC-Markt Deutschland

Das Minusgeschäft

07.02.2005 von Rolf Roewekamp
CIOs haben 2004 deutlich weniger Rechner erneuert als erwartet. Der Markt wächst kaum noch: Nach PCs stehen selbst Server-Sparten vor dem Verkauf.

Wir tauschen unsere PCs erst aus, wenn sie quietschen." So beschrieb kürzlich auf einem Kongress ein CIO seine Erneuerungsstrategie. Dass die Sicherheitsgefahren durch ausfallende Upgrades extrem steigen und sich die TCO nach drei Jahren per annum verdreifachen, verdrängen Unternehmen. In einer deutschen Bank, erzählte die Gartner-Analystin Meike Escherich, laufen noch 10 000 Maschinen auf dem Betriebssystem NT 4 - Microsoft stellte den Support für NT 4 Ende 2004 ein.

Altes Betriebssystem heißt alte Rechner. "Unternehmen bleiben bei dem Betriebssystem, mit dem sie den Rechner gekauft haben. Das Aufrüsten von PCs ist in Deutschland ungewöhnlich", weiß Eschereich. "Deutsche Unternehmen haben im Durchschnitt die älteste Betriebssystembasis in Europa."

Erst in zwei Jahren will die Bank das Betriebssystem und damit auch die Rechner erneuern. So machen es viele Firmen. Escherich prognostiziert: "Wer die Rechner nicht voriges Jahr erneuert hat, wird es frühestens in zwei Jahren angehen. Die Top-500-Unternehmen werden in den nächsten Jahren kaum noch kaufen." Laut Gartner müssen sich Anbieter an geringe Zuwachsraten gewöhnen: "Der Markt wird bis 2008 durchschnittlich um fünf bis sechs Prozent wachsen. Das ist nichts gegenüber frühren Raten von 15 bis 20 Prozent."

Auch höhere Leistungsanforderungen an die Rechner treiben den Markt nicht. "Unternehmen arbeiten mit serviceorientierten Architekturen und Web-Services daran, vorhandene Business-Applikationen schlanker zu gestalten und flexibler zur Verfügung zu stellen", begründet dies Meta-Group-Berater Marcus Hammer.

Besondere Services und spezielle Applikationen kurbeln das Geschäft ebenfalls nicht mehr an. Der Markt läuft nur noch über den Preis. Berater Hammer: "Die Geräte sind ausgereift und nicht mehr geschäftskritisch. Es ist CIOs egal, von welchem Anbieter sie die Geräte kaufen und wo die Rechner hergestellt werden."

So war es nur konsequent, dass IBM seine PC-Sparte im Dezember 2004 an den chinesischen Hersteller Lenovo für 1,25 Milliarden Dollar verkaufte. Obwohl IBM schon die meisten Teile der Rechner nicht mehr selbst gebaut hatte, machten die eigenen Gemeinkosten die Geräte zu teuer. Geringere Löhne, weniger gesetzliche Regelungen und laxere Umwelt- und Sicherheitsauflagen machen die Produktion in China billiger.

Nach Ansicht von Gartner und Meta Group zahlen die meisten Anbieter seit Jahren im PC-Geschäft drauf. Von 2001 bis 2004 butterte IBM fast eine Milliarde Dollar in die PC-Sparte. Doch dieses Minusgeschäft macht Hersteller für neue Szenarien offen. "Anbieter sprechen jetzt über Dinge, die vor ein, zwei Jahren noch undenkbar waren", weiß Hammer. "Sie suchen Joint-Venture-Partner oder wollen Herstellung und weitere Wertschöpfungsstufen wie die Vertriebslogistik aus der Hand geben. Am Ende konzentrieren sich bisherige Hersteller nur noch auf die Branding-Kompetenz."

Hammer sieht diese Entwicklung auch auf den Servermarkt zukommen. "Auch Hersteller von Highend- und Midrange-Servern geraten immer stärker unter Druck." Zwei- und Vier-Prozessor-Maschinen werden zunehmend in Business-kritischen Betrieb und für Aufgaben eingesetzt, die bislang meist teure Highend-Unix-Systeme erledigten.